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Interview: Peter Saubers Hoffnungsschimmer

Nach der Sternstunde von Malaysia spricht Peter Sauber über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft seines Formel-1-Teams: "Fälle wie Kimi sind die Ausnahme"

(Motorsport-Total.com) - Peter Sauber kämpft schon seit Jahren einen Kampf gegen Windmühlen, wenn es darum geht, seinen Formel-1-Rennstall so zu finanzieren, dass es den größeren Teams die Stirn bieten kann. Doch obwohl er sich deutlich mehr Budget wünschen würde, gelang Sergio Perez mit dem zweiten Platz beim Grand Prix von Malaysia in Sepang eine Sternstunde - und zwar genau zum richtigen Zeitpunkt.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber

Für Peter Sauber bedeutet der starke Saisonbeginn einen Hoffnungsschimmer

Denn Sauber kann derzeit jede Hilfe bei der Suche nach Sponsoren gut gebrauchen, und zudem bestätigt die Performance in Malaysia, dass der C31 wirklich der gelungene Wurf ist, der sich schon bei den Wintertests abgezeichnet hatte. "Die Umstände haben sicher geholfen und waren die Basis für das gute Resultat, aber nicht für den Speed des Autos. Der Speed war sehr gut", erklärt Sauber im Interview mit 'Motorsport-Total.com', in dem er auch zu den aktuellen Gerüchten um Perez und das angebliche Interesse von Ferrari Stellung bezieht.

Erster zweiter Platz in der Sauber-Geschichte

Frage: "Herr Sauber, Sepang war ein sehr emotionales Rennen mit einem sehr emotionalen Funkspruch bei Ferrari nach dem Sieg von Fernando Alonso, und auch Sie haben am Kommandostand das eine oder andere Tränchen verdrückt, glaube ich. War das Ihr emotionalster Moment am Kommandostand? Beim Doppelsieg mit BMW in Kanada waren Sie ja nicht Teamchef..."
Peter Sauber: "Das würde ich nicht sagen, nein - aber er gehört sicher zu den emotionalen Momenten. Wenn man in Le Mans ist, das Rennen 24 Stunden geht, man ungefähr 100 Leute und neun Fahrer hat, und wenn man dann einen Doppelsieg einfährt, ist das schon eine andere Erleichterung als das hier. Aber der zweite Platz war in verschiedener Hinsicht schon sehr, sehr wichtig."

Frage: "In welcher Hinsicht?"
Sauber: "Wir haben bei den Wintertests festgestellt, dass wir ein Auto haben, das schnell ist - oder anders gesagt: das wir als schnell empfanden. Schlussendlich ist man nur dann schnell, wenn man mindestens gleich schnell ist wie die Konkurrenz. Wie schnell die ist, kann man aber nicht einschätzen. Wenn man vom eigenen Produkt überzeugt ist und dann das Resultat auf der Strecke sieht, ist das eine sehr, sehr große Erleichterung."

Frage: "In Melbourne hat es im Rennen auch schon sehr gut funktioniert, im Qualifying aus verschiedenen Gründen weniger. War Sepang jetzt die Bestätigung dafür, dass der C31 wirklich gut ist?"
Sauber: "Es ist natürlich in Melbourne nicht so aufgefallen, wie gut das Auto ist, weil man nicht so bemerkt hat, dass Perez durch das ganze Feld gefahren ist, von P22 auf P8. Das hat das Ganze ein bisschen zugedeckt. Und dann ist Melbourne eine Strecke, die nur bedingt eine Aussage gibt, weil es eine Stop-&-Go-Strecke ist. Sepang ist etwas ganz Anderes."

Kamui Kobayashi

Kamui Kobayashi stand zuletzt im Schatten seines Sauber-Teamkollegen Zoom

Frage: "Sepang gilt sogar im Gegenteil als sehr repräsentativ, weil es viele schnelle Kurven gibt. Macht Ihnen das Mut für den Rest der Saison?"
Sauber: "Ja, vor allem die Aussage von Nico Hülkenberg, denn wenn ihm das nicht ernst ist, dann würde er so etwas nicht sagen."

