Lotus enttäuscht: Updates schlagen nicht an

Weil die Updates nicht so anschlagen wie erhofft, baut Lotus teilweise wieder zurück - Temperaturen als Schlüssel zur Performance der Reifen

(Motorsport-Total.com) - Mindestens 0,2 Sekunden, eher ein bisschen mehr, hatte sich Lotus von den Neuerungen für den Grand Prix von China versprochen. Kein Wunder, schließlich wurde dem E20 in den drei Wochen seit Malaysia das vielleicht ambitionierteste Facelifting aller Teams verpasst: Unterboden, Frontflügel, Spurstangen, Motorenabdeckung und Barge-Boards waren während des gestrigen Trainings neu.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen landete im letzten Freien Training auf dem zehnten Platz

Doch wegen der ernüchternden Performance wurde die eine oder andere Komponente wieder abmontiert. "Das Upgrade bringt nicht das, was wir uns erwartet hatten, besonders nicht bei so kühlen Temperaturen. Wir hatten Probleme mit den Reifen", seufzt Teamchef Eric Boullier gegenüber 'Motorsport-Total.com'. James Allison fügt an: "Wir haben viele neue Teile gleichzeitig eingeführt. Da kann man sich nie ganz sicher sein, was was bewirkt."

Nicht alles schlecht

"Man kann sicher nicht behaupten, dass wir damit keinerlei Schwierigkeiten hatten, aber das muss nicht bedeuten, dass alles schlecht ist", fährt der Technische Direktor gegenüber 'Motorsport-Total.com' fort. Ein kompletter Rückbau auf den Stand Malaysia sei jedoch nicht geplant: "Ich glaube, wir werden uns für eine Mischung entscheiden. Wir werden wohl die Teile dran lassen, von denen wir mit Sicherheit wissen, dass sie funktionieren, und ein paar andere Teile wegnehmen."

"Einige funktionieren, andere weniger", nickt Romain Grosjean. "Der Windkanal ist eine Sache, die Strecke eine andere. Am wichtigsten ist aber, dass das Team wirklich entschlossen ist, hart zu arbeiten." Und auch er hat nach den ersten 180 Minuten in Schanghai erkannt: "Die Reifen sind der Schlüssel. Das bereitet uns im Moment Kopfzerbrechen, aber wir haben eine Erklärung dafür und werden morgen zurückschlagen."


Fotos: Lotus, Großer Preis von China


Tatsächlich waren die Temperaturen heute Morgen etwas höher, aber während beide Lotus-Piloten zu Beginn auf harten Reifen weit vorne mitmischten, konnten sie am Ende auf den weicheren Pirellis nicht mehr nachsetzen. Kimi Räikkönen wurde Zehnter, Grosjean Zwölfter - mit 1,1 beziehungsweise 1,3 Sekunden Rückstand. Daraus kann man schließen: Höhere Temperaturen helfen Lotus im Rennen mehr als im Qualifying.

20 Grad noch zu wenig?

Die 20 Grad Lufttemperatur heute Morgen waren offenbar genau grenzwertig: "Wenn es zu kalt ist, fällt es uns schwer, die Reifen zum Arbeiten zu bekommen", gibt Teamchef Boullier zu. "Vielleicht ist das eine Konsequenz unseres Autos, das die Reifen nicht so extrem erhitzt. Das Temperaturfenster ist dadurch ziemlich schmal. Wenn es weniger als 20 Grad hat, fällt es uns schwer, die Reifen zum Arbeiten zu bekommen."

Aber: "Beim Testen war es auch kalt. Wir müssen das Auto hinbekommen", fordert Räikkönen. "Vielleicht sind wir langsamer als bei den anderen Rennen, aber andererseits standen wir da an den Freitagen auch nicht besonders weit vorne. Uns scheint es schwerer zu fallen, sofort schnelle Zeiten zu fahren, während andere das besser können. Aber im Qualifying passt es meistens. Ich bin mir sicher, dass wir das Auto verbessern können. Es ist nur ein Freitag. Ich mache mir keine Sorgen."

Stark genug für die Top 4?

Insgesamt ist das Team zufrieden mit der bisherigen Saison: "Wir müssen nur Qualifying und vor allem Rennen einmal problemlos hinbekommen, dann wird auch das Ergebnis stimmen", weiß Boullier. Allison fügt an: "Wir sind Q3-Material. Ich hoffe, dass wir weiter vorne hingehören, aber es ist dieses Jahr sehr eng - da machen die kleinsten Fehler viel aus. Wir waren Dritter in Australien und Sechster in Sepang. Ich schätze, das macht uns im Schnitt zu Platz viereinhalb!"

Eric Boullier

Teamchef Eric Boullier ist enttäuscht, dass die Updates nicht anschlagen Zoom

Die Topteams Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes auf die Saison gesehen anzugreifen, sei "nicht einfach", meint Boullier, aber: "Ich glaube, dass wir die Pace haben und dass wir einige Gelegenheiten ausgelassen haben, besonders mit Romain. Sonst hätten wir sogar besser als Top 4 sein können. Aber um am Jahresende Top 4 zu sein, müssen wir hart arbeiten und das Auto weiterentwickeln und wir dürfen uns keine Gelegenheiten mehr entgehen lassen."

Allison kündigt für den Mugello-Test Anfang Mai und den Europa-Auftakt in Barcelona ein größeres Update an, schränkt aber ein: "Das Kräfteverhältnis wird sich nicht groß ändern. Wir alle pushen ähnlich hart und ich sehe keinen Grund, warum es große Verschiebungen geben sollte. Den Unterschied werden vielmehr kleine Fehler im Qualifying machen, denn die Startpositionen sind oft durch weniger als eine Zehntelsekunde getrennt", analysiert er.

Lopez will ab 2014 um den Titel fahren

Teameigentümer Gerard Lopez sieht Lotus auf dem richtigen Weg: "Wir haben beim Auto überall mehr rausgeholt, statt uns an einer Stelle auf ein großes Experiment einzulassen. Die Abstimmung zwischen Windkanal und Strecke klappt wieder wie 2010", sagt er und kündigt gegenüber 'auto motor und sport' an: "Wir haben dieses Jahr 22 Entwicklungsschritte vorgesehen. Vergangenes Jahr waren es 19, aber nur ein Drittel hat tatsächlich einen Fortschritt gebracht."


Kimi Räikkönen bei 'BBC Top Gear'

"Wir haben Anfang vergangenen Jahres das Ziel ausgegeben, auf Platz vier in der WM zu landen. Jetzt hat unser Marschplan ein Jahr Verspätung", gibt er zu. "Es hat aus den aufgezeigten Gründen nicht geklappt. Dieses Jahr wäre es eine Enttäuschung, Fünfter zu werden. Im Plan steht Platz vier." Und die Weltmeisterschaft? "Den Titel kann man nicht planen. Das ist Wunschkonzert", winkt Lopez ab. "Aber ab 2014 wollen wir um die Weltmeisterschaft mitfahren."