Preisgeld: Ferrari hat die Nase vor Red Bull

Kaum zu glauben, aber wahr: Ferrari kassiert diese Saison mehr Preisgeld als Dominator Red Bull - In Milton Keynes akzeptiert man die Privilegien der "Scuderia"

(Motorsport-Total.com) - Red Bull hat 2011 zwölf Rennen gewonnen, Ferrari verbuchte hingegen bloß einen Grand-Prix-Sieg. Und dennoch muss das österreichische Weltmeisterteam mit Sitz in Milton Keynes eine empfindliche Niederlage einstecken: Bei den Preisgeldern haben die Roten aus Maranello nach wie vor die Nase vorne. Das ergeben die Recherchen der Kollegen von 'Autosport'.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Mark Webber

Trotz der Erfolge erhält Red Bull weniger Preisgeld als Ferrari

Obwohl es eines der am strengsten gehüteten Geheimnisse ist, wie die Preisgelder in der Formel 1 verteilt werden, beruft man sich dabei auf Insider-Information sowie Dokumente, die die Einnahmen der Teams preisgeben. 2010 verzeichnete die Formel 1 Gesamteinnahmen in Höhe von einer Milliarde Dollar (742 Millionen Euro). Davon werden 658 Millionen Dollar (488 Millionen Euro) an die Teams als Preisgelder ausgeschüttet. Man geht davon aus, dass die Einnahmen 2011 höher sind - die Teams dürften daher in den Genuss von 691 Millionen Dollar (513 Millionen Euro) Preisgeld kommen.

Da für viele eine Formel 1 ohne Ferrari nicht vorstellbar wäre und die italienische Truppe eine Sonderstellung genießt, erhält man laut 'Autosport' automatisch die ersten 2,5 Prozent der Preisgelder, dazu kommen die sogenannten Kategorie-B-Ansprüche, die auf gewonnene WM-Titel zurückgehen und somit Ferrari, McLaren, Williams, Renault, Red Bull und Mercedes zu Gute kommen. Ferrari verdient in dieser Disziplin aber durch die Erfolge der Vergangenheit mit 16,5 Millionen Dollar (12,2 Millionen Euro) ganz klar am meisten. Somit hat Ferrari bereits 33,3 Millionen Dollar (24,7 Millionen Euro) verdient, ohne 2011 einen Finger gerührt zu haben.

Wie die Formel-1-Einnahmen verteilt werden

Für die Platzierung in der Konstrukteurs-WM gibt es zwei separate Preisgeld-Töpfe im Verhältnis 50 zu 50. Die erste Säule geht an alle Teams, die in den vergangenen drei Jahren zwei Mal unter den Top-10 der Konstrukteurs-WM platziert waren: Jeder Rennstall erhält zehn Prozent. Die zweite Säule bezieht sich auf die Platzierung der Teams in der Konstrukteurs-WM des Vorjahres. Die Verteilung sieht folgendermaßen aus: 1. 19 Prozent, 2. 16 Prozent, 3. 13 Prozent, 4. 11 Prozent, 5. 10 Prozent, 6. 9 Prozent, 7. 7 Prozent, 8. 6 Prozent, 9. 5 Prozent, 10. 4 Prozent.

"Es ist verständlich, dass ihre kommerziellen Bedingungen etwas anders als die der anderen Teams sind." Christian Horner

Die zwei Säulen stehen im Verhältnis 50:50 zueinander. Ausgeschüttet wird, was übrig bleibt, nachdem die Kategorie-B-Gelder und die 2,5 Prozent an Ferrari bezahlt wurden. Aus der ersten Säule werden somit 31 Millionen Dollar (23 Millionen Euro) an jedes Team überwiesen. Aus der zweiten Säule erhält Ferrari für Platz drei in der Konstrukteurs-WM 13 Prozent der 310 Millionen Dollar (230 Millionen Euro). Das ergibt 40,3 Millionen Dollar (29,9 Millionen Euro). Insgesamt kommt Ferrari damit 2011 auf Einnahmen in Höhe von 104,6 Millionen Dollar (77,6 Millionen Euro).

Nach dem gleichen Schlüssel erhält McLaren aus Kategorie B 4,2 Millionen (3,1 Millionen Euro), aus Säule 1 31 Millionen (23 Millionen Euro) und aus Säule 2 49,6 Millionen Dollar (36,8 Millionen Euro). Das ergibt Jahreseinnahmen von 84,8 Millionen Dollar (62,9 Millionen Euro).

Red Bull: Kein Problem mit Ferrari-Sonderstatus

Red Bull reiht sich immerhin vor dem Team aus Woking ein. Aus Kategorie B nimmt man 3,2 Millionen (2,4 Millionen Euro), aus Säule 1 31 Millionen (23 Millionen Euro) und aus Säule 2 58,9 Millionen Dollar (43,7 Millionen Euro) ein. Insgesamt kommt man damit auf 93,1 Millionen Dollar (69,1 Millionen Euro). McLaren liegt also nur etwas mehr als sechs Millionen Euro hinter Red Bull, Ferrari mit einem Vorsprung von 8,5 Millionen Euro vor der Weltmeister-Truppe.

"Es ist besser, wenn Ferrari hier ist, als wenn dies nicht der Fall wäre." Christian Horner

Dennoch geht man bei Red Bull mit der Situation gelassen um. Teamchef Christian Horner ist bewusst, dass sich Ferrari in der Formel 1 in einer privilegierten Situation befindet und möchte dies auch nicht anfechten. Der Grund: Durch den Mythos Ferrari steigt der Wert der Königsklasse des Motorsports und damit auch der Wert der Erfolge von Red Bull.

"Es ist besser, wenn Ferrari hier ist, als wenn dies nicht der Fall wäre", stellt der Brite gegenüber 'Autosport' klar. "Ferrari und die Formel 1 sind unzertrennlich und für uns ist das Prestige unzählbar höher, in der Formel 1 zu gewinnen, wenn Ferrari dabei ist. Historisch gesehen sind sie das wichtigste Team und es ist verständlich, dass ihre kommerziellen Bedingungen etwas anders als die der anderen Teams sind. Sie haben natürlich einen guten Vertrag, aber so ist es nun mal."