Speed auf allen Reifen konkurrenzfähig

Frage: "Perez kam durch den frühen Reifenwechsel vor dem Restart nicht ganz unglücklich auf Platz drei, war dann aber fast durchgehend immer eines der schnellsten Autos im Feld. Ist der C31 tatsächlich so gut oder haben die Umstände trotzdem ein bisschen mitgeholfen?"
Sauber: "Die Umstände haben sicher geholfen und waren die Basis für das gute Resultat, aber nicht für den Speed des Autos. Der Speed - und das hat mich sehr positiv überrascht - war mit allen drei Reifen sehr gut, zum Teil besser als der Speed der Konkurrenz."

"Das hat mich natürlich komplett überrascht, denn im letzten Jahr waren wir mit den Full-Wets dabei, aber mit den Intermediates nicht mehr. Da gab's im letzten Jahr einen klaren Unterschied, aber das war in Sepang, zumindest bei Perez, nicht mehr der Fall. Alle Stints waren sehr schnell. Aber: Wenn Sie im Qualifying auf P10 oder P12 fahren, stecken sie hinter einem Auto fest, das langsamer ist. Es gibt Teams, die im Qualifying sehr schnell sind, aber im Rennen deutlich langsamer. Wenn Sie nicht überholen können, ist das Rennen futsch. Insofern hatten wir hier schon eine Ausnahmesituation."

Frage: "Ist die Tendenz, dass sich das Team im Qualifying schwerer tut als im Rennen, ein Überbleibsel aus dem vergangenen Jahr? Perez fuhr ja zum Beispiel in Melbourne 2011 mit einem Boxenstopp durch, aber die Kehrseite war, dass Sie Schwierigkeiten hatten, die Reifen für eine Runde auf Temperatur zu bekommen. Schleppen Sie dieses Übel noch mit?"
Sauber: "Ich glaube schon, dass das Auto deutlich besser geworden ist, auch im Qualifying. Man sieht das an den teilweise sehr guten Qualifying-Leistungen von Kamui, vor allem in Sepang. Er war in Q1 mit den harten Reifenerstaunlich schnell. Es ist nicht immer selbstverständlich, dass die Fahrer ihre drei Sektoren schön zusammenbringen. Das mag auch am Auto liegen..."

Frage: "Lese ich richtig zwischen den Zeilen, dass das vielleicht auch ein bisschen an der Unerfahrenheit der beiden Piloten liegen könnte?"
Sauber: "Die Fahrer sind jung, das darf man nicht vergessen."

Kobayashi nicht im Abseits

Frage: "Kobayashi konnte sich bisher nicht ganz so in Szene setzen wie Perez, der in Sepang eine Topleistung genau im richtigen Moment brachte. Aber wie groß war der Anteil des Fahrers am zweiten Platz einerseits und wie schwierig ist die Situation für Kobayashi im Moment? In den ersten zwei Rennen hat Perez den Spies ein wenig umgedreht..."
Sauber: "Aber Kamui war nicht schlecht. Er ist in Australien von P13 losgefahren und am Schluss war er Sechster. Er hat dort seine Chance gepackt. Ich glaube schon, dass Kamui absolut in der Lage ist, gute Resultate einzufahren, wenn er mal den Zug hat. In Sepang hatte er nun wirklich durch die Bank Pech. Das muss man sehr deutlich sagen. Er hatte im Qualifying ein Problem mit der Hinterrad-Aufhängung und hatte deswegen zu wenig Grip, aber das fanden wir erst in der Nacht auf Sonntag heraus. Das war der Grund. Im Rennen hatte er a) die falsche Strategie und b) ein Bremsproblem."

Frage: "Im Vorjahr hatte Kobayashi auch nicht viel Erfahrung, war aber der Teamleader. Jetzt hat auch Perez schon ein Jahr Erfahrung. Ist dieses hierarchische Gefälle nach wie vor existent oder haben Sie jetzt zwei gleichwertige Fahrer, auch von Erfahrung und Umgang mit dem Team her?"
Sauber: "Gleichgestellt waren sie natürlich immer, schon im letzten Jahr - dieses Gefälle gab es bei uns eigentlich nie. Nur: Wenn einer zwei Jahre im Team ist, hat er automatisch eine andere Position, ganz klar. Das ist jetzt natürlich nicht mehr so."

