Alesi: "Grosjean mein Nachfolger? Sicher nicht!"

Während Teamchef Eric Boullier Romain Grosjean Titelpotenzial attestiert, warnt Jean Alesi vor zu hohem Erwartungsdruck

(Motorsport-Total.com) - Nach einem verpatzten Saisonstart mit vereinzelten Glanzlichtern ist Romain Grosjean ist in der Formel 1 angekommen. Der GP2-Meister, der 2009 ein harziges Formel-1-Intermezzo bei Renault erlebte und dessen Karriere danach vor dem Aus stand, sicherte sich in Bahrain mit Platz drei seinen ersten Podestplatz in der Königsklasse. Ein Beweis dafür, dass es mit ihm aufwärts geht - nach zwei Kollisionen in den ersten Runden bei den ersten zwei Saisonrennen war der Lotus-Pilot in Schanghai immerhin Sechster geworden.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Romain Grosjean beendete in Bahrain eine französische Durststrecke

Teamchef Eric Boullier streut Grosjean nach dem Rennen in Bahrain Rosen - durch Kimi Räikkönens zweiten Platz wurde das Wüstenrennen für die Truppe zum Triumph. "Noch mehr als vom Podestplatz war ich davon begeistert, dass er im Ziel so knapp hinter Kimi und nur zehn Sekunden hinter Sebastian Vettel lag", sagt der Franzose, der Grosjean mit seiner Managementfirma Gravity betreut, gegenüber 'Autosport'. "Ich hatte nicht damit gerechnet, dass unsere beiden Fahrer so eng beisammen liegen würden."

Alesi warnt vor Euphorie

Nach der Talentprobe in Bahrain sieht Boullier seinen Piloten bereits zu Höherem berufen: "Er hat gezeigt, dass er jetzt bereit ist, auf dem höchsten Niveau zu konkurrieren. Er hat den Speed und das Talent, eines Tages Weltmeister zu werden."

Doch genau in dieser gestiegenen Erwartungshaltung sieht Jean Alesi - Botschafter von Lotus und ehemaliger französischer Grand-Prix-Sieger - auch die Gefahren. Grosjean ist der erste Pilot aus der Grande Nation seit Alesi 1998 in Spa-Francorchamps - damals für Sauber -, der wieder das Formel-1-Podest erklimmt (Formel-1-Datenbank: alle französischen Podestplätze).

"Er hat den Speed und das Talent, eines Tages Weltmeister zu werden." Eric Boullier

Viele sehen daher Grosjean als seinen logischen Nachfolger. "Mein Nachfolger?", wundert sich der Franzose mit sizilianischen Wurzeln gegenüber 'RMC Sport'. "Ich sehe das nicht so. Er ist vielversprechend, aber wir müssen ihn jetzt in Ruhe lassen."

Unterstützung auch in schlechten Zeiten

Alesi fällt auf, dass die Medien seit Saisonbeginn Druck auf Grosjean ausüben - zunächst wegen der Kollisionen, jetzt wegen des plötzlichen Erfolges. "Ich weiß, wovon ich spreche", sagt der Mann, der bei Ferrari mit enormen Erwartungen konfrontiert war. "Seit Saisonbeginn gab es die unterschiedlichsten Kommentare über ihn. Das ist nicht richtig."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Bahrain


Stattdessen ist es seiner Meinung nach jetzt wichtig, dass Grosjean Ruhe bewahrt und sich die nötige Zeit nimmt, um mit seiner Situation zurechtzukommen. "Wenn er auf dem Podest steht, dann freuen wir uns alle mit ihm, aber wenn er eine schlechte Performance abliefert, dann müssen wir trotzdem hinter ihm stehen", fordert Alesi.