• 19.02.2011 10:29

  • von Britta Weddige & Dieter Rencken

Bahrain: FOTA-Pläne für drei verschiedene Szenarien

Die FOTA erwägt Alternativtests in Spanien oder Portugal - Entscheidung könnte noch an diesem Wochenende fallen - Finanzielle Probleme für kleine Teams

(Motorsport-Total.com) - Das Hauptthema der gestrigen Sitzung des Sportkomitees der Teamvereinigung FOTA in Barcelona waren die Unruhen in Bahrain und die deshalb mögliche Absage des dortigen Saisonauftakts. Mit dabei waren auch die Teammanager aller Teams. Das Komitee hat in diesem Bezug zwar kein Beschlussrecht, die Vertreter können sich aber mit den Teamchefs und Bernie Ecclestone beraten. Nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' wurden Alternativen für drei mögliche Szenarien besprochen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Was tun, wenn Bahrain abgesagt wird? Es gibt Alternativpläne der FOTA

Szenario eins wäre, dass alles wie geplant in Bahrain durchgeführt werden kann, der Test Anfang März und der Grand Prix Mitte des Monats. Das zweite Szenario wäre, dass der Test abgesagt werden muss, das Rennwochenende aber wie geplant durchgeführt werden kann. Das dritte Szenario wäre, dass in Bahrain weder getestet noch ein Grand Prix abgehalten werden kann.

Sollte Szenario eins eintreffen, verläuft die weitere Saisonvorbereitung natürlich wie geplant. Sollte der Test abgesagt, der Grand Prix aber durchgeführt werden, hat das Komitee vorgeschlagen, diesen vierten Wintertest des Jahres in Spanien oder Portugal abzuhalten. Entweder in Barcelona, in Jerez oder in Portimao.

Überlegt wurde auch, einen solchen Alternativtest in Silverstone oder Paul Ricard durchzuführen. Denn bisher hatten die Teams noch keinerlei Gelegenheit, mit den Regenreifen von Pirelli zu testen, da es bei den bisherigen Tests in Spanien als in den Vorjahren noch nicht geregnet hat, es gab nur vereinzelte Schauer, die aber nicht für ausreichend nasse Bedingungen gesorgt haben.

Das Problem ist, dass die Strecke in Silverstone zur passenden Zeit bereits ausgebucht ist. Und auf dem südfranzösischen Kurs Paul Ricard, der über eine Bewässerungsanlage verfügt, gibt es nach Aussage von Teammitgliedern nicht ausreichend Platz für den Formel-1-Tross. Denn der Kurs war ursprünglich nur als Teststrecke für maximal fünf Teams geplant.

Sollte Szenario drei eintreten, und auch das Rennen in Bahrain abgesagt werden, dann würde die FOTA noch einen weiteren, fünften Test ansetzen. Denn die Teams hatten alle geplant, dass sie den Freitag des Grand-Prix-Wochenendes in Bahrain als Test nutzen - dieser würde bei einer Absage wegfallen. Dieser fünfte Test würde dann auch in Spanien stattfinden, wahrscheinlich auf einer anderen Strecke als der vierte. Beispiel: Findet der vierte Test in Barcelona statt, wird der fünfte in Jerez oder Portimao gefahren.

Pedro de la Rosa

Einer der Alternativtests könnte in Barcelona stattfinden Zoom

Grundsätzlich folgen die Teams den Entscheidungen von Bernie Ecclestone und der FIA. Sollte beschlossen werden, dass es in Bahrain sicher genug ist, um Test, Rennen oder beides durchzuführen, werden die Teams auch dorthin reisen. Sollten oben genannte Alternativen geplant werden müssen, hängt auch von den Kosten ab, wo stattdessen getestet wird, wie viel die einzelnen Rennstrecken für die Durchführung von Testfahrten verlangen, und ob sie verfügbar sind.

Aus FOTA-Kreisen ist zu hören, dass das alles noch an diesem Wochenende oder spätestens am Montagmorgen beschlossen werden soll.

Für die kleineren Teams ist diese ganze Situation ein großes finanzielles Problem. Denn falls in Bahrain Test und/oder Rennen abgesagt werden sollte, kostet sie das bereits ein Vermögen. Sie hatten bereits enorme Kosten, um Teile der Ausrüstung bereits nach Bahrain zu verschiffen. Diese Kosten werden ihnen von den Frachtunternehmen wohl nicht erstattet, sollte der Transport unnötig gewesen sein.

Nun könnte man sich die Frage stellen, warum die Ausrüstung, die sich bereits auf dem Weg nach Bahrain befindet, nicht einfach weiter transportiert wird nach Abu Dhabi. Die dortige Strecke verfügt ebenfalls über eine Bewässerung. Das würde sich eigentlich als Testmöglichkeit anbieten, zumal dort auch die gewünschten Regentests gefahren werden könnten. Das Problem ist aber, dass es sich bei der Ausrüstung, die bereits verschifft wird, nicht um Testequipment und Teile der Autos handelt, sondern um Ausrüstung für Hospitality und Marketing sowie Ersatzwerkzeuge und ähnliches.

Die Frage ist auch, wie viele Einnahmen ihnen verloren gehen, falls der Grand Prix abgesagt wird. Und wer finanziell für die Ausfälle haften wird - Streckenbetreiber, Veranstalter, Bernie Ecclestone oder wer sonst. In dieser verzwickten Situation kann passieren, dass Gelder, die den Teams vertraglich zu stehen, gar nicht ausbezahlt werden können.

Sollte das passieren, werden die Budgets der kleinen Teams überstrapaziert. Und wenn dann noch ein fünfter Test angesetzt wird, besteht die Gefahr, dass sie sich gar nicht leisten können, dort anzutreten. Denn eine einzige gefahrene Testrunde kann ein Team bis zu 30.000 oder 40.000 Euro kosten - nur um die Dimensionen einmal deutlich zu machen.

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hatte am gestrigen Freitag zunächst optimistischer geklungen, was Bahrain angeht. Doch neuerliche Zusammenstöße zwischen Polizei und Oppositionellen machen ihn wieder besorgter.

"Unsere Hauptsorge gilt natürlich der Sicherheit der Teams. Und da sieht es momentan nicht gut aus", sagte er am Abend. "Es scheint, als ob sich die Lage stündlich ändert. Als ich vorhin mein Statement abgegeben habe, basierte das auf den Informationen, die ich zu dieser Zeit hatte. Das Wichtigste ist nun, abzuwarten, was in den nächsten Tagen passiert, und dann am Dienstag oder Mittwoch eine Entscheidung zu treffen."