Frage: "Perez ist spätestens seit Sepang eine ganz heiße Aktie auf dem Fahrermarkt. Sie haben schon zum Ausdruck gebracht, dass es keine Anfrage seitens Ferrari gibt, aber Sie wissen genauso gut wie ich, dass in der Formel 1 zum richtigen Preis fast alles verkäuflich ist. Wie viel müsste man Ihnen bieten, damit Sie Sergio gehen lassen würden?"
Sauber: "Ich glaube nicht, dass es zu solchen Verhandlungen kommt, denn es macht so einfach keinen Sinn für Sergio. Ich gehe auch nicht davon aus, dass eine solche Anfrage kommt."

"Ich glaube nicht, dass es zu solchen Verhandlungen kommt." Peter Sauber

Frage: "Theoretisch ist dieses Jahr ein Fahrerwechsel während der Saison günstiger als in den vergangenen Jahren, weil es vor Barcelona den Mugello-Test gibt, wo man sich auf ein neues Auto einstellen könnte..."
Sauber: "Das sind wirklich reine Spekulationen. Für uns ist klar, dass er bei uns fährt. Das hat verschiedene Gründe."

Keine Neuauflage des Räikkönen-Deals

Frage: "Kimi Räikkönen war McLaren-Mercedes Ende 2001 um die zehn Millionen US-Dollar wert, sagt man sich..."
Sauber: "Das war damals sicher ein außergewöhnlicher Deal. McLaren war absolut überzeugt von Kimi - zurecht. Häkkinen ging. Also waren sie in einer schwierigen Situation, und dadurch konnte ich damals einen guten Preis herausschlagen. Aber bitte fragen Sie mich nicht, wie hoch der Preis genau war..."

Frage: "Sie haben mit Räikkönen gearbeitet, mit Massa, mit Kubica. Spielt Perez vom Talent her in der gleichen Liga? Hat er auch dieses gewisse Etwas?"
Sauber: "Ich würde jetzt noch ein bisschen warten. Sepang war wirklich ein Highlight, wo alles gepasst hat. Lassen wir doch mal die halbe Saison vorbeigehen und betrachten wir den jungen Mann dann noch einmal. Ich glaube, es ist jetzt noch zu früh, da irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Der Ansatz ist ganz sicher vorhanden, sonst hätten wir ihn gar nicht genommen. Aber das jetzt ist ganz klar eine Momentaufnahme."

"Der Ansatz ist ganz sicher vorhanden, sonst hätten wir ihn gar nicht genommen. Aber das jetzt ist ganz klar eine Momentaufnahme." Peter Sauber

Frage: "Sie bezeichnen Perez nicht als Paydriver, aber Telmex hat natürlich eine Rolle dabei gespielt, dass er jetzt bei Sauber fährt. Soweit ich weiß ist das ein Dreijahresvertrag. Wie realistisch ist es denn, dass Perez nach einer weiterhin starken Saison 2012 auch 2013 noch im Sauber sitzen wird?"
Sauber: "Wenn ein Fahrer von uns zu einem Topteam geht, dann bestätigt das, dass wir wieder einmal das Richtige gemacht haben. Wenn jemand uns verlässt, um in ein Topteam zu gehen, hat das immer zwei Seiten. Aber im Grunde genommen bestätigt das: Ich habe den richtigen Fahrer geholt und ich habe ihn gut ausgebildet. Ein besseres Kompliment gibt es eigentlich nicht. Aber über Vertragsinhalte und Vertragsdauer können wir leider nicht sprechen."

Frage: "Dieses Kompliment ist ein Kompliment, dass man dann möglicherweise finanziell vergütet bekommt..."
Sauber: "Fälle wie damals Kimi sind schon die Ausnahme."

Bahrain: Sauber verlässt sich auf die Verantwortlichen

Frage: "Kommen wir zurück zur Saison. Sicher haben Sie mitbekommen, dass sich die Lage in Bahrain wieder zuspitzt. Glauben Sie, dass der Grand Prix am 22. April stattfinden wird?"
Sauber: "Ich muss Ihnen offen sagen, dass ich mich da auf die Verantwortlichen verlasse. Das ist auf der einen Seite Bernie, der die Balance zwischen Rendite und Verantwortung finden muss, und auf der anderen Seite die FIA. Das sind die Körper, die die Entscheidung treffen müssen, ob wir fahren oder nicht fahren."

Frage: "Nach China und Bahrain steht der Mugello-Test auf dem Programm. Sicher werden Sie also ein Update für Barcelona planen. Gibt es aber auch für Schanghai schon etwas Neues?"
Sauber: "Das sind marginale Änderungen. Der Nachholbedarf ist nicht so extrem wie bei gewissen anderen Teams. Für Schanghai und Bahrain gibt es nichts wesentlich Neues. Zum Mugello-Test gibt es dann ein Aero-Update. Wenn es gut funktioniert, werden wir es in Barcelona einsetzen."

