• 26.08.2010 19:27

  • von Dieter Rencken

Kubica: "Der Freitag wird wichtig für uns"

Renault-Fahrer Robert Kubica über die jüngsten Entwicklungen seines Teams, die Faszination Spa und die Favoritenrolle von Red Bull

(Motorsport-Total.com) - Das Wochenende von Ungarn verlief nicht gerade nach Wunsch für Robert Kubica: Erst musste der polnische Rennfahrer in der Qualifikation seine erste teaminterne Niederlage in dieser Saison hinnehmen, im Rennen war nach einer Kollision vorzeitig Schluss. Für Belgien steht Kubica indes eine vollkommen neue Aufgabe ins Haus: Im Freien Training darf sich der Pole erstmals mit dem F-Schacht an seinem R30 auseinander setzen. Darauf ist Kubica bereits jetzt ungeheuer gespannt.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica und Renault haben ein arbeitsintensives Wochenende vor sich

Frage: "Robert, wie war deine Sommerpause?"
Robert Kubica: "Prima. Ich war zuhause und entspannte mich etwas. Ich bereitete mich auf die zweite Phase der Saison vor."#w1#

Frage: "Wie gefällt dir die Rennstrecke in Spa-Francorchamps?"
Kubica: "Spa ist einer der Lieblingskurse von uns Fahrern. Man freut sich wirklich außerordentlich darauf, hierher zu reisen und auf dieser Rennbahn zu fahren. Die Strecke ist sehr schnell, es gibt viele schnelle und lange Kurven. Manche Kurven, wie beispielsweise die Eau Rouge, werden blind gefahren. Hinzu kommt die große Kompression. Es fühlt sich einfach gut an, hier zu fahren. Ich freue mich, hier zu sein."

"Die erste Runde nach dem Start könnte ziemlich knifflig werden." Robert Kubica

Frage: "Wird Spa mit vollen Tanks eine Herausforderung darstellen?"
Kubica: "Davon gehe ich aus, obwohl das nur schwer vorherzusagen ist. Die erste Runde nach dem Start könnte jedenfalls ziemlich knifflig werden. Dann bist du mit einem vollgetankten Auto unterwegs und der Reifendruck ist noch im Keller, weil du ja gerade erst losgefahren bist. Darüber hinaus verliert man einiges an Abtrieb, weil die Fahrzeuge alle in einem Pulk unterwegs sind."

"Mit den schwereren Autos wird Eau Rouge sicherlich viel schwieriger zu fahren sein. Das hängt freilich auch mit dem Durchschlagen des Rennwagens zusammen. Üblicherweise setzt das Auto mehr auf, je mehr du getankt hast. In diesem Zusammenhang gibt es bei der Eau Rouge noch einige Fragezeichen. Das ist neu, denn in der Vergangenheit war das eine recht einfache Kurve für uns."

Frage: "Was erwartest du dir vom Rennen in Belgien?"
Kubica: "Das Übliche: Wir wollen unser Bestes geben und das Maximum aus dem Auto herausholen. Wir hoffen darauf, den Topteams etwas näher auf die Pelle zu rücken als in den vergangenen Rennen. Das ist alles."¿pbvin|512|3043|insights|0|1pb¿

Der F-Schacht will auf Herz und Nieren geprüft werden

Frage: "Habt ihr in Bezug auf den F-Schacht schon etwas Vorarbeit in der Fabrik geleistet oder werdet ihr dieses System erst im Freien Training entdecken?"
Kubica: "Der Freitag von Spa-Francorchamps wird zweifelsohne sehr wichtig für uns sein. Wir müssen aber erst einmal abwarten, was dann passiert."

"Wenn du am Freitag einige Probleme hast, wird die Zeit gerne knapp." Robert Kubica

"Hoffentlich arbeitet alles zufriedenstellend, denn das wäre uns eine große Hilfe. Das würde uns sehr viel Zeit einsparen. Wenn du am Freitag einige Probleme hast, wird die Zeit gerne knapp. Für uns wird es darum gehen, einen ordentlichen Start mit dem F-Schacht hinzulegen. Gibt es dabei keine Schwierigkeiten, wird uns das helfen."

Frage: "Ist dieses System einfach in der Verwendung?"
Kubica: "Keine Ahnung - noch hatte ich es ja nicht im Einsatz."

