• 10.09.2009 17:48

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Erdrückende Beweise sprechen gegen Renault

Und noch mehr Beweise gegen Renault: Pat Symonds verweigert Aussage gegenüber der FIA - Telemetriedaten zeigen ungewöhnlichen Ausschlag

(Motorsport-Total.com) - Elf Tage vor der Verhandlung des angeblichen Manipulationsskandals um das Renault-Team vor dem Motorsport-Weltrat der FIA in Paris hat 'Motorport-Total.com' von weiteren Beweisen erfahren, die dafür sprechen, dass Nelson Piquet den fraglichen Unfall und die anschließende Safety-Car-Phase absichtlich herbeigeführt hat.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore und Pat Symonds

Die Schlinge um Pat Symonds und Flavio Briatore zieht sich immer enger zu

Bekanntlich konnte sein Teamkollege Fernando Alonso erst durch diese Safety-Car-Phase einen sensationellen Sieg feiern - den ersten in jener Saison. Die neuen Beweise, die nun durchgesickert sind, belasten vor allem Chefingenieur Pat Symonds schwer. Laut Piquets Schreiben an die FIA vom 26. Juli soll ihn Symonds am Tag des Rennens gebrieft haben, mutwillig eine Safety-Car-Phase zu verursachen.#w1#

Piquet behauptet unter anderem, Symonds habe ihn "im Beisein von Herrn Briatore gefragt, ob ich dazu bereit wäre, mein Rennen für das Team zu opfern, indem ich eine Safety-Car-Phase verursache". Er habe sich darauf eingelassen, um seine Chancen auf einen neuen Vertrag zu erhöhen, ohne dass man ihm jedoch irgendwelche Garantien zugesichert habe. Briatore habe sich nach dem Rennen diskret bei ihm bedankt.

Im Verhör durch die FIA-Rennkommissare und Vertreter des privaten Geheimdienstes Quest stritt Briatore am Rennwochenende in Spa-Francorchamps alle Manipulationsvorwürfe ab. Sollte er sich bei Piquet tatsächlich bedankt haben, dann bestimmt nur im Spaß. Doch die Aussage von Symonds belastet Renault schwer - nicht deswegen, was er sagt, sondern vielmehr deswegen, was er nicht sagt, wie ein Auszug aus dem Verhör beweist.

Was hat Symonds zu verbergen?

Frage: "Nelson Piquet jun. sagt, dass er von Ihnen gebeten wurde, absichtlich einen Crash zu verursachen. Ist das wahr?"
Symonds: "Nelson hat am Tag davor mit mir gesprochen und das vorgeschlagen. Das ist alles, was ich dazu sagen möchte."

Frage: "Herr Symonds, war Ihnen bewusst, dass es in Runde 14 einen Crash geben würde?"
Symonds: "Ich möchte diese Frage nicht beantworten."

(...)

Frage: "Es gibt da eine Sache, die ich Sie fragen muss, und ich stelle Ihnen diese Frage nun, damit Sie zumindest darüber nachdenken können. Herr Piquet jun. sagt, dass es erst ein Treffen mit Ihnen und Flavio Briatore gab, dann ein weiteres Treffen nur mit Ihnen mit einer Karte der Strecke. Erinnern Sie sich daran?"
Symonds: "Ich möchte das nicht beantworten. Lieber nicht. Ich erinnere mich nicht daran, aber es klingt so, als hätte Nelson viel mehr darüber gesprochen."

Frage: "Herr Piquet jun. sagt auch, dass Sie bei diesem Treffen auf eine bestimmte Stelle der Strecke gezeigt haben, wo er den Unfall haben sollte, weil die Stelle am weitesten von diversen Bergungsgeräten entfern und die Wahrscheinlichkeit auf ein Safety-Car am höchsten war."
Symonds: "Ich möchte diese Frage nicht beantworten."

¿pbvin|512|1935|insidegp|0|1pb¿(...)

Frage: "Darf ich sagen, dass, Herr Symonds, wenn man Sie in die Position gebracht hat, wo sie veranlasst wurden, Herrn Piquet jun. um einen Crash zu bitten, das für Sie viel besser wäre. Es wäre langfristig für Sie viel besser, wenn Sie den Kommissaren heute schon alles erzählen."
Symonds: "Das ist mir vollkommen bewusst."

Frage: "Ja."

Symonds: "Ich habe nicht die Absicht, Sie zu belügen. Ich habe Sie nicht angelogen, aber ich möchte mir meine Position noch ein bisschen vorbehalten."

Frage: "Und ist Ihnen bewusst, dass die Kommissare aus Ihrer fehlenden Bereitschaft, Sie zu unterstützen, Ihre Schlüsse ziehen könnten?"
Symonds: "Davon gehe ich aus. Ich rechne absolut damit."

Auch Telemetrie belastet Renault

Im weiteren Verlauf des Verhörs wurde Symonds ein Datenoverlay vorgelegt, um die Gaspedalstellung von Alonso und Piquet in der fraglichen Kurve 17 vergleichen zu können. Der Chefingenieur räumte bei der Betrachtung ein, dass Piquets Kurve "ungewöhnlich" sei. Piquet hatte bereits zuvor in seinem Schreiben an die FIA erklärt, er sei noch extra auf das Gas gestiegen, obwohl er bereits spüren konnte, dass das Heck zu rutschen anfing. Dies sei auf den Daten zu sehen.

Dass Piquet während des Rennens gefragt hat, in welcher Runde er sich befindet, war bereits bekannt. Die Kommissare stufen dies als "ungewöhnlich" ein, weil er schon in der achten Runde erstmals um diese Information bat, obwohl er Benzin für 28 Runden an Bord hatte. Interessant auch: Neue Beweise bestätigen, dass Alonso um zwei Runden früher hereingeholt wurde, denn zum Zeitpunkt des Boxenstopps hatte er noch 8,49 Kilogramm Benzin im Tank.

Symonds habe Alonsos Renningenieur, der offenbar unschuldig ist und nichts von der Manipulation wusste, den vorgezogenen Boxenstopp so erklärt, dass man sonst Zeit hinter Kazuki Nakajima verlieren könnte. Auf die Frage des Renningenieurs, ob es nicht besser wäre, noch zwei Runden zu warten, entgegnete Symonds nur: "Nein, nein, es wird in Ordnung sein." Dies ist am Boxenfunk, den Renault der FIA zur Verfügung gestellt hat, zu hören.

Sollten sich die Mitglieder des Motorsport-Weltrats am 21. September dem Urteil der Kommissare anschließen, dann hätte das Renault-Team dramatische Konsequenzen zu befürchten - bis hin zu einem Ausschluss aus der Weltmeisterschaft. Dass der französische Automobilhersteller dann noch einmal in die Formel 1 zurückkehren würde, erscheint angesichts der angespannten Wirtschaftslage unwahrscheinlich.