• 22.06.2012 17:22

Vettel: "Die Zeiten sind nicht wirklich aussagekräftig"

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel spricht über seine Bestzeit im Freien Training von Valencia und erklärt, ob sich die Neuheiten am RB8 bewährt haben

(Motorsport-Total.com) - Für Sebastian Vettel begann der Große Preis von Europa mit einem Erfolgserlebnis. Der Deutsche fuhr im Freien Training in 1:39.334 Minuten zur Bestzeit und begann das achte Wochenende des Jahres auf dem ersten Platz. Der Red Bull RB8 des aktuellen Weltmeisters war dabei einmal mehr mit einigen neuen Teilen bestückt. In seiner Medienrunde erklärt Vettel, dass sich diese Modifizierungen bewährt hätten. Der Red-Bull-Fahrer spricht allerdings auch über das aktuelle Kräfteverhältnis.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel will seine Bestzeit in Training von Valencia nicht überbewerten

Frage: "Sebastian, du hast am Freitag die Bestzeit im Freien Training hingelegt. Demnach lief es recht gut für dich und Red Bull, oder nicht?"
Sebastian Vettel: "Ich weiß es nicht. Ich glaube, die Zeiten sind nicht wirklich aussagekräftig. Für uns war es wichtig, einen guten Tag und keine Probleme zu haben. Wir haben ein paar neue Sachen am Auto ausprobiert. Bis jetzt scheint alles ganz gut zu funktionieren."

Frage: "Sprechen wir über die Modifizierungen: Läuft da alles wie gewünscht?"
Vettel: "Wir haben ein paar neue Teile. Die Zeiten gestatten es aber noch nicht, eine wirkliche Zwischenbilanz zu ziehen. Für uns war wichtig, einen sauberen Tag ohne Probleme zu erwischen."

"Ich bin ziemlich zufrieden mit unserer Arbeit. Die Bedingungen könnten sich noch einmal verändern. Am Sonntag soll es deutlich heißer werden. Das könnte einen Unterschied machen. Wir haben aber schon einmal einige gute Daten gesammelt. Jetzt schauen wir einmal, ob uns ein Fortschritt gelungen ist oder nicht."

Frage: "Wie unterschiedlich sind die beiden Reifenmischungen in Valencia?"
Vettel: "Ich würde sagen, es ist noch ein bisschen schwierig, ein genaues Urteil zu fällen. Man konnte aber, so denke ich, sehen, dass der weichere Reifen der schnellere war. Zumindest auf eine Runde. Im Qualifying stellt sich also die Frage nicht, welcher Reifen der bevorzugte ist."

"Für das Rennen wird es aber schwierig. Die Frage ist: Wie lange hält der weiche Reifen? Bei uns sah es am Nachmittag ganz gut aus. Wie war es bei den anderen? Konnte man einen Trend erkennen? Ich glaube, es wird noch einmal um einiges heißer. Heute war es überraschend kühl. Wir hatten nur etwa 25 Grad Celsius. Es gibt also viele Dinge, die sich noch ändern können. Deshalb möchte ich keine Prognose wagen."

"Die Frage ist: Wie lange hält der weiche Reifen?" Sebastian Vettel

Frage: "Sind die Reifen wieder einmal der Schlüssel zum Erfolg?"
Vettel: "Ja, ich denke schon. Das Rennen ist lang. Es wird eine Hitzeschlacht am Sonntag - und diese wird über die Reifen entschieden werden. Wer damit am besten haushält und am Ende noch die schnellsten Zeiten auf den Asphalt brennen kann, wird meiner Meinung nach ganz stark und vorn mit dabei sein."

Noch ist keine Prognose möglich

Frage: "Wie wichtig sind hier die Qualifikation und das Rennen? Was hat Priorität?"
Vettel: "Nun, ich denke, jeder hat am Samstag das Ziel, das Auto in der Startaufstellung möglichst weit nach vorn zu stellen. Im Idealfall ist das die Pole-Position. Am Sonntag willst du das Rennen gewinnen."

"Es ist also ganz einfach, nur geht es derzeit sehr eng zu. Es kann eine Menge passieren und es kommt auch auf die unterschiedlichen Strategien an. Noch ist zudem nicht klar, welche Taktik am Sonntag die richtige sein wird. Hoffentlich gelingt uns am Samstag also noch ein weiterer Fortschritt. Dann schauen wir einmal, wir konkurrenzfähig wir sind. Dann sehen wir klarer."