Frage: "Du hast es dir aber sicherlich schon in der Fabrik angesehen, oder?"
Kubica: "Klar. Sich das Auto in der Fabrik anzuschauen und auf einer Rennstrecke unterwegs zu sein, sind allerdings zwei verschiedene Paar Stiefel."

Frage: "Wie sehr hängt euer Wochenende vom einwandfreien Funktionieren dieses Bauteils ab? Könntet ihr auch ohne den F-Schacht konkurrenzfähig sein?"
Kubica: "In der Vergangenheit und auch in unserer Analyse konnten wir sehen, dass uns der F-Schacht einen großen Vorteil verschaffen kann. Die Leistung des Autos wird zum Großteil davon abhängen, wie gut das System am Freitag und am Samstag funktioniert."

Bloß kein Regen im Freien Training...

Frage: "Aus eurer Sicht wäre es also wichtig, am Freitag trockene Bedingungen vorzufinden..."
Kubica: "So ist es. Natürlich kann man die reine Funktionalität auch im Nassen überprüfen. Dabei kannst du dich an das System gewöhnen und die Anwendung erproben. In unserer jetzigen Situation würden uns trockene Bedingungen aber mehr in die Karten spielen."

"Ich habe wirklich keine Ahnung, wie viel das ausmachen wird." Robert Kubica

Frage: "Was sagen die Simulationen: Wie groß wird der Vorteil sein, den ihr durch den F-Schacht erzielen könnt?"
Kubica: "Drei Sekunden (lacht; Anm. d. Red.). Ich weiß es nicht. Das hängt von der Strecke und vielen weiteren Faktoren ab. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie viel das ausmachen wird."

Frage: "Sollte der F-Schacht wie geplant funktionieren, welche Herangehensweise würdest du in Spa wählen: Würdest du das System eher dazu einsetzen, um mehr Abtrieb zu generieren und dabei nicht an Topspeed einzubüßen oder um den Abtrieb zu reduzieren und mehr Topspeed zu generieren? Beides ist möglich..."
Kubica: "Spa ist immer eine recht knifflige Strecke, was das Abtriebsniveau anbelangt."

"In der Vergangenheit konnte man beobachten, dass einige Fahrzeuge ganz klar auf hohe Geschwindigkeit ausgelegt waren, wobei sie natürlich im Mittelsektor etwas an Boden verloren. Andere Autos sind wiederum speziell im Mittelsektor sehr gut unterwegs, büßen allerdings dann im ersten und letzten Abschnitt des Kurses einiges an Zeit ein."


Fotos: Renault, Großer Preis von Belgien


"Wenn ich mich recht erinnere, macht das in Bezug auf die Rundenzeit aber keinen allzu großen Unterschied. Es kommt in meinen Augen einfach auf die Charakteristik des Rennwagens und deine jeweilige Situation an - zum Beispiel darauf, mit wem du kämpfst. Solche Entscheidungen kannst du auch anhand deiner Startposition treffen."

Kubica sieht sich und Renault auf einem guten Weg

Frage: "Das Team hat speziell zu Saisonbeginn eine sehr aggressive Entwicklungspolitik an den Tag gelegt, nun scheint es etwas weniger zu werden. Was habt ihr noch in der Pipeline?"
Kubica: "Das ist eine vollkommen normale Situation. Wenn du etwas zurückliegst, fällt das Aufholen meist etwas leichter."

"Wenn du etwas zurückliegst, fällt das Aufholen meist etwas leichter." Robert Kubica

"Liegst du erst einmal knapp hinter deinen Konkurrenten zurück, wird es schwieriger. Im Jahresverlauf gibt es halt Phasen, in denen du schnell an Boden gutmachst, und Phase, in denen sich der Abstand wieder etwas vergrößert. Das ist normal und hängt vom jeweiligen Programm und natürlich vom jeweiligen Team ab."

"Um eine Zusammenschau der Entwicklung zu erhalten, musst du schon zehn, elf Rennen abwarten. Nach einem solchen Zeitraum kannst du Bilanz ziehen. Ich denke, unser Team hat vor allem zum Jahresbeginn richtig gute Arbeit geleistet. In jüngster Zeit haben wir viel Zeit und Energien in den F-Schacht gesteckt. Hoffentlich macht sich das ab Spa bezahlt."

