Frust bei Senna: "Ich habe große Schwierigkeiten"

Bruno Senna verzweifelt über seine schlechten Leistungen in der Qualifikation - Sein Fahrstil passt nicht zu den aktuellen Pirelli-Reifen

(Motorsport-Total.com) - Mit Platz zehn beim Großen Preis von Monaco fuhr Bruno Senna beim sechsten Rennen des Jahres zum dritten Mal in die Punkteränge. Die Renn-Performance des Brasilianers kann sich also sehen lassen, lässt man den Sieg Maldonados in Barcelona einmal außen vor, schlägt sich der 28-Jährige in den Rennen nicht schlechter als sein Teamkollege, der schon seine zweite Saison bei Williams fährt. Doch in der Qualifikation hat Senna noch einen deutlichen Rückstand, bisher war das Zeittraining immer nach dem zweiten Abschnitt für ihn beendet. Das verhagelt dem Brasilianer die Stimmung.

Titel-Bild zur News: Bruno Senna

Bruno Senna kommt im Qualifying im den Pirelli-Reifen nicht zurecht

"Es ist sehr frustrierend. Ich habe große Schwierigkeiten, diese Reifen nicht zu überfahren. Ich habe mir vor den meisten Qualifyings mehr erwartet", hat Senna die Pirelli-Pneus als Kern des Übels ausgemacht. In der Saison 2010 waren ihm bei HRT solche Probleme fremd. "Mit dem Bridgestone-Reifen gelangen mir im Qualifying bessere Leistungen. Ich konnte damit rausgehen und eine Runde richtig Druck machen. Mit diesen Reifen geht das nicht so, da muss ich noch dazulernen", erklärt der Williams-Pilot. "Manchmal funktioniert es besser, manchmal schlechter. Diesmal hat es nicht funktioniert, das ist sehr frustrierend", so Senna am Samstag in Monaco.

Die Handhabung der aktuellen Generation der Pirelli-Reifen erfordert laut Senna ein besonders feines Händchen. "Es geht um alles. Es fängt schon mit dem Aufwärmen des Reifens an, wie viel Druck du in den Kurven machst. Wenn du zu stark beschleunigst und bremst, kannst du ihn ganz schnell ruinieren. Die Reifen sind sehr sensibel. Manchmal fängt es im ersten Sektor richtig gut an, aber wenn man dort den Reifen zu sehr beansprucht hat, bricht er am Ende ein", beschreibt der Brasilianer seine Probleme. "Es ist ein Balanceakt. Du musst zwar Druck machen, darfst aber nicht übertreiben."

"Ich habe große Schwierigkeiten, diese Reifen nicht zu überfahren." Bruno Senna

Fehlendes Gefühl für die Reifen

Eben dieser Balanceakt gelang Senna in den bisherigen Qualifikationen noch nicht. "Ich bin auch deshalb frustriert, weil ich meinen Fahrstil nicht schnell genug anpassen kann", sagt der 28-Jährige. "Im vergangenen Jahr war es im Qualifying viel einfach als in diesem Jahr. Da habe ich noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Es geht darum, das Gefühl, das einem die Reifen vermitteln, richtig zu verstehen. Das ist der Schlüssel. Da hilft es nicht, wenn man frustriert ist. Aber ich bin sehr frustriert über die Situation."

Auch das Team hat erkannt, dass Senna in diesem Bereich noch Nachholbedarf hat. "Daran müssen wir gemeinsam mit Bruno arbeiten. Dessen ist er sich bewusst", sagt Chefingenieur Mark Gillan. "Wir arbeiten viel im Simulator und verfolgen mit ihm ein anderes Programm. An diesem Wochenende hatte er die volle Trainingszeit zur Verfügung." An 14 von 20 Rennwochenenden muss Senna im ersten freien Training sein Auto an Testfahrer Valtteri Bottas abtreten, was seine Trainingszeit empfindlich reduziert.


Fotos: Bruno Senna, Großer Preis von Monaco


Sich an seinem Teamkollegen zu orientieren, ist für Senna kein geeigneter Weg zur Lösung seiner Probleme. "Pastor und ich haben sehr unterschiedliche Fahrstile. Pastor kennt sich besser mit den Reifen aus und mit dem Gefühl, das sie einem vermitteln. Daher ist er sehr stark", erklärt der Brasilianer. Das bestätigt auch Gillan. "Wir müssen bei ihm einen anderen Weg als bei Pastor einschlagen, damit er schneller wird." Daher habe man sich in Monaco schon am ersten Trainingstag auf die Qualifikation vorbereitet. "Wir sind am Donnerstag mehr Runden als andere mit wenig Benzin gefahren und haben uns langsam an größere Benzinmengen herangetastet", sagt Gillan.

"Pastor und ich haben sehr unterschiedliche Fahrstile." Bruno Senna

"Das Qualifying ist der Schlüssel"

Senna ist der Ansicht, dass er mit einer besseren Leistung in der Qualifikation im Rennen noch bessere Resultate erzielen könnte. "Die schlechten Ergebnisse machen mir im Rennen das Leben schwer. Aber das gehört zum Lernprozess dazu", sagt Senna. Es folgen noch 14 Rennen in diesem Jahr. Ich muss einfach alles zusammenbringen, vor allem im Qualifying. Die meisten Rennen waren bisher recht ordentlich. Aber das Qualifying ist der Schlüssel."

"Die schlechten Ergebnisse machen mir im Rennen das Leben schwer." Bruno Senna

Die Orientierung an Maldonado ist für den ehrgeizigen Fahrer dabei ein zweischneidiges Schwert. "Es ist gut, einen solch konkurrenzfähigen Teamkollegen zu haben, von ihm kann ich einiges Lernen. Aber es ist natürlich auch frustrierend, denn es zeigt dir die eigenen Schwächen auf", sagt Senna. Chefingenieur Gillan attestiert seinem Piloten jedoch, dass er sich auf einem guten Weg befindet. "Er steigert sich, aber wir müssen sicherstellen, dass er so schnell wie möglich die maximale Leistung der weicheren Mischung ausnutzen kann."