Frage: "Am Freitag waren nicht unbedingt die üblichen Verdächtigen vorn mit dabei. Es könnten also ein paar neue Namen vorn mitmischen ..."
Vettel: "Ich weiß es nicht. Ich habe nur einen flüchtigen Blick auf das Ergebnis geworfen. Was bei den anderen passierte, weiß ich nicht. Vielleicht waren wir leichter unterwegs als sie. Das könnte sein. Am Freitag steht aber im Vordergrund, einen ordentlichen Testtag zu haben."

"In Valencia ist es ziemlich knifflig. Diese Strecke wird nur einmal im Jahr befahren. Am Vormittag war sie noch sehr staubig und rutschig. Am Nachmittag war der Wind dann ein bisschen konstanter. Wir hielten uns jedenfalls an unser Programm und fuhren gut damit. Wenn wir dann heute Abend einen Blick in die Daten geworfen haben, sind wir schlauer."

"Wenn wir heute Abend einen Blick in die Daten geworfen haben, sind wir schlauer." Sebastian Vettel

Frage: "Waren speziell beim Trainingsbeginn der Sand und der Wind zu spüren?"
Vettel: "Ja, natürlich. Am Vormittag war es extrem rutschig. Der Wind führt dazu, dass der Dreck immer wieder auf die Linie getragen wird. Zudem ist es nicht so angenehm, wenn man einmal eine Böe von hinten oder von der Seite abbekommt."

"Von vorn ist es nicht so schlimm, weil dann hast du einfach mehr Grip. Von der Seite oder von hinten kann das hingegen eine Überraschung sein. Am Nachmittag hatte sich das jedoch schon ein bisschen gelegt. Außerdem sagt die Vorhersage, dass der Wind nicht so schlimm sein soll wie im ersten Freien Training."

Spitzt sich der Titelkampf schon zu?

Frage: "Was könnten derart warme Bedingungen zu bedeuten haben?"
Vettel: "Nun, vor zwei Wochen in Kanada hatten wir etwas mehr zu kämpfen, als wir das erwartet hatten. Vielleicht war es einfach nur die falsche Strategie. Alles in allem müssen wir uns auf uns selbst konzentrieren. Es geht darum, das Beste aus unserem Paket zu holen."

Frage: "Bisher war die Saison recht unvorhersehbar. Kristallisiert sich Lewis Hamilton nun aber als der ganz große Rivale heraus, wo er doch in Kanada gewonnen hat? Wie schätzt du das ein?"
Vettel: "Absolut. Ich denke, er war von Anfang an einer der Kandidaten, die man auf der Rechnung haben muss, wenn man sich das Ziel setzt, die Meisterschaft zu gewinnen. Wie sich aber herausgestellt hat, stehen da noch ein paar andere Namen auf der Liste."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Europa


"Schauen wir mal. Es ist noch ein langes Jahr, in dem noch vieles passieren kann. Wichtig ist, dass man bei jedem Rennen das Beste aus sich und dem Auto herausholt. Dann wird man sehen, wo man am Ende steht. Ich denke, erst bei den letzten fünf Rennen wird man schließlich sagen können, ob man eine realistische Chance hat oder nicht."

"Es ist noch ein langes Jahr, in dem noch vieles passieren kann." Sebastian Vettel

Frage: "Du warst nach dem Rennen in Kanada zu Gast bei der Talkshow von David Letterman. Erzähle einmal, wie war das?"
Vettel: "Das war natürlich etwas Besonderes. Die Formel 1 ist in Amerika nicht so groß wie sonstwo auf der Welt. Vielleicht können wir einen Teil dazu beitragen. Das Rennen, die Rückkehr in die USA, ist in diesem Jahr auch ein wichtiger Schritt für uns. Wir freuen uns auf jeden Fall und hoffen, dass wir es bei diesem Anlauf besser machen als in der Vergangenheit."

Frage: "Es gab also keine Berührungsängste auf deiner Seite?"
Vettel: "Nein, nein. Ich denke, er ist auch ein großer und begeisterter Fan des Motorsports. Da spricht man in gewisser Weise dieselbe Sprache. Er selbst ist ja in der US-amerikanischen IndyCar-Serie involviert. Da hat man dann schon etwas, worüber man reden kann."