Frage: "Weiterentwicklung kostet Geld. Hat der zweite Platz von Perez in Sepang diesbezüglich schon ganz konkret Türen aufgestoßen zu potenziellen Partnern?"
Sauber: "Nein, durch den zweiten Platz nicht. Aber der zweite Platz hilft ganz sicher bei den Gesprächen mit möglichen Partnern."

Frage: "Lotus und Red Bull überlegen sich schon seit Melbourne, gegen den F-Schacht von Mercedes Protest einzulegen. Sie auch?"
Sauber: "Nein."

F-Schacht: Sauber wartet ab

Frage: "Angenommen, ein Protest wird abgeschmettert, würde Sauber das System dann nachbauen? Haben sich Ihre Ingenieure schon mit der Machbarkeit befasst?"
Sauber: "Ich gehe davon aus, dass die Ingenieure auf dem Laufenden sind. Die Gedanken zu solchen Systemen sind ja schon sehr alt - der F-Schacht ist nichts Neues. Die Idee des Strömungsabrisses an den Flügeln, sei es vorne oder hinten, existiert schon seit Jahren. Die Frage ist nur, wie man es betätigt. Im Moment betrachte ich das alles ein bisschen als Spekulation, ob es verboten wird oder nicht. Dass wir ein Augenmerk darauf haben, ist selbstverständlich. Natürlich können wir aber nicht Leute abstellen, die so etwas parallel entwickeln."

Frage: "Ich frage deshalb, weil es im Vorjahr mit dem angeströmten Diffusor ein System gab, das Sie nach dem Zick-Zack-Kurs der FIA nicht mehr weiterentwickelt haben. Befürchten Sie, dass so etwas mit dem F-Schacht wieder passieren könnte?"
Sauber: "Ich glaube nicht, dass das F-Schacht-System, mit dem Mercedes fährt, einen so großen Einfluss hat wie der angeströmte Diffusor im letzten Jahr - bei weitem nicht. Und das System ist auch sehr qualifyingspezifisch."

Frage: "In der Konstrukteurs-WM liegen Sie momentan an vierter Stelle, vor Lotus, vor Mercedes. Wahrscheinlich würden Sie am liebsten gleich aufhören. Ist es denn realistisch, diese beiden Teams zu schlagen, oder sind die Gegner trotz Sepang die gleichen? Hat da in Hinwil ein Umdenken stattgefunden?"
Sauber: "Dieser Start gibt hier in Hinwil schon einen kräftigen Schub - ich glaube, das tut gut. Wenn man sich anstrengt, diese Position möglichst lange zu halten, dann ist das sicher richtig. Aber ich glaube nicht, dass man Mercedes längerfristig hinter sich halten kann, weil einfach deren Möglichkeiten ganz anders sind. Versuchen muss man es natürlich schon. Lotus ist sehr schwer einzuschätzen. Das Auto ist superschnell. Wenn die das normal über die Runden bringen, glaube ich schon, dass die für vordere Plätze gut sind."


Fotos: Sauber, Großer Preis von Malaysia, Sonntag


Frage: "Wechseln wir das Thema. Concorde-Agreement. Monisha Kaltenborn hat in Sepang erklärt, dass es eine grundsätzliche Einigung mit dem Inhaber der kommerziellen Rechte gibt. Ohne Details dazu zu erwarten: Ist diese schriftlicher oder mündlicher Natur?"
Sauber: "Ich kann Ihnen nur das bestätigen, was Frau Kaltenborn gesagt hat: Wir haben eine Einigung mit dem Inhaber der Rechte. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich würde es aber sehr begrüßen, wenn man die Verhandlungen mit allen Teams möglichst schnell abschließen könnte."

Budgets seit 1993 förmlich explodiert

Frage: "Sauber macht seit ungefähr 20 Jahren Formel 1. Ist es heute schwieriger denn je, Sponsoren zu finden, oder sind die Budgets zu groß geworden?"
Sauber: "Die Budgets sind natürlich drastisch größer geworden. Ich glaube, das gilt für alle. Früher war es vielleicht ein Fünftel von dem, was es heute ist. Man darf aber auch nicht vergessen: Das ist 20 Jahre her. Es war damals schon sehr schwierig für uns, Sponsoren zu finden. Wir hatten das Glück mit Red Bull und Petronas, später Credit Suisse. Das war natürlich fantastisch für uns. Heute solche Partner zu finden, ist alleine schon wegen der wirtschaftlichen Situation schwieriger geworden."

