Schumacher bereut den Rammstoß von Jerez

Michael Schumacher würde im Nachhinein betrachtet einiges anders machen, so auch die Kollision mit Jacques Villeneuve beim WM-Finale 1997

(Motorsport-Total.com) - Sieben WM-Titel, 91 Grand-Prix-Siege, 68 Pole-Positions, 76 schnellste Rennrunden und 1.291 WM-Punkte - Michael Schumacher hält in der Königsklasse des Motorsports alle relevanten Rekorde und darf sich daher zurecht erfolgreichster Formel-1-Pilot aller Zeiten nennen. Dennoch wird er in der Öffentlichkeit nicht ausschließlich als Vorzeigesportler wahrgenommen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher und Jacques Villeneuve

Die Kollision von Jerez 1997 sorgt auch heute noch für hitzige Diskussionen

Einer der größten schwarzen Flecken auf Schumachers Weste ist der Grand Prix von Europa in Jerez 1997. Der Ferrari-Pilot ging mit einem Punkt Vorsprung auf seinen Williams-Rivalen Jacques Villeneuve in das abschließende Wochenende. Villeneuve sicherte sich die Pole-Position, obwohl Schumacher und Heinz-Harald Frentzen auf die Tausendstelsekunde (!) gleich schnell waren, doch am Start musste er diese an seinen Titelkonkurrenten abgeben.#w1#

Rammstoß in der Dry-Sack-Kurve

Schumacher führte bis zur 48. Runde, aber Villeneuve kam immer näher und setzte vor der Dry-Sack-Kurve zu einem ambitionierten Überholmanöver an. Der Kanadier schob sich innen neben den Ferrari, doch Schumacher machte seine Lenkung erst auf und dann wieder zu - um eine Kollision zu provozieren, die ihm den WM-Titel gesichert hätte. Zu seinem eigenen Entsetzen landete er jedoch selbst im Kiesbett, während Villeneuve weiterfahren konnte und Weltmeister wurde.

¿pbvin|512|1723|schumacher|0|1pb¿Die FIA leitete eine Untersuchung des Zwischenfalls ein und erkannte Schumacher nachträglich den zweiten WM-Rang und alle in jener Saison errungenen Punkte ab. Die Siege durfte er zumindest für die Statistik behalten. Damit war die Schuldfrage quasi offiziell geklärt, doch zu einer öffentlichen Stellungnahme war der Rekordweltmeister trotzdem lange nicht bereit. Nun entschuldigte er sich jedoch für sein damaliges Verhalten.

Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde Schumacher gefragt, was er im Nachhinein betrachtet anders machen würde, wenn er Gelegenheit dazu hätte. Seine offene Antwort: "Wenn ich einige Momente noch einmal erleben könnte, dann würde ich einiges anders machen - zum Beispiel Jerez 1997", so der Deutsche. "Ich hätte ein paar Gelegenheiten gehabt, um all das zu vermeiden und dennoch Weltmeister zu werden, aber man lernt aus diesen Dingen."

Schon damals eine Reizfigur

Michael Schumacher und Damon Hill

Shakehands nur für die Kameras: Michael Schumacher und Damon Hill Zoom

Der Rammstoß von Jerez löste damals ein besonders intensives Medienecho aus, weil Schumacher schon drei Jahre zuvor auf umstrittene Art und Weise Weltmeister geworden war: Beim WM-Finale von Adelaide 1994 lag das zu jenem Zeitpunkt noch für Benetton fahrende Supertalent vor Damon Hill, als es von der Strecke abkam. Hill wollte diese Gelegenheit nutzen, doch Schumacher fuhr ihm in der nächsten Rechtskurve über die Radaufhängung. Konsequenzen wurden damals keine ergriffen.

Übrigens wurde der heute 40-Jährige im Rahmen der gleichen Pressekonferenz auch zu einigen anderen Themen befragt. Unter anderem erklärte er, dass er den klassischen Stadtkurs in Macao in den Formel-1-Kalender aufnehmen würde, wenn es nach ihm ginge, und er sprach über seinen ersten Grand-Prix-Sieg in Spa-Francorchamps 1992. Damals besiegte Schumacher bei Mischbedingungen die überlegenen Williams-Stars Nigel Mansell und Riccardo Patrese.

"Es war ein aufregendes Rennen", erinnerte er sich. "Ich fuhr hinter Martin Brundle und sah, wie seine Reifen zerfielen, also fuhr ich an die Box. Meine Crew reagierte fantastisch, wechselte die Reifen und schickte mich wieder raus. Auf einmal hatte ich die Chance, das Rennen zu gewinnen, und meine Gegner kamen nicht näher. Das war aufregend. Und als ich dann über die Ziellinie fuhr und meinen ersten Sieg feierte, war das einer der größten Augenblicke meiner Karriere!"