• 27.05.2010 11:40

  • von Stefan Ziegler

Virgin: Zweimal Zielflagge, bitteschön

Sowohl Timo Glock als auch Lucas di Grassi gehen in der Türkei mit dem überarbeiteten VR-01 an den Start - Doppelte Zielankunft ist das erklärte Ziel

(Motorsport-Total.com) - Nach einigen schwierigen Rennen möchte Virgin nun wieder solide Grundlagenarbeit leisten: In der Türkei stellt das britische Team seinen Piloten erstmals zwei modifizierte VR-01-Rennwagen zur Verfügung, sodass Timo Glock und Lucas di Grassi auf identisches Material zurückgreifen können. Damit will sich Virgin weiter verbessern, beide Autos ins Ziel bringen und bestes neues Team sein.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock und das Virgin-Team wollen in der Türkei unbedingt ins Ziel kommen

Und die Motivation ist groß - speziell nach dem Glamour-Grand-Prix in Monte Carlo, der nicht nach Virgin-Wunsch verlief. "Das Rennen in Monaco war sowohl für mich als auch für das Team enttäuschend", sagt Glock. "Ich hoffe, wir können wieder zu der etwas positiveren Erfahrung zurückkehren, die wir in Spanien erlebt haben. Istanbul gefällt mir nämlich sehr."#w1#

Istanbul als Prüfstand für Mensch und Material

"Es handelt sich um eine Strecke, die dich als Fahrer wirklich auf die Probe stellt. Es gibt viele Schlüsselstellen auf einer Runde, doch Kurve acht ist für jeden Piloten ungeheuer aufregend. Diese Kurve hat drei Scheitelpunkte und macht unheimlich viel Spaß", erläutert der Deutsche. "Autos und Fahrer sind in diesem Linksknick der Kraft von 5g ausgesetzt - und das für sieben Sekunden."

"Das macht diese Kurve zu einer der körperlich anstrengendsten Kurven im Motorsport. Eine weitere wichtige Stelle dieses Kurses ist der langsame Links-Rechts-Links-Komplex am Ende der Runde, bevor die Autos in die Box abbiegen. Beim Bremspunkt verzögern die Fahrzeuge von etwa 300 km/h auf rund 80 km/h, was diese Passage zum besten Überholpunkt einer Runde macht."

"Alles in allem zählt Istanbul zu meinen Lieblingsstrecken." Timo Glock

"Alles in allem zählt Istanbul zu meinen Lieblingsstrecken. Ich freue mich schon sehr darauf, dort anzutreten", gibt Glock zu Protokoll. Stallgefährte di Grassi stößt wenige Stunden vor dem ersten Freien Training am Bosporus ins gleiche Horn: "Ich bin sehr gespannt darauf, in der Türkei unterwegs zu sein - zumal wir ein überarbeitetes Chassis und einige neue Updates am Start haben werden."¿pbvin|512|2762|istanbul|0|1pb¿

Di Grassi erstmals im überarbeiteten VR-01

"Die vergangenen beiden Rennen waren schwierig, denn deine beste Referenz ist freilich dein Teamkollege mit dem gleichen Material. Dieser Vergleich blieb mir zuletzt allerdings verwehrt. Es war auch nicht einfach für das Team, zwei unterschiedliche Autos einzusetzen", erklärt der brasilianische Rennfahrer und fügt an: "Erstmals gehe ich nun mit dem modifizierten Auto an den Start."

"Diese Verbesserungen werden uns eine halbe Sekunde bringen. Wir wollen das beste der neuen Teams werden. Uns geht es darum, unsere Zuverlässigkeitsprobleme zu lösen und ein gutes Ergebnis einzufahren", kündigt di Grassi zuversichtlich an, gibt aber zu bedenken: "Mein Fahrzeug ist etwas schwerer als das von Timo, weil ich größer bin als er" - der Unterschied beträgt rund zehn Zentimeter.

"Mein Fahrzeug ist etwas schwerer als das von Timo, weil ich größer bin als er." Lucas di Grassi

Entsprechend knifflig ist die Ausgangslage des Formel-1-Neulings, doch di Grassi hat schon fleißig dafür trainiert: "Seit Monaco habe ich viel Zeit im Simulator verbracht, um mich auf das Fahren im neuen Fahrzeug und auf den Istanbul Park Circuit vorzubereiten. Ich bin dort schon zweimal in der GP2 angetreten und war bei beiden Gelegenheiten siegreich. Die Strecke gefällt mir also."

Virgin: Viel Arbeit in der kurzen Rennpause

"Monaco haben wir zwar mit leeren Händen verlassen, doch uns ist klar: Wir können prima abschneiden, wenn es einmal gut für uns läuft. In den vergangenen Wochen wurde viel Arbeit in Bicester und Dinnington geleistet. Hoffentlich bekommen wir alle nun eine Belohnung für diese Mühen", so di Grassi. Teamchef John Booth geht näher auf die jüngsten Teamtätigkeiten ein.

"Die vergangene Woche seit Monaco hat unser Team einmal mehr vor eine logistische Herausforderung gestellt: Nach dem jüngsten Rennen wurden zwei unserer Trucks samt Ausrüstung und Motorhome direkt nach Istanbul geschickt, wohingegen ein weiterer Lastwagen mit Lucas' Chassis nach Dinnington zurückkehrte, damit wir dort die Modifizierungen durchführen konnten."

"In der Türkei werden wir nun endlich mit zwei identischen Rennwagen antreten." John Booth

"In der Türkei werden wir nun endlich mit zwei identischen Rennwagen antreten, wodurch sich unsere größten Kopfschmerzen in Wohlgefallen auflösen", gesteht der Brite. "Insgesamt betrachtet, waren die beiden Grands Prix in Spanien und Monaco zwei produktive Events für uns. In Bezug auf die Ergebnisse hätten die Rennen allerdings kaum gegensätzlicher für uns enden können."


Fotos: Virgin, Großer Preis von Monaco


Einige Neuerungen beim Virgin-Rennstall

"In Barcelona brachten wir beide Autos ins Ziel, in Monaco schieden leider beide Fahrzeuge aus. Wir haben daher fest vor, in der Türkei an unsere Spanien-Form anzuknüpfen. Wir wollen wieder beide Autos ins Ziel bringen", meint Booth. Mit dieser Zielsetzung kann sich freilich auch Technikchef Nick Wirth anfreunden: "Erstmals seit China haben wir wieder beide Fahrer im gleichen Auto."

"Die Ingenieure sind schon sehr gespannt darauf, die Daten der beiden Fahrzeuge dazu zu verwenden, um sich dieser herausragenden Strecke zu widmen", sagt Wirth. "Wir haben gesehen, dass einige Formel-1-Topteams 2009 mit der berühmten und holprigen Kurve acht zu kämpfen hatten. Das hat eine Entwicklungsrichtung des VR-01 vorgegeben", hält der Virgin-Chefdesigner fest.

"Wir freuen uns auf die Herausforderung, welche dieser Kurs darstellt." Nick Wirth

"Wir freuen uns auf die Herausforderung, welche dieser Kurs darstellt. Wir haben uns mit den Problemen auseinander gesetzt, die uns in Monaco von der Zielankunft abgehalten haben. Zudem haben wir weitere Modifizierungen am Start - sowohl auf Seiten der Aerodynamik als auch im technischen Bereich der Fahrzeuge. Wir sind gespannt, was wir damit erreichen können."