• 11.11.2011 13:32

Abu Dhabi: Vettels Konkurrenten sind Kamele

Abu Dhabi, wo man glaubt, das Geld sei abgeschafft: Warum die Formel 1 nur ein Nischensport ist und Kamelrennen mehr begeistern als Sebastian Vettel und Co.

(Motorsport-Total.com/SID) - Als die Formel 1 vor zwei Jahren nach Abu Dhabi kam, wusste mit Motorsport niemand etwas anzufangen. Das hat sich geändert, und die Araber haben eigene Ziele: Aus dem Yas-Marina-Circuit des Deutschen Hermann Tilke wollen sie ihren Central oder Hyde Park machen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel vor dem prunkvollen Yas-Marina-Hotel in Abu Dhabi

Den 20. Jahrestag mit seiner Frau Corinna feierte Michael Schumacher bei einer Wüsten-Safari. "Der Orient hat seine eigenen Reize", sagt der Rekordweltmeister der Formel 1 vor dem Rennen in Abu Dhabi. "In der Wüste herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, die sehr anders ist als alles andere auf der Welt."

Für den aktuellen Champion Sebastian Vettel ist das Beste an der Wüste, "dass sie irgendwann aufhört". Immerhin sei es "schön warm. Solange man was zu trinken hat, ist es gut". Sein Teamkollege Mark Webber durchquerte die Wüste auf einem Kamel und wurde dabei kräftig durchgeschüttelt. An einem Kamelrennen, das weiß der Australier seitdem, würde er nie teilnehmen.
Dabei ist es neben Segeln, Fußball und Pferderennen die wichtigste Sportart in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Kamelrennen mit Roboter-Jockeys

In den Sätteln der "Wüstenschiffe" sitzen Roboter, jedem Menschen würde unweigerlich schlecht werden. Dafür stehen viele in den Wintermonaten Oktober bis März jeden Donnerstag und Freitag ab 8:00 Uhr morgens am Rande des Al-Wathba-Racetracks nahe Abu Dhabi und feuern ihre Favoriten an. Zu Jahresbeginn steigt hier sogar ein großes Kamelfestival. Dessen Höhepunkt ist ein Schönheitswettbewerb, die Siegerin ist fortan rund zwei Millionen US-Dollar schwer.

Die Formel 1 kannte hier bis vor zwei Jahren niemand. Dann entwarf der Aachener Architekt Hermann Tilke den Yas-Marina-Circuit, mit angeblich knapp einer Milliarde Euro Produktionskosten die teuerste Strecke der Welt. Hier wird seit 2009 ein einzigartiges Rennen ausgetragen: Start in der Dämmerung, Zieleinlauf bei Nacht. Vettel, der beide bisherigen Grands Prix in Abu Dhabi gewonnen und im Vorjahr dort seinen ersten Weltmeistertitel geholt hat, nennt es schon vor der dritten Auflage "so etwas wie einen Klassiker".

¿pbvin|512|4228||0|1pb¿"Du musst etwas machen, was es sonst nirgendwo gibt", sagt Nicholas McElwee, Management-Direktor der Strecke. Er meint damit nicht nur die Strecke selbst, sondern auch das gesamte Drumherum. Nirgendwo sonst kann das so gut gelingen wie in Abu Dhabi. Die Yas-Insel wurde 2009 mit dem World-Travel-Award als das führende Tourismusprojekt weltweit ausgezeichnet.

Neben der futuristisch anmutenden Strecke mit ihren zahlreichen Flutlichtmasten bäumen sich mehrere Luxushotels auf, ein schwedisches Möbelhaus und die Ferrari-World, der weltgrößte Indoor-Vergnügungspark mit der schnellsten Achterbahn der Welt (Tempo 240). Wenige Meter daneben, wo derzeit nur viel Sand und sonst nichts liegt, sollen noch ein Wasserpark, ein Themenpark eines großen Filmstudios und vieles mehr entstehen. Das Investitionsvolumen? McElwee atmet tief durch: "Keine Ahnung. Viele Milliarden."

Vorbilder in New York und London

Aber sie haben auch Großes vor. "Die Strecke soll so etwas werden wie der Central Park in New York oder der Hyde Park in London", sagt McElwee. Das ungläubige Staunen pariert er lässig: "Es ist nicht so wichtig, dass alles grün ist - zumal es hier für den Mittleren Osten wirklich grün ist. Es geht darum, dass die Menschen merken, dass die Anlage ihnen gehört, und stolz darauf sind, es als nationale Ikone zu sehen."

Jeden Abend wird die Strecke für Jogger, Spaziergänger und Radfahrer geöffnet. Man muss nichts mit Motorsport am Hut haben, um sich hier wohlzufühlen, lautet das Credo. Doch natürlich wird mit dem Motorsport geworben. Eine Fahrschule bietet sogar Stunden auf der Strecke an.

¿pbvin|512|4226||0|1pb¿"Als die Formel 1 herkam, gab es kein Verständnis für den Sport. Heute verstehen die Menschen sogar die technischen Aspekte und die Strategie", sagt der Management-Direktor. Das dritte Rennen am Sonntag wird zum dritten Mal ausverkauft sein. Noch gibt es nur 50.000 Plätze. "Ein Ausbau ist geplant", erzählt McElwee.

Dabei bezeichnet auch er den Motorsport weiterhin als "Nischensport". Auf einen eigenen Fahrer in der Formel 1 müssen sie hier wohl noch viele Jahre warten, die drei Besten fahren in der lokalen Serie UAE-GT. "Wir hoffen auf die nächste Generation. Das muss sich entwickeln. Es dauert eben lange, bis man einen Lokalmatador hat." Alles kann man eben nicht mit Geld kaufen...

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