Frage: "Da sprechen Sie einen guten Punkt an: Wie sehr schmerzt Sie der starke Schweizer Franken als Team, das in der Schweiz beheimatet ist?"
Sauber: "Sehr! Das spielt sich in der Größenordnung von 20 bis 25 Prozent ab - und das ist sehr viel."

Frage: "Gibt es Maßnahmen, die man ergreifen kann, zum Beispiel die Währung von Verträgen umstellen, oder ist man dem einfach ausgeliefert?"
Sauber: "Man ist dem weitgehend ausgeliefert. Wir können ja die Lieferanten, die von der Schweiz aus liefern, nicht einfach ins Ausland verlegen. Wo man die Verträge ändern kann, macht man das natürlich. Man versucht vermehrt, Verträge in Schweizer Franken abzuschließen, aber das geht natürlich in den wenigsten Fällen. Und das FOM-Geld wird in Dollar ausbezahlt. Da sind 20 bis 25 Prozent sehr viel."

Peter Sauber und Monisha Kaltenborn

Peter Sauber mit seiner österreichischen Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn Zoom

Frage: "Für einige scheint derzeit eine Budgetobergrenze wieder ein Thema zu sein, obwohl die damals von Max Mosley vorgeschlagene Idee 2009 abgeschmettert wurde. Dann haben sich die Teams das Ressourcen-Restriktions-Abkommen als Alternative überlegt. Was spricht denn für eine geradlinige Budgetobergrenze?"
Sauber: "Die Obergrenze war damals extrem tief angesetzt von Max Mosley - das hätte vor allem für die Werksteams gar nicht funktionieren können. Ich glaube, es ist wichtig, dass sich die Teams auf das konzentrieren können, worin sie gut sind."

Windkanal-Nutzung nur eingeschränkt möglich

"Wir haben zum Beispiel einen sehr guten Windkanal. Dass wir uns da einschränken müssen, ist frustrierend. Wir haben damals die Investition getätigt und sollten das auch nutzen können. Die anderen haben zum Teil das zwei- und dreifache Budget, haben viel größere Mittel, aber nicht so einen guten Windkanal. Aber uns wird aufgezwungen, den Windkanal nur reduziert zu nutzen. Wir können zum Beispiel nur bedingt im Maßstab 1:1 testen. Das ist schlecht. Wenn man einen Kostendeckel macht, wäre das sicher eine vernünftigere Lösung, denn dann kann jeder sein Geld da einsetzen, wo er es für richtig hält."

Frage: "Was wäre Ihrer Meinung nach eine vernünftige Summe für so eine Obergrenze? Gehen wir einmal davon aus, dass die Budgets derzeit von HRT bis Ferrari zwischen 30 und 300 Millionen US-Dollar streuen. Da muss man zwei völlig verschiedene Welten unter einen Hut bringen..."
Sauber: "Das ist richtig. Einfach ist eine solche Lösung nicht - und eine konkrete Vorstellung habe ich auch nicht, muss ich ganz ehrlich sagen. Das hängt auch davon ab, was sich unter dem Kostendeckel befindet und was nicht."

"Einfach ist eine solche Lösung nicht - und eine konkrete Vorstellung habe ich auch nicht, muss ich ganz ehrlich sagen." Peter Sauber

Frage: "Eines der Argumente damals war, dass besonders die Werksteams vielleicht die Möglichkeit haben, Ressourcen bei ihren Mutterkonzernen zu verstecken. Halten Sie es denn angesichts dieser Bedenken überhaupt für realistisch, zu einer Einigung zu kommen, mit der alle leben können?"
Sauber: "Man sagt, es sei möglich, so etwas zu machen."

Frage: "Wie müsste das ablaufen? Mit externen Prüfern, neutral, die von der FIA beauftragt werden?"
Sauber: "Es gibt ja, zumindest bei uns in der Schweiz, eine behördliche Kontrollstelle. Als Aktiengesellschaft brauchen wir das. Und diese Kontrollstelle prüft auf Herz und Nieren."