Frage: "Wie sehr schockiert dich die Entwicklung bei Red Bull? Schon in Barcelona lagen sie vor allen anderen und in Ungarn betrug die Lücke zuletzt über eine Sekunde..."
Kubica: "Das kennen wir ja schon aus der Vergangenheit: Auf manchen Strecken ist Red Bull einfach richtig schnell."

"Sie haben definitiv das beste Auto - nicht nur für Barcelona oder Ungarn, sondern für die komplette Saison. Wenn sie nur knapp vorne liegen, dann sind das zwei bis drei Zehntel. Ist der Abstand etwas größer, beträgt er schon einmal eine Sekunde. Nur: Vorne sind sie halt immer."

"Es wird sehr schwierig für die anderen Teams, Red Bull noch einzufangen." Robert Kubica

"Es wird sehr schwierig für die anderen Teams, Red Bull noch einzufangen. Wir haben 2010 aber auch schon Rennen gesehen, in denen McLaren sehr konkurrenzfähig war. Manchmal war auch Ferrari sehr gut dabei. Es hängt von der Entwicklung, der Charakteristik des Autos und der jeweiligen Strecke ab."

Frage: "Hältst du Red Bull für die Titelfavoriten?"
Kubica: "Ich glaube schon. Sie haben das schnellste Fahrzeug, doch die Dinge können sich andererseits auch rasch verändern. Wir werden sehen."

Renault hat es 2010 nicht auf Siege abgesehen

Frage: "Wie sehr interessierst du dich für die Bodenfreiheit der anderen Teams um Red Bull? Verfolgst du diese Entwicklungen? Werden die neuen Regeln für Klarheit sorgen?"
Kubica: "Ganz ehrlich: Ich weiß gar nicht sehr viel darüber."

"Ich befinde mich nicht in der Position, um diese Sache zu kommentieren." Robert Kubica

"Anhand mancher Videos konnte man in Ungarn erkennen, dass gewisse Leute den Frontflügel beziehungsweise die Endplatten des Flügels wesentlich tiefer haben. Ich befinde mich aber nicht in der Position, um diese Sache zu kommentieren. Dafür fehlen mir die Informationen."

Frage: "Im weiteren Saisonverlauf stehen die Chancen auf Regen recht gut. Denkst du, eine nasse Strecke ist die einzige Möglichkeit für Renault, 2010 noch ein Rennen zu gewinnen?"
Kubica: "Ein Sieg im Regen? Keine Ahnung, ob das unsere einzige Chance ist. Ich kann ja nicht in die Zukunft sehen."

"Im Augenblick weiß ich jedenfalls nicht, wie wir ein Rennen gewinnen könnten. Das ist auch nicht unser Ziel. Realistisch betrachtet geht es für uns darum, die Lücke zu den Topautos zu schließen. Wenn in einem Grand Prix sämtliche Top-5-Fahrzeuge ausscheiden und wir an Rang sechs liegen, dann werden wir siegen. So etwas kann man aber nur schwer vorhersagen. Außerdem denke ich nicht, dass wir im Nassen so viel konkurrenzfähiger sind."

"Wenn es klappt, okay - keine Frage. Ein Ziel ist das im Moment aber nicht." Robert Kubica

"Es ist ja nicht so, dass wir im Trockenen eine Sekunde zurückliegen und im Nassen plötzlich eine halbe Sekunde vor allen anderen sind. Es hängt natürlich immer von den Bedingungen ab, doch eigentlich denkt bei uns aktuell niemand daran, Rennsiege einzufahren. Wenn es klappt, okay - keine Frage. Ein Ziel ist das im Moment aber nicht."

Frage: "In Ungarn hast du erstmals in diesem Jahr das Teamduell gegen Vitaly Petrov verloren - in der Qualifikation war er besser als du. Wie hat sich das für dich angefühlt? Bis dahin hattest du jedes Qualiduell gewonnen..."
Kubica: "Um ehrlich zu sein: Ich interessiere mich nicht für Zahlen."

"Wie war der Zwischenstand? 11:0? Dann lautet er nun eben 11:1, das macht keinen großen Unterschied. Natürlich versucht man an jedem Wochenende, sein Bestes zu geben. Aus verschiedenen Gründen war Ungarn nicht gerade unser bester Rennevent. Für uns war das Rennen nach dem Unfall beendet. So ist es aber nun einmal."