• 17.11.2010 09:40

  • von Roman Wittemeier

Vettel: "Nächstes Jahr ist jeder hinter uns her"

Der neue Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel über die anhaltenden Feierlichkeiten und die Aussichten für das kommende Jahr: "Auf diese Position waren wir scharf"

(Motorsport-Total.com) - Der Partymarathon von Red Bull und Sebastian Vettel ging auch am Dienstag weiter. Nach einer Pressekonferenz in Salzburg ging es per Flugzeug in das Werk im britischen Milton Keynes. Dort wurde mit der gesamten Belegschaft des Teams gefeiert. Vettel und sein Teamkollege Mark Webber sangen gemeinsam "We Are The Champions" und hatten dabei viel Freude. Als jedoch "The Winner Takes It All" angestimmt wurde, verdunkelte sich die Miene des Australiers etwas - verständlich.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel ist auf die Reifentests ab Freitag in Abu Dhabi gespannt

Bisher konnte sich Vettel mit viel Wasser und wenig Alkohol durch die Feierlichkeiten bringen. Ganz nach dem Motto: Man kann auch ohne Alkohol Spaß haben. "Ich war in meinem ganzen Leben noch nie wirklich betrunken", berichtet der Heppenheimer in der 'Bild'. Er blickt auf auf die Titelseite der Zeitung und sieht sein eigenes Konterfei. "Nicht, dass jetzt ein paar Leser böse auf mich sind, weil sie statt einer halbnackten Schönheit meine Visage serviert bekamen..."

"Ich hätte gerne eine Fernbedienung gehabt, um ab und zu mal die Pausetaste zu drücken. Aber stattdessen ging alles super schnell", sagt Vettel. Nach dem Rennen ging es über Siegerehrung und Pressekonferenz sofort zur Red-Bull-Party. "Ich habe mich total gefreut, dass meine Eltern dabei waren. Dass ich diese Momente, die wir alle nie vergessen werden, mit ihnen teilen konnte. Als mein Dad nachts über die Tanzfläche hüpfte, musste ich einfach nur grinsen."

Belgien-Crash als Weckruf

Aber in den Momenten des großen Glücks hatte Vettel auch eine gewisse Sentimentalität in sich. "Meine Gedanken sind in diesem Moment auch bei meinen Konkurrenten, die die WM verloren haben. Fernando Alonso, Lewis Hamilton und auch mein Teamkollege Mark Webber. Ich bin stolz, mit Fahrern von diesem Kaliber um die WM gekämpft zu haben", erklärt der 23-Jährige in der 'Sport Bild'.

"Ein Rennfahrer will im Grunde nur eins: das schnellste Auto unterm Hintern." Sebastian Vettel

"Nach Belgien, als ich die Kollision mit Button hatte, haben nur noch ganz wenige einen Pfifferling auf mich gesetzt. Die, die es trotzdem taten, waren umso wertvoller für mich. Es gab danach so eine Art Weckruf für mich. Plötzlich fühlte ich eine völlige Lockerheit und war absolut im Reinen mit mir selbst", verrät der neue Champion einen der entscheidenden Faktoren in der spannenden Saison.

"Ein Rennfahrer will im Grunde nur eins: das schnellste Auto unterm Hintern. Das hatte ich in dieser Saison mit Sicherheit", sagt Vettel, der in den kommenden Tagen endlich einmal zur Ruhe kommen will. Bisher gab es Rummel ohne Unterlass. "Es ist eine besondere Situation. Das gehört dazu und das haben wir uns verdient. Das wird sich in den kommenden Tagen und Wochen wieder legen", erklärt Vettel gelassen, aber sichtlich müde.

Button wünscht "viel Spaß im Winter"

Sein Vorgänger Jenson Button hatte ihn gewarnt. "Viel Spaß im Winter", so der Brite mit Blick auf den kommenden Rummel. Es bestehe aber keine Gefahr, dass er nach dem Titelgewinn abhebe. Familie, Freundin und Freunde werden dafür sorgen. "Es ist ein langer, harter Weg bis zum Titel mit viel Auf und Ab. All diese Zeiten durchläuft man gemeinsam. Wenn man dann sein Ziel erreicht, dann fällt ein großer Stein vom Herzen und jeder freut sich. Es ist unheimlich schön, wenn man Leute um sich herum hat, die sich mit einem freuen."

¿pbvin|512|3296||0|1pb¿"Ich bin stolz auf das, was wir als Team geleistet haben", meint der junge Red-Bull-Superstar. Aber schon bald geht es darum, für das kommende Jahr wieder in einer guten Position zu sein. Die Formel-1-Welt dreht sich weiter. Schon am Freitag und Samstag stehen in Abu Dhabi wichtige Tests mit den neuen Pirelli-Reifen auf dem Programm.

"Es wird eine Umstellung geben. Niemand weiß, was uns da genau erwartet, und wie groß dieser Umbruch sein wird. Wir finden es heraus", sagt Vettel, der am Mittwoch und Donnerstag zur Entspannung mit einem Quad durch die Wüste jagen möchte. "Nächstes Jahr wird kein einfaches Jahr, denn jeder ist hinter uns her. Aber darauf waren wir scharf, dass wir in dieser Position einmal sein dürfen."

2011 beginnt der Kampf von vorn

"Der erste Schritt kam 2009. Da konnten wir erstmals vorne mitfahren. Wir haben damals extrem viel gelernt. Dieses Jahr gab es die Krönung mit beiden Titeln. Nächstes Jahr gilt es, dort weiter zu machen. Das wird nicht einfach", sagt der Champion. "Auch die großen Teams tun sich immer ein paar Jahre leichter, dann aber auch mal wieder schwerer. Das zeigt, wie hart der Wettbewerb ist."


Fotos: Sebastian Vettel: Empfang in Österreich


"Unser Ziel ist es, nach diesen zwei Jahren dort einfach weiter zu machen", so Vettel. "Nächstes Jahr werden fünf Weltmeister am Start stehen. Es ist nicht genug, wenn du einfach nur schnell fahren kannst." Der Wettbewerb in der Formel 1 sei enger und härter geworden, meint der Deutsche. Die Zeit der großen Alleingänge sind offenbar vorbei - die Saison 2010 hat das deutlich unterstrichen.

"Vor zehn Jahren hat Michael Schumacher seine Rennen teilweise mit einer Runde Vorsprung gewonnen. Damals bin ich vor dem Fernseher eingeschlafen", sagt Vettel lachend. "In der abgelaufenen Saison ging es immer hin und her, es war teilweise hauchdünn. Im kommenden Jahr gibt es 20 Rennen, was sicherlich sehr anstrengend wird. Das wird für alle wieder eine neue Erfahrung."