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Zylon soll Fahrerhelme sicherer machen

Schon seit Saisonbeginn in Verwendung, ab Suzuka erstmals Vorschrift: Die Visiere der Fahrerhelme müssen nun an der Oberkante verstärkt werden

(Motorsport-Total.com) - Einige Fahrer sind schon die ganze Saison damit unterwegs, doch ab Suzuka ist er für alle Vorschrift: ein vier Zentimeter breiter Schutzstreifen aus Zylon auf der Oberkante des Helmvisiers. Die FIA reagiert damit auf den schweren Unfall von Felipe Massa in Budapest 2009, bei dem der Ferrari-Pilot von einem herumfliegenden Objekt getroffen und monatelang außer Gefecht gesetzt wurde.

Titel-Bild zur News: Helm mit Zylonstreifen von Jerome D'Ambrosio

Jerome D'Ambrosio fährt schon seit dem ersten Rennen mit dem neuen Helm

Eine Stahlfeder von Rubens Barrichellos Brawn löste sich damals bei voller Fahrt und schlug den hinterherfahrenden Massa sofort k.o. Massa wurde am linken Auge getroffen, was die Frage der Helmsicherheit aufwarf. Mit dieser setzte sich seither das FIA-Institut (Präsident: Sid Watkins) auseinander, das 2010 mit der Idee eines Sicherheitsstreifens aus Zylon daherkam. Bell setzte diese als erster Helmhersteller in die Praxis um.

"Das Ziel ist, den oberen Teil des Visiers der Formel-1-Helme zu verstärken, um widerstandsfähiger gegen herumfliegende Objekte zu sein", erklärt Stephane Cohen, bei Bell verantwortlich für alle Motorsportaktivitäten, gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Der verstärkte Bereich hält nun "mindestens doppelt so viel" Energie aus wie ein konventionelles Visier - abhängig von verschiedenen Umständen kann die Sicherheit teilweise sogar um den Faktor zehn höher sein.

¿pbvin|512|4151||0|1pb¿"Wir waren die Ersten, die es getestet haben. Seit dem ersten Rennen 2011 haben wir das System für all unsere acht Fahrer vorgestellt", erklärt Cohen, dessen Firma der FIA damit zuvorgekommen ist. Er halte das für wichtig, weil er "schlaflose Nächte" hätte, wenn er seinen Fahrern nicht zum frühestmöglichen Zeitpunkt ein möglichst sicheres Produkt anbieten würde. Da spielt es dann auch keine Rolle, dass ein solcher Schutzstreifen schlappe 300 Euro kostet.

Zylon ist eine Kunststoff-Faser, die sich bei hoher Elastizität durch hohe Reißfestigkeit auszeichnet. Hergestellt wird das Material vom japanischen Hersteller Toyobo, der sich auch die Namensrechte an der Marke Zylon gesichert hat. Das Gewicht des Schutzstreifens liegt bei gerade mal 60 Gramm, befestigt wird er mit doppelseitigem Klebeband. Nachteil: Das Sichtfeld der Fahrer wird im Interesse der Sicherheit weiter eingeschränkt.

"Als sie HANS eingeführt haben", erinnert sich Rubens Barrichello, "tat mein Schlüsselbein weh und ich fuhr zunächst ohne. Aber dann hatte ich in dem Jahr einen Unfall, weil in Ungarn meine Radaufhängung brach und ich geradeaus abflog. Ohne HANS hätte ich mich vielleicht verletzt. Es ist nicht einfach, ein Formel-1-Auto zu fahren, und wenn sie dir dann auch noch Metall über den Kopf setzen, findest du das übel. Aber wenn du einmal den Vorteil spürst, verstehst du alles andere."