• 29.06.2012 18:50

Allison: "Wir sind ziemlich optimistisch"

Lotus' Technischer Direktor James Allison spricht vor dem Rennen in Silverstone über die Updates am E20 und die Chancen für Räikkönen und Grosjean

(Motorsport-Total.com) - Auch im achten Rennen des Jahres hat es nicht mit dem Sieg geklappt, doch Lotus verliert deshalb nicht den Mut. Ganz im Gegenteil: James Allison, der Technische Direktor des britisch-französischen Rennstalls, zeigt sich zuversichtlich, dass Romain Grosjean und Kimi Räikkönen mit dem Lotus E20 noch oft glänzen können. Im Teaminterview spricht Allison unter anderem über die Chancen seiner Mannschaft in Silverstone und erläutert den Defekt beim Grosjean-Auto vom Valencia-Grand-Prix.

Titel-Bild zur News: James Allison

James Allison ist zuversichtlich, was die Chancen seines Rennstalls anbelangt

Frage: "James, warum scheint der Lotus E20 so gut zu funktionieren, wenn es heiß ist?"
James Allison: "Die Reifen haben ein bestimmtes Arbeitsfenster, in denen sie arbeiten. Sind sie zu kalt, dann bieten sie keinen Grip. Werden sie zu heiß, bieten sie ebenfalls keinen Grip. Dazwischen gibt es einen ziemlich breiten Bereich, in dem sie gut funktionieren. Es hat den Anschein, dass der E20 etwas weniger Wärme in den Reifen hervorruft, als dies bei anderen Autos der Fall ist."

"Das bedeutet: Wir kommen mit einer etwas heißeren Strecke klar, während einige Konkurrenten allmählich aus dem optimalen Reifen-Arbeitsfenster herausfallen. Die Schattenseite davon ist natürlich eine kühle Strecke oder eine Safety-Car-Phase. Glücklicherweise werden die meisten Rennen bei sommerlichen Bedingungen abgehalten."

"Dabei versuchst du im Prinzip, die Temperaturen recht nieder zu halten statt Wärme zu generieren. Wir haben also wahrscheinlich die bessere Variante erwischt. Das kann manchmal aber auch ein bisschen frustrierend sein."

Frage: "Silverstone ist nicht unbedingt einer der heißesten Rennplätze im Kalender. Könnte das ein Problem darstellen?"
Allison: "Die Strecke an sich wird den Reifen ziemlich fordern, denn es gibt viele sehr schnelle Kurven. Außerdem ist der Belag recht rau. Wir würden uns natürlich darüber freuen, eine von den in Großbritannien gelegentlich auftauchenden Hitzewellen zu erwischen."

"Die Streckentemperatur wird aber wahrscheinlich etwas kühler sein als in Valencia. Kühle Bedingungen könnten uns im Qualifying ein bisschen Kopfzerbrechen bereiten. Wenn es uns aber selbst gelingt, die Reifen auf Temperatur zu bringen, sodass wir da nicht auf die Strecke angewiesen sind, dann sollte es okay sein."

"Kühle Bedingungen könnten uns im Qualifying ein bisschen Kopfzerbrechen bereiten." James Allison

Frage: "Werdet ihr viele neue Teile einsetzen?"
Allison: "Die Modifizierungen, die wir in Valencia am Start hatten, funktionierten ziemlich gut. Wir hatten drei oder vier Teile, die klar eine Verbesserung darstellten. Dann wären da noch ein paar Elemente, die wir gern noch optimieren würden."

"In Silverstone haben wir ein paar zusätzliche Kleinigkeiten am Auto, die aber nur auffallen, wenn man wirklich ganz genau hinsieht. Wir hoffen dennoch, dass sie sich als Schritt in die richtige Richtung erweisen werden."

Grosjean hatte Siegchancen in Valencia

Frage: "Wie gut dürfte Silverstone dem Lotus E20 liegen?"
Allison: "Es handelt sich um die erste Strecke seit langem, die über fordernde schnelle Kurven verfügt. In Mugello, Barcelona, Sepang und Melbourne lief es recht ordentlich für uns. Wir sind daher ziemlich optimistisch, dass der E20 gut vorankommen wird."

Frage: "Das Team reist nach dem Europa-Grand-Prix mit gemischten Gefühlen nach Silverstone ..."
Allison: "Ich denke, es ist ein schönes Problem, wenn man nach einem Rennen etwas enttäuscht ist, in dem man einen zweiten Platz eingefahren hat. Es stimmt aber: Wir hätten besser abschneiden können. Bis zum Ausfall von Romains Auto waren wir das einzige Team in der tollen Ausgangslage, mit beiden Autos richtig viele Punkte abgreifen zu können."

"Für die Konstrukteurswertung wäre das einfach fantastisch gewesen. Schade, dass wir kein Kapital daraus schlagen konnten. Unsere beiden Fahrzeuge liefen aber richtig gut. Valencia war also eine weitere Strecke, auf der unser E20 sehr ordentlich funktionierte. Darüber dürfen wir uns freuen."

"Unsere beiden Fahrzeuge liefen richtig gut." James Allison

Frage: "Was lief eigentlich schief am Auto von Romain?"
Allison: "Einfach gesagt: Die Lichtmaschine hatte eine Fehlfunktion. Das hatte zur Folge, dass die elektronische Versorgung von Motor und Nebensystemen abriss. Deshalb kam das Auto zum Stehen."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Europa


"Das Gute an der Zusammenarbeit mit Renault ist aber, dass sie den Schmerz darüber genau so intensiv spüren wie wir. In Enstone tun wir alles Mögliche, um mitzuhelfen, dass dieses Problem gelöst wird. Uns ist aber klar: Viry (die Rennmotoren-Zentrale von Renault; Anm. d. Red.) wird nichts unversucht lassen, um schon zum nächsten Rennen eine Lösung parat zu haben."