• 23.09.2012 23:25

  • von Dieter Rencken

Button: "Meine WM-Chance ist sehr klein"

Jenson Button kann sich mit Platz zwei in Singapur schnell anfreunden: Siegchancen nur zu Beginn - McLaren muss an Zuverlässigkeit arbeiten: "Alles andere passt"

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button hat sich mit Platz zwei im Nachtrennen von Singapur 18 weitere Zähler für sein WM-Konto gesichert. Der Brite lag im ersten Renndrittel auf dem dritten Rang, rutschte aber nach dem Technikdefekt am Schwesterauto von Lewis Hamilton um einen Platz nach vorn. Button versuchte den späteren Rennsieger Sebastian Vettel unter Druck zu setzen, und wäre diesem beim Restart nach einer Safety-Car-Phase fast ins Heck gefahren.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button sichert sich durch Platz zwei in Singapur 18 WM-Punkte Zoom

Frage: "Jenson, was ist beim Restart passiert?"
Jenson Button: "Sebastian hat immer wieder beschleunigt und gebremst. Ich hatte solch große Geschwindigkeitsunterschiede nicht erwartet. Ich bin also auf die Bremse gestiegen, die Räder haben blockiert und ich bin knapp an seinem Heck vorbeigerutscht. Das hätte durchaus sehr peinlich werden können. Es ging nochmal gut. Mit Platz zwei bin ich sehr zufrieden. Natürlich will man am liebsten immer gewinnen, aber das geht eben nicht immer."

Frage: "Ist der zweite Rang etwas Entschädigung für den Ausfall in Monza?"
Button: "Ja. Aber dass es in unserem Team an diesem Wochenende schon wieder einen Ausfall gab, ist natürlich enttäuschend. Wichtig ist aber, dass wir ein sehr gutes Auto haben. Das Team arbeitet gut. Bei jedem Rennen haben wir die Chance auf den Sieg. Das ist uns wichtig."

Frage: "Am Anfang konntest du gut mithalten, am Ende aber nicht mehr..."
Button: "Ja, das stimmt. Im ersten Stint dachte ich sogar, dass ich Siegchancen hätte. In den ersten vier Runden habe ich es vorsichtig angehen lassen, habe meine Reifen geschont und in ein gutes Betriebsfenster gebracht. Dann habe ich attackiert und war plötzliche eine halbe Sekunde pro Runde schneller als die beiden Jungs an der Spitze - manchmal war es sogar eine volle Sekunde. Es sah gut aus."

"Mein Speed auf der superweichen Mischung war gut. Ich konnte die Reifen gut beisammen halten. Aber das hat mir nicht viel gebracht. Die anderen haben früher gestoppt und waren dann eher auf frischen Pneus noch schneller. Es hätte mir helfen können, wenn die anderen im Verkehr gelandet wären, aber das passierte nicht. Das hat also nicht funktioniert. Auf der härteren Mischung war die Balance nicht mehr so gut, daher konnte ich die Reifen auch nicht mehr gut schonen."

"Es wäre schöner gewesen, wenn ich Sebastian mehr hätte unter Druck setzen können. Man weiß nie, was passiert, wenn man jemanden auf einem solchen Straßenkurs wirklich jagt. Es hätte dann vielleicht die Chance bestanden, dass ich noch einen Platz nach vorn gekommen wäre, aber es war eben nicht so. Sebastian machte keine Fehler und ich blieb auf Platz zwei. Das sind gute Punkte, vor allem nach meinem Ausfall in Monza."

"Ich habe schon gedacht, dass der Kerl mal aus dem Weg gehen soll." Jenson Button

Frage: "Gab es nach dem Ausfall von Lewis auch bezüglich deines Autos Sorgen? Hat man dir etwas gesagt?"
Button: "Nein, da kam nichts. Es war klar, dass es wohl ein Getriebeproblem gewesen sein musste. Drei oder vier Runden lang kam Öl aus seinem Getriebe. Zuerst dachte ich, es käme von einem Hinterbänkler. Ich habe schon gedacht, dass der Kerl mal aus dem Weg gehen soll. Aber als Lewis dann an der Seite ausrollte, war mir klar, dass es sein Auto war. Es ist enttäuschend für das Team, dass es schon wieder einen Ausfall gab - an zwei Wochenenden in Folge."

"Wir müssen uns das ganz genau anschauen, denn das Team macht an den Rennwochenenden immer einen perfekten Job und das Auto ist schnell. In den vergangenen Wochen konnten wir immer gute Resultate holen, aber eben leider viel zu selten mit beiden Autos. Daran müssen wir in Hinblick auf den Rest der Saison sicherlich arbeiten."

Frage: "Hat McLaren bislang schon zu viele Punkte verschenkt, um eine echte Chance auf den Titel zu haben?"
Button: "Das ist die große Frage. Wir haben nicht nur durch die Ausfälle in den vergangenen Rennen viele Punkte verloren, sondern auch früher in der Saison, als wir nicht konkurrenzfähig waren. In Hockenheim kam unser Update und urplötzlich waren wir vorne dabei. Es gab schon einige Rennen, wo wir Probleme hatten. Es ist insgesamt eine harte Saison. Welches Team am Ende auch immer vorne sein wird: es wird verdient sein. In dieser Saison ist es so schwierig wie nie, zu verstehen, warum man schnell ist oder nicht."

Frage: "Siehst du noch Chancen im Kampf um die Fahrer-WM?"
Button: "Wenn Fernando immer direkt hinter mir ins Ziel kommt, dann wird es natürlich schwierig. Man sieht einfach, wie schmerzhaft Ausfälle sind. Fernando ist in Spa ausgeschieden, Lewis dort ebenso wie hier in Singapur. In Monza hat es Sebastian und mich erwischt. Der Schlüssel ist Konstanz. Mit einem Sieg kommst du aber recht gut voran, selbst dann, wenn der andere immer punktet. Sebastian ist jetzt 29 Punkte hinter Fernando. Der Abstand kann weiter schmelzen. Es gibt einige, die da noch mitmischen könnten. Meine Chancen sind sehr gering, aber schauen wir mal."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Singapur


Frage: "Wie schätzt du eure Chancen in Suzuka ein? Wird euer Auto zu dem Kurs passen?"
Button: "Das ist immer schwierig zu sagen, wenn man gerade auf einer völlig anderen Art von Rennstrecke unterwegs war. Aber Suzuka ist vielleicht vergleichbar mit Spa. Und so gesehen sollten wir dort ganz gut aufgestellt sein. Red Bull wird dort wahrscheinlich wieder stark sein. Unser Qualifying in Spa war gut, der Rennspeed auch. Aber im Rennen waren wir kaum schneller als Red Bull. Es wird bestimmt eng. Wir wissen außerdem nicht, wie Ferrari auf solchen Strecken aussieht. Sauber könnte dort auch stark sein."

"Es wird ein hartes Rennen, auf das ich mich freue. Ich habe dort im vergangenen Jahr gewonnen. Das sind tolle Erinnerungen. Ich habe außerdem viele Verbindungen nach Japan. Die Strecke ist ohnehin bei allen sehr beliebt, weil sie herrlich flüssig zu fahren ist. Es ist wie Spa, aber ohne Auslaufzonen. Das macht es umso schöner."