• 30.03.2010 12:29

  • von Roman Wittemeier

Renault nach dem Höhenflug: Realistisch bleiben

Bei Renault wachsen auf nach dem Podestplatz von Robert Kubica in Australien die Bäume nicht in den Himmel: Konsequente Entwicklung des R30

(Motorsport-Total.com) - Wer hätte Robert Kubica und Renault einen zweiten Platz in Melbourne zugetraut? Wahrscheinlich die wenigsten Fans und Fachleute. Doch der Podestrang von Robert Kubica im Albert Park war nicht nur das Ergebnis besonderer Umstände. Die Entwicklung des R30 läuft gut. Nach mäßigen Ergebnissen bei den Wintertestfahrten haben die Franzosen immer mehr Schwung aufgenommen. Vor allem der polnische Neuzugang kann dies bisher gut umsetzen.

Titel-Bild zur News: Vitaly Petrov

Vitaly Petrov wartet auf seine erste Zielankunft nach dem Aufstieg

"Nach dem Qualifying waren wir eigentlich enttäuscht und hatten im Rennen maximal ein paar wenige Punkte im Sinn", fasst Teammanager Steve Nielsen rückblickend zusammen. Renault hatte in der Zeitenjagd unter den verhältnismäßig kühlen Temperaturen gelitten. Die Reifen kamen nicht ins perfekte Betriebsfenster. "Aber im Rennen lief es perfekt. Die Boxenstopps waren sehr gut, ein paar Leute fielen zurück und Robert hat einen tollen Job gemacht und die Ferrari-Jungs hinter sich gehalten. Es war großartig."#w1#

"Zum Glück hat Lewis noch einen weiteren Stopp gemacht. Ich hätte den bis zum Ende kaum hinter mir halten können, denn der McLaren ist extrem schnell", sagt Kubica, der teilweise enormen Druck vom Briten bekam. Später robbte sich Hamilton zwar noch einmal heran, aber dies war eher hilfreich. "Für uns war es gut, dass Hamilton auf die Ferraris aufholte. Die mussten dann in die Defensive gehen. Dadurch wurden Massa und Alonso langsamer und Robert konnte sich vom Druck befreien", sagt Nielsen.

Weitere Verbesserungen in Sicht

Renault liegt derzeit auf einem starken vierten Rang in der Konstrukteurswertung. "Wir genießen den aktuellen Moment. Es ist natürlich nicht realistisch, dass wir uns allzu lange vor Red Bull halten können. Aber wir orientieren uns an Mercedes. Die wollen wir schlagen", sagt der Renault-Teammanager. Und weiter: "Es wäre also toll, wenn wir den vierten Platz halten könnten, indem einfach nur Red Bull und Mercedes die Plätze tauschen."

"Wir müssen realistisch bleiben und weiter hart arbeiten", mahnt auch Kubica zur Vorsicht. "Ich denke aber, dass dieses Ergebnis allen im Team Sicherheit gibt. Sie verstehen jetzt noch besser, dass wir in die Richtung arbeiten sollten, die ich vorgeschlagen habe. Wenn wir weiter solche Fortschritte wie in den vergangenen zwei Monaten machen können, dann werden wir zu den Topteams aufschließen können. Dafür gibt es keine Garantie, aber ich habe ein gutes Gefühl. Einfach wird das natürlich nicht."


Fotos: Renault, Großer Preis von Australien


Bislang tritt Renault nahezu als One-Man-Show auf. Der russische Rookie Vitaly Petrov schied auch in seinem zweiten Grand Prix aus. Dennoch ist der Neuzugang stolz. Nicht auf die eigene Leistung, sondern auf jene des Teams. "Man darf sich aber nicht blenden lassen. Unser Auto ist nicht ganz so schnell wie einige andere Autos. Wir dürfen nun nicht in jedem Rennen mit einem Podest rechnen. Selbst konstant in die Top 5 zu fahren, dürfte erst einmal ziemlich schwierig werden", meint Petrov.

Petrov genießt seine Formel-1-Zeit

Der Russe wartet weiter auf seine erste Zielankunft. Die ersten Wochen verbrachte er mit der Gewöhnung an die neue Umgebung. "Die Formel 1 ist interessant. Es geht eben nicht nur ums Fahren. Du musst alles erklären können, musst immer Hinweise auf mögliche Verbesserungen parat haben", sagt Petrov, der aus der GP2 in die Formel 1 aufstieg. Nach eigener Aussage hatte er als Kind nicht einmal von der Königsklasse geträumt. "Motorsport war ein Hobby - mehr nicht."

Robert Kubica

Robert Kubica durfte in Melbourne einen sensationellen zweiten Platz feiern Zoom

Beim kommenden Grand Prix in Sepang will Renault den Trend bestätigen. "Wir bekommen für Malaysia erneut neue Teile, die jetzt gerade aus dem Windkanal kommen", sagt Teammanager Nielsen. Der Zeitplan ist eng. Sofort nach dem Melbourne-Rennen wurden die Fahrzeuge zerlegt und für den Transport verpackt. "Es gibt für uns nur Schlafen und Arbeiten. Für alles andere ist überhaupt keine Zeit. Höchstens noch ein kurzes Bierchen vor dem Schlafengehen."

Für Nielsen bietet Malaysia große Chancen. Die Wettervorhersagen weisen eine große Chance auf Monsunregen aus. "Ich wünsche mir, dass es keine Lotterie wird, wenn wir vorne dabei sind. Wenn wir im Mittelfeld oder hinten fahren, dann darf es ruhig zur Lotterie werden", lacht Nielsen. "2006 haben wir dort einen Doppelsieg eingefahren. Das könnte uns also ganz gut liegen. Vor allem wird es warm sein. Dann haben wir nicht die Probleme mit den Reifentemperaturen wie in Australien im Qualifying."