• 26.09.2012 11:07

  • von Dominik Sharaf

Grand Prix in Thailand: Spielt die Bevölkerung mit?

Während Bernie Ecclestone durch das Zentrum von Bangkok rasen will, befürchtet ein Spitzenbeamter, dass die Anwohner nicht hinter diesem Plan stehen könnten

(Motorsport-Total.com) - Thailand meint es ernst mit seinen Bemühungen um ein Formel-1-Rennen: Nachdem die Regierung bei einer Pressekonferenz in Monaco das Vorhaben im Mai offiziell bekannt gemacht und in den vergangenen Monaten Gespräche mit Bernie Ecclestone geführt hatte, diskutieren die Verantwortlichen die Standortfrage. Hoch im Kurs steht die Ratchadamnoen Avenue. Der Formel-1-Zampano soll Gerüchten zufolge die Prachtstraße im Herzen von Bangkok als Austragungsort favorisieren.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber auf der Ratchadamnoen Avenue: Wiederholt sich das 2014?

Sie war schon im Jahr 1939 für einen Grand Prix vorgesehen. Die Pläne durchkreuzte damals der Zweite Weltkrieg, heute könnten es denkmalgeschützte Gebäude, heilige Städten und die Anwohner sein. Das zumindest legt ein hoher Beamter, der namentlich nicht genannt werden will, gegenüber der 'Bangkok Post' nahe: "Es wäre nicht einfach, ein Rennen in Bangkok zu veranstalten. Wir müssten eine öffentliche Anhörung organisieren, um sicherzustellen, dass die Anwohner der Idee zustimmen."

In einem Land, in dem weiterhin große Teile der Bevölkerung an der Armutsgrenze und darunter leben, geht es den Menschen nicht nur um ein Motorsport-Spektakel: "Eine große Zahl von ihnen schert sich eher darum, zu überleben und ist nicht Feuer und Flamme für die Formel 1", gibt der Spitzenbeamte zu bedenken. Die Begeisterung jedoch spricht für die Ratchadamnoen Avenue: Als Mark Webber dort 2010 einen Red-Bull-Showrun absolvierte, kamen mehr als 100.000 Menschen.

Suwat Sidthilaw, der einen Tourismusboom erwartet, klingt euphorischer: "Es wäre eine echte Herausforderung für Thailand. Es gäbe einige Probleme zu lösen, wie die Lärmbelästigung", so der für Tourismus und Sport zuständige Staatsekretär gegenüber der 'Bangkok Post'. Ecclestone soll Gerüchten zufolge einem Platz im Rennkalender für die Saison 2014 bereits zugestimmt haben und auf ein Nachrennen bestehen.

Die Regierung würde 60 Prozent der Kosten tragen, den Rest lokale Sponsoren wie die Großbrauerei Singha und der mehrheitlich in thailändischer Hand befindliche Red-Bull-Konzern übernehmen. Chalem Yoovidhya, Sohn des Energybrause-Erfinders Chaleo, war beim Grand Prix in Singapur am Wochenende wie jedes Jahr vor Ort und sprach mit Bernie Ecclestone - vielleicht auch über konkrete Pläne für ein Rennen in seinem Heimatland.

Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef), Christian Horner (Red-Bull-Teamchef)

Ecclestone (links) mit Red-Bull-Teamchef Horner und Yoovidhya in Singapur Zoom

Alternative Standorte, die die Miniserien derzeit prüfen, wären der Industriestandort Chonburi im Zentrum des Landes sowie die Universitätsstadt Chiang Mai im Norden Thailands.