• 15.03.2012 14:05

  • von Dieter Rencken

Alonso: "Ferrari wird irgendwann siegen"

Ferrari-Star Fernando Alonso gibt sich trotz der mäßigen Testergebnisse mit dem F2012 gelassen: "Waren noch nie alle guten Teile gleichzeitig am Wagen"

(Motorsport-Total.com) - Während vor allem in der italienischen Öffentlichkeit bereits heiß über mögliche personelle Konsequenzen bei Ferrari spekuliert wird, geht Fernando Alonso den Start in die neue Saison gelassen an. Die Scuderia zeige sich in turbulenten Zeiten als geschlossene Einheit, niemand zweifele daran, dass die Roten bald wieder siegfähig sein werden, so der Spanier. Am Donnerstag in Melbourne erklärte Alonso seine Gründe für die Gelassenheit.

Titel-Bild zur News:

Fernando Alonso ist überzeugt: Ferrari wird bald wieder siegen

Frage: "Fernando, wie ist nun der Stand mit eurem F2012?"
Fernando Alonso: "Wir müssen weiter an der Entwicklung des Autos arbeiten. Diese Arbeit ist längst noch nicht abgeschlossen. In einigen Bereichen fehlen die Fortschritte noch, weil wir in manchen dieser Bereiche einen ganz neuen Weg eingeschlagen haben. Sechs Testtage sind nicht genug, um etwas umzukrempeln. Wir haben hier keine Evolution des letztjährigen Autos. Wir brauchen mehr Zeit als andere Teams, um unser vollen Potenzial aus dem Auto herauszuholen. Wir verstehen das Auto aber zusehends besser und kommen voran."

"Wir müssen mal sehen, wie konkurrenzfähig wir sein werden. Wir schauen mal hier im Qualifying und dann in Malaysia und in China. Die Strecke hier in Melbourne ist nicht sonderlich aussagekräftig. Es ist ein Stop-and-Go-Kurs, man bremst hier stark und beschleunigt dann wieder. Die langen Kurven fehlen hier. Und das sind jene, die über die Aerodynamik am meisten aussagen. Wir müssen also noch etwas abwarten."

"Wir werden hier erst einmal die besten Teile von den Tests an das Auto bauen. Das ist etwas, was wir bisher noch nie gemacht haben. Bei den Tests haben wir beispielsweise am Morgen einen Frontflügel ausprobiert, am Nachmittag dann einen anderen Diffusor. Es waren nie alle guten Teile am Wagen. Das wird morgen erstmals der Fall sein. Hoffentlich sind wir dann konkurrenzfähig."

Alonso hofft auf enge Kämpfe

Frage: "Es sind 2012 insgesamt sechs Weltmeister am Start. Welche Rolle spielt das für dich?"
Alonso: "Das ist für Fans und Medien eine ganz tolle Geschichte. Die Show oder die Qualität der Rennen wird sich dadurch nicht verändern. Wir sehen auch in der GP2 immer wieder tolle Rennen. Dort sind gar keine Champions am Start. Trotzdem bieten die super Rennen, wir alle genießen diese Show."

"Sechs Weltmeister bedeuten nicht zwangsläufig, dass sich dadurch großartige Rennen ergeben. Wichtiger wäre, dass mehrere Autos das Potenzial für den Kampf um die Meisterschaft bieten. Wenn Red Bull, McLaren, Ferrari, Mercedes und Lotus um Siege kämpfen können, dann werden die Fans eine ganz tolle Saison erleben. Hoffentlich wird es so sein."

Frage: "Pat Fry hat beim Test in Barcelona gesagt, dass Ferrari wohl kaum in Melbourne um Podestplätze kämpfen können wird. Stimmst du ihm zu?"
Alonso: "Die Ingenieure schauen immer ganz genau auf Daten und Computerauswertungen und so weiter. Pat wollte in Barcelona wohl zum Ausdruck bringen, dass wir unsere eigenen Ziele nicht erreicht hatten - also die Werte, die zuvor berechnet worden waren. Die Daten bedeuten aber nicht zwangsläufig, dass es für den Kampf um Podestplätze nicht reicht. Das müssen wir erst an diesem Wochenende herausbekommen."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Australien


"Wir sind noch nicht bei hundert Prozent, das Auto bietet noch mehr. Das werden wir hoffentlich schon bald abrufen können. Das Team hatte sich gewisse Ziele gesetzt, optimistische Ziele für das erste Rennen. Jetzt sind wir vielleicht noch nicht in der entsprechenden Position. Aber vielleicht liegen wir dennoch vor einigen anderen."

Ferrari soll aufholen

Frage: "Hast du dich mental auf einen holprigen Saisonauftakt vorbereitet?"
Alonso: "Ja, das gesamte Team ist darauf vorbereitet. Wir sind alle hoch motiviert und haben große Ambitionen. Es herrscht bei uns ein großartiger Spirit. Wir werden um diese Meisterschaft kämpfen. Wir wollen den Titel. Dieses Ziel hat höchste Priorität. Um dies zu erreichen, müssen wir im November einen Punkt mehr haben als der Zweite. Die gesamte Saison liegt noch vor uns."

"Wir haben in den vergangenen Jahren immer mal wieder starke Teams gesehen, die ein Niveau nicht halten konnten, oder umgekehrte Entwicklungen. Vielleicht sind wir in diesem ersten Rennen nicht so schnell wie einige andere Teams. Aber wir wollen im November Champions sein. Wir sind vorbereitet, wir treten geschlossen auf. Wir vertrauen uns im Team gegenseitig. Wir vertrauen den Designern, den Aerodynamikern, den Mechanikern und man vertraut uns Fahrern. Wir sitzen alle im selben Boot und wir werden kämpfen."

Frage: "Die Frage war aber, ob du dich speziell auf schwierige Umstände vorbereitet hast..."
Alonso: "Der Saisonstart wird für uns nicht schwieriger als im vergangenen Jahr. Erinnert euch mal: Damals lagen wir im Qualifying 1,4 Sekunden hinter Red Bull. Auch 2009 war es so. Damals waren wir in den Wintertests mit dem Renault R29 richtig gut, im ersten Qualifying war es dann Platz 14. Ich bin also an einen harten Start ins Jahr schon gewöhnt."

Frage: "Nervt es dich, dass du nicht mal mit einem dominanten Auto in die Saison gehen kannst?"
Alonso: "Nein, überhaupt nicht. Dies ist die Formel 1. Es ist wie die Tour de France mit 20 Etappen. Jetzt haben wir erst den Prolog vor uns, das kurze Zeitfahren zum Start in die Veranstaltung. Wir wollen das gut meistern. Wichtig ist, dass wir geschlossen arbeiten. Wir sind entschlossen und wollen es gut machen. Wir wissen, dass Ferrari früher oder später Rennen gewinnen wird. Daran glauben wir ganz fest. Einer starker oder schwächerer Start ins Jahr ändert nicht so viel. Das ist das Tolle bei Ferrari."

Frage: "Sebastian Vettel hat seinem neuen Auto den Namen Abbey gegeben. Hast du auch einen Namen für dein Auto?"
Alonso: "Nein. Ich habe in der Vergangenheit mitbekommen, dass Sebastian seinen Autos Namen gegeben hat. Ich dachte eigentlich, das wäre ein Spaß. Ist es aber nicht, offensichtlich. (lacht) Ich selbst gebe meinem Auto keinen Kosenamen."