• 15.05.2024 09:40

  • von Stefan Ehlen, Co-Autor: Jonathan Noble

Für Frauen: James Vowles wünscht sich geringere Lenkkräfte

Wie Williams-Teamchef James Vowles dafür sorgen will, dass mehr Frauen in den unmittelbaren Unterbau der Formel 1 gelangen und eine echte Perspektive haben

(Motorsport-Total.com) - Rennfahrerinnen sollen bessere Chancen bekommen im Formelsport. Dafür setzt sich Williams-Teamchef James Vowles ein. Er will konkret dafür sorgen, dass Frauen in den direkten Nachwuchsserien unterhalb der Formel 1 mehr Möglichkeiten erhalten, indem die Autos dort technisch vereinfacht werden.

Titel-Bild zur News: Symbolbild: Formel-1-Fan mit Lenkrad im Fahrerlager

Symbolbild: Formel-1-Fan mit Lenkrad im Fahrerlager Zoom

Die Formel-1-eigene Frauen-Nachwuchsserie F1 Academy mit Rennwagen auf Formel-4-Niveau gehe hier bereits einen guten Weg, meint Vowles: "Dieses Auto ist in Ordnung, denn die Kräfte, die Lenkkräfte, die Bremskräfte sind absolut beherrschbar."

"Aber die Autos in den nächsthöheren Serien sind für einen männlichen Körper entwickelt worden und nicht so, dass alle damit Erfolg haben können. Genau das wollen wir jetzt ändern."

Es habe "erst vor einigen Wochen" eine Besprechung dazu gegeben, sagt Vowles. Kernpunkt der Unterredung seien die Lenkkräfte der Formelautos gewesen.

Warum Formel-2-Autos schwieriger zu fahren sind

"Es hört sich jetzt nicht nach enorm viel an, aber die Lenkkräfte in einem Formel-1-Auto liegen bei etwa zehn bis 15 Newtonmetern. Aber: Die Lenkkräfte in einem Formel-2-Auto sind ungefähr viermal so hoch. Und da beginnt im Prinzip das Problem", erklärt Vowles.

Denn anders als Formel-1-Autos haben Rennwagen in den Nachwuchsklassen Formel 2 und Formel 3 keine Servolenkung. Das hat der frühere Grand-Prix-Sieger David Coulthard schon vor Jahren kritisiert.

Und auch Vowles meint: "Das Formel-1-Auto ist sozusagen leichter zu fahren, wenngleich es natürlich ein komplizierteres Auto ist mit viel mehr Abtrieb. Der große Unterschied liegt bei den Lenkkräften, und hier gilt es anzusetzen, denn es geht uns ja nicht nur um die F1 Academy."

Frauen eine Formel-1-Perspektive bieten

Rennfahrerinnen müsse eine echte Perspektive geboten werden, sagt Vowles, und zwar vom Kartsport über die F1 Academy in die höheren Formelserien bis hin zur Formel 1.


Fotostrecke: Frauen in der Formel 1: Sie nahmen an Grands Prix teil

"Im nächsten Schritt müssen wir also Serien wie die Formel 3 und die Formel 2 in ein Fenster kriegen, dass alle mit [den Lenkkräften] umgehen können. Es sollte da mehr in Richtung Formel 1 gehen."

Ein solcher Wechsel vollziehe sich aber "nicht über Nacht", meint Vowles und fügt hinzu: "Nachwuchsserien verändern ihre Fahrzeuge üblicherweise nur einmal in vier Jahren. Aber die nächsten Entwicklungsstufen werden diese Änderungen berücksichtigen."

Frauen in der Formel 1

In der über 70-jährigen Geschichte der Formel-1-Weltmeisterschaft haben bislang nur fünf Frauen Grands Prix bestritten. Zuletzt nahm 1992 Giovanna Amati an einem Rennen teil. Mit Lella Lombardi hat bisher nur eine Frau WM-Zähler erzielt: Sie erhielt 1975 für Platz sechs im abgebrochenen Spanien-Grand-Prix einen halben Punkt.

In der jüngeren Vergangenheit waren mehrere Frauen als Test- und Entwicklungsfahrerinnen bei Formel-1-Teams aktiv und nahmen teilweise auch an offiziellen Freitagstrainings teil, darunter Susie Wolff bei Williams. Zuletzt absolvierte Jessica Hawkins im Herbst 2023 eine Probefahrt im Aston Martin von 2021, allerdings außerhalb einer Rennveranstaltung.

Jamie Chadwick als mehrmalige Gesamtsiegerin der Frauen-Meisterschaft W-Serie zählt schon seit Jahren zum Williams-Fahrerkader, ohne aber den Sprung in die Formel 1 geschafft zu haben. Sie fährt 2024 ihre zweite Saison in der IndyCar-Nachwuchsserie Indy NXT (ehemals Indy Lights).