Bell, Costa & Willis: Wer macht was?

Mercedes erhofft sich viel von der neu formierten Technikabteilung - Ross Brawn erklärt, wie die Aufgabenbereiche der Spitzenkräfte unterteilt sind

(Motorsport-Total.com) - Mercedes geht mit neuen Kräften in diese Saison. Das Team mit Sitz in Brackley hat im Vorjahr deutlich an Personal zugelegt, während die meisten Teams aufgrund des Ressourcen-Restriktions-Abkommens RRA Mitarbeiter abbauen. Doch Mercedes hat diesen Schritt bereits 2010 gemacht und dafür in der vergangenen Saison bezahlt.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Neuer Anlauf mit dem F1 W03: Stimmt bei Mercedes endlich die Richtung?

Hat man nun eine so schlagkräftige Mannschaft beisammen, um mit den Top-Teams Red Bull, McLaren und Ferrari mithalten zu können? "Das sieht man natürlich erst an der Rennstrecke", will sich Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nicht zu einer Prognose hinreißen lassen. "Wir befinden uns immer noch in der Aufbauphase, aber wir haben unser Team im Laufe der vergangenen Saison verstärkt."

Eine Aussage, die im ersten Moment für Verwunderung sorgt, schließlich war die Truppe aus Brackley unter Teamchef Ross Brawn mit Jenson Button bereits 2009 Weltmeister. Doch Haug weiß, warum dieser Schluss nur bedingt Sinn ergibt: "Bei uns handelt sich um ein Team, das als BrawnGP die Weltmeisterschaft gewonnen hat. Erst Insidern fällt aber auf, dass sich danach alles komplett verändert hat: Wir haben viel weniger Leute und es gibt Budgetrestriktionen."

Mercedes will Geld sparen

Obwohl man zuletzt beim Personal wieder aufrüstete, verstößt man damit nicht gegen das Teamabkommen RRA: "Wir halten uns an die Ressourcenrestriktionen. Wir wollen sehr effizient sein - auch von Seiten Mercedes' - und nicht all unser Geld hineinstecken." Der Personalabbau in Brackley nach dem WM-Titel 2009 hat sich auf die Performance des Teams deutlich ausgewirkt - dennoch ist Haug ein Befürworter der Restriktionen: "Es gibt sehr strenge Restriktionen und ich finde das richtig, denn sonst lernt man nichts."

Michael Schumacher, Nico Rosberg, Ross Brawn (Teamchef), Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef)

Die Mercedes-Mannschaft erhielt im Vorjahr Zuwachs Zoom

"Es gibt Beispiele aus der Vergangenheit von Teams, wo es viel Geld gab, aber keinen Erfolg", spielt er auf Rennställe wie Toyota an. "Man muss beide Dinge kombinieren, das lernen wir und das werden wir schaffen. Wir nähern uns diesem Ziel Schritt für Schritt an."

Brawn zieht sich aus technischem Bereich zurück


Fotos: Mercedes, Testfahrten in Barcelona


Wird sich die zusätzliche Manpower bereits beim neuen F1 W03 bemerkbar machen? "Die Leute waren nicht alle an der Entwicklung des neuen Autos beteiligt, weil sie erst später ins Team gekommen sind", relativiert Michael Schumacher, der sich bei seiner Ankunft bei Mercedes 2010 auch mehr erwartet hatte. "Dennoch ist davon auszugehen, dass wir qualitativ besser aufgestellt sein werden und uns bei der Entwicklungszeit verbessern werden. Das erwarte ich in diesem Jahr, da habe ich große Hoffnungen."

Mit Ross Brawn, Loic Bigois, Bob Bell, Geoff Willis und Aldo Costa arbeiten derzeit fünf Leute bei Mercedes, die aktuell oder in der Vergangenheit als Technikchefs tätig waren. Das gibt Brawn die Möglichkeit, sich weiter aus dem technischen Bereich zurückzuziehen. "Ich bin der Teamchef", stellt er klar. "Früher war ich in die Arbeit der Ingenieure noch wesentlich stärker eingebunden. Ich interessiere mich zwar immer noch dafür und nehme an einigen strategischen Besprechungen teil, aber am Tagesgeschäft bin ich nicht mehr beteiligt."

Bell, Costa & Willis: Wer ist für was zuständig?

Die Gefahr, dass zu viele Köche den Brei verderben, sieht Brawn nicht gegeben, schließlich sind die Verantwortungsbereiche zwischen den Topleuten klar abgegrenzt. "Bob ist als Technischer Direktor der Hauptverantwortliche", gibt der Mercedes-Teamchef Einblicke in die Teamstruktur. "Aldo ist für die mechanischen Komponenten zuständig und Geoff für die Aerodynamik und Fahrdynamik. Geoff ist Technologie-Direktor und Aldo Ingenieurs-Direktor."

Nico Rosberg

Der neue Mercedes F1 W03 funktioniert auf Anhieb gut Zoom

Brawn ist davon überzeugt, dass diese Bereichszuweisung optimal ist: Costas Bereich, die mechanischen Komponenten, ist "die Basis des Fahrzeugs - die Kühlung, die Kraftübertragung, all diese Dinge." Willis' Bereich, die Aerodynamik und die Fahrdynamik, ist laut Brawn "eng miteinander verbunden". Zudem ist der ehemalige Red-Bull-Technikchef auch für den Fahrsimulator verantwortlich.

Zu viele Egos bei Mercedes?

"Diese Aufteilung ergibt sich von selbst", meint der ehemalige Ferrari-Technikchef, der seit einigen Jahren als Teamchef fungiert. "Geoff und Aldo sind für ihre jeweiligen Aufgabenbereiche hervorragend qualifiziert. Ich kenne Aldo sehr gut und weiß, dass er diese Position sehr gut beherrscht. Die beiden ergänzen sich sehr gut, und Bob kümmert sich um die Organisation und sorgt für einen reibungslosen Arbeitsablauf."

Die Hauptverantwortung trägt freilich Bell, der dem Team als Technikchef zur Verfügung steht. "Wenn bei der Technik etwas schief läuft, muss ich dafür gerade stehen", bestätigt er. Er hat aber nicht das Gefühl, dass in Brackley zu viele Egos aufeinandertreffen: "Ich werde den Erfolg des Autos nicht für mich alleine beanspruchen. Als ich in Brackley angefangen habe, fand ich ein Team wirklich guter Ingenieure vor. Ich möchte meine Erfahrung dort einbringen, vor allem organisatorisch. Es ist wichtig, eine solide Basis für die Zukunft aufzubauen. Die Anerkennung für das neue Auto verdienen vor allem die Leute, die schon da waren."