• 06.10.2011 09:00

  • von Stefan Ziegler

Newey: "Der RB5 war erstes Auto einer neuen Generation"

Red-Bull-Designer Adrian Newey spricht über die Evolution seiner jüngsten Fahrzeuge und die Stärken und Schwächen des aktuellen Red Bull RB7

(Motorsport-Total.com) - Der Red Bull RB7 hat gute Chancen, die Saison 2011 als Formel-1-Klassenprimus zu beschließen. Der Rennwagen aus der Feder von Adrian Newey führt dank Sebastian Vettel sehr souverän in der Fahrerwertung und auch bei den Konstrukteuren liegt Red Bull klar in Front. Was also ist das große Geheimnis des Fahrzeugs, das bislang neun von 14 Grands Prix für sich entscheiden konnte?

Titel-Bild zur News: Adrian Newey (Technischer Direktor)

Adrian Newey entwarf bisher sämtliche Siegerautos des Red-Bull-Rennstalls

Gegenüber 'Racecar Engineering' will sich Newey freilich nicht zu tief in seine Karten schauen lassen, begibt sich aber immerhin auf Spurensuche, weshalb seine Autos über eine derart gute Leistung zu verfügen scheinen. Ein Grund dafür ist, dass der Brite seit geraumer Zeit an einem Basiskonzept festhält, das sich in den vergangenen Jahren bewährte. Alles begann vor zwei Jahren mit dem RB5.

"Das war das erste Auto einer neuen Generation", sagt Newey rückblickend. "Damit reagierten wir am besten auf die aerodynamischen Regeländerungen. Es handelte sich um die größten Neuerungen seit der Einführung der flachen Unterböden 1983." Prompt verwandelten die Newey'schen Ideen das Team aus Milton Keynes von einer Mittelfeld-Truppe in eine Topadresse - die ersten Siege kamen.

"Der RB6 war auf den Doppeldiffusor ausgelegt." Adrian Newey

Der Grundstein für weitere Erfolge war also gelegt, doch Newey zog weitere Asse aus seinem Ärmel, indem er am Nachfolgemodell weitere Ansätze verwirklichte. "Der RB6 war auf den Doppeldiffusor ausgelegt. Damals diskutierten wir darüber, ob wir weiterhin Zugstreben dafür einsetzen würden. Das taten wir schließlich, weil wir damit gearbeitet hatten und zufrieden waren mit deren Arbeitsweise."

Eine Rückkehr zu Druckstreben an der Hinterachse, wie sie vor der RB5-Ära obligatorisch waren, kam trotz der Regeländerungen im Hinblick auf den Diffusor aber nicht in Frage. "Für den RB7 waren stets Zugstreben vorgesehen", meint Newey. Vielmehr konzentrierte sich der findige Brite nun auf die Getriebeeinheit der Boliden - und auch auf den Einbau des 2011 wieder eingeführten KER-Systems.¿pbvin|512|4125||0|1pb¿

Dabei kam es immer wieder zu Störgeräuschen, denn die Technik lief nicht ganz rund bei Red Bull. "Die Wurzel allen Übels war, dass wir versucht hatten, das KERS-Paket in Eigenregie zu entwickeln. Es basiert auf dem System von Magneti Marelli, das Renault 2009 einsetzte. Wir testeten es bei den Vorsaison-Probefahrten, entschieden uns dann aber gegen eine Nutzung im Rennbetrieb."

"Die Entwicklung von KERS ist keine unserer Stärken." Adrian Newey

"Seither entwickelten alle ausgehend von dieser Basis in eine andere Richtung", erläutert Newey und gersteht: "Die Entwicklung von KERS ist keine unserer Stärken. Das liegt auch daran, dass wir beim Packaging eine ziemlich aggressive Strategie an den Tag legten, weil es dem Gesamtpaket zuträglich ist. Wir hielten das für die bessere Variante, auch wenn die Hitze ein gewisses Problem darstellte."

"Viele unserer Schwierigkeiten lagen aber hauptsächlich an unserer fehlenden Erfahrung auf diesem Gebiet", meint der Red-Bull-Designer. Vom Wechsel auf Pirelli-Reifen habe sein Team indes nicht profitiert. "Ferrari scheint sehr sanft mit den Reifen umzugehen, wohl sogar sanfter als wir. Ich denke, unser Tempo liegt mehr am Gesamtpaket. Der Umstieg zu Pirelli veränderte die Hackordnung nicht."