• 14.04.2012 13:47

  • von Dieter Rencken

Alonso: "Haben schnellere Autos hinter uns"

Fernando Alonso bleibt nach der Qualifikation Realist: Platz neun entspricht dem aktuellen Leistungsstand des Ferraris

(Motorsport-Total.com) - Mit Platz neun erreichte Fernando Alonso in Schanghai die gleiche Startposition wie vor drei Wochen in Sepang, doch mit einer Wiederholung des Sieges von Malaysia rechnet der Ferrari-Pilot nicht. Vielmehr bereiten ihm schnelle Kollegen hinter ihm Sorgen. Im Interview spricht der Spanier über die Probleme bei Ferrari und die extrem engen Abstände im Spitzenfeld der Formel 1.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Mehr als Platz neun war für Fernando Alonso nicht drin

Frage: "Fernando, du stehst auf einer ähnlichen Startposition wie in Australien und Malaysia. Anhand der Erfahrungen aus den Longruns gestern: Erwartest du eher einen Rennverlauf wie in Melbourne oder eher wie in Malaysia?"
Fernando Alonso: "Sicherlich ein Rennen wie in Melbourne. Ich hoffe natürlich auf eine Wiederholung von Malaysia. Vielleicht haben wir wieder feuchte Bedingungen, vor allem auf den Intermediates war unser Tempo nicht schlecht."

"In Malaysia war es die gleiche Startposition, in Australien P12, das ist die Region, in der wir im Qualifying stehen. Normalerweise ist unsere Rennpace am Sonntag besser, aber wir wissen auch, dass in dieser Startaufstellung Leute wie Grosjean und Vettel hinter uns stehen, die schneller als wir sind. Selbst wenn wir Leute vor uns überholen können, wissen wir, dass schnellere Autos hinter uns sind."

Frage: "Du sagst, dass die Weltmeisterschaft immer noch möglich sei, wenn das Auto verbessert wird. Aber wir alle wissen, dass es Teams nur selten gelingt, innerhalb einer Saison eine Sekunde aufzuholen. Pat Fry hat gestern gesagt, dass sich grundsätzlich im Team etwas ändern muss, wenn ihr wieder zurück an die Spitze wollt. Denkst du manchmal daran, dass das eine weitere Saison sein wird, in der du die Weltmeisterschaft nicht gewinnen kannst?"
Alonso: "Nein, im Moment konzentrieren wir uns nur auf das nächste Rennen. Die Weltmeisterschaft ist für Ferrari aufgrund ihrer Geschichte und der Leidenschaft, mit der sie Motorsport betreiben, immer ein Ziel."

"Wir sind aber nicht dumm und wissen, dass wir großen Rückstand haben und daran arbeiten müssen. Eine Sekunde ist eine großer Rückstand. Das Auto hat im Bereich der Aerodynamik noch einige große Probleme. Wenn wir diese beheben, holen wir vielleicht nicht eine Sekunde aber einen großen Teil davon auf, daher sind wir recht optimistisch. Das hat oberste Priorität. Was jetzt am Auto noch nicht funktioniert, müssen wir zum Funktionieren bringen. Wenn wir dann zufrieden mit dem Auto sind, werden wir sehen, wie groß der Abstand ist. Im Moment ist er noch zu groß, weil das Auto nicht funktioniert."


Fotos: Fernando Alonso, Großer Preis von China, Samstag


Frage: "Bist du überrascht von der Performance der Sauber?"
Alonso: "Nein."

Frage: "Warum nicht?"
Alonso: "Sie waren bei den Wintertests unter den Schnellsten, sie waren in Melbourne unter den Schnellsten und in Malaysia hätten sie den Sieg verdient gehabt."

Frage: "Sind sie schneller als ihr?"
Alonso: "Definitiv! Ohne Zweifel."

Frage: "Bist du überrascht über deine Position? Immerhin stehst du vor einem Red Bull."
Alonso: "Nein. Red Bull ist in dieser Saison nicht mehr eine Sekunde schneller als der Rest, daher werden die Qualifyings und Rennen schwieriger. Du musst in allem perfekt sein. Die Zeiten sind so eng beieinander, wenn eine Kleinigkeit nicht funktioniert, verpasst du Q3. So war es vielleicht bei ihnen."

"Sie sind ein großes Team und waren bei den Wintertests und auch bei den ersten beiden Rennen sehr gut. Hier fahren die beiden Autos in unterschiedlicher Konfiguration, es ist nicht ganz klar, wer dort was einsetzt. Wenn ein Qualifying schlecht läuft, bedeutet das noch gar nichts. Er kann morgen trotzdem ein fantastisches Rennen fahren. Er startet von P11 und hat viele frische Reifensätze, weil der die Reifen für Q3 gespart hat. Er kann morgen um eine Top-Platzierung kämpfen."

Frage: "Heute war es trocken, und in den ersten beiden Startreihen stehen zwei Mercedes sowie ein Sauber und ein Lotus, eine recht ungewöhnliche Startaufstellung. Glaubst du, dass es in dieser Saison so sein wird, dass sich das Kräfteverhältnis zwischen den Spitzenteams an jedem Wochenende ändert?"
Alonso: "Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Im Moment erleben wir sicherlich einige Überraschungen. In Australien war Williams sehr schnell, Sauber macht in dieser ersten Phase der Saison einen fantastischen Job."

"Aber ich glaube, dass am Ende nur die Spitzenteams um die Weltmeisterschaft kämpfen können, denn sie haben die Einrichtungen, das Budget und die Erfahrung, wie man um eine Weltmeisterschaft kämpft. Red Bull, McLaren, Mercedes und hoffentlich Ferrari werden am Ende um die Weltmeisterschaft kämpfen. Die anderen Teams haben vielleicht nur halb so große Kapazitäten wie die Spitzenteams."