• 09.07.2009 13:25

Spaltung der Formel 1 noch nicht vom Tisch

Das Gespenst einer Alternativserie der FOTA schien bereits vertrieben zu sein, doch plötzlich ist eine Spaltung der Formel 1 wieder ein Thema

(Motorsport-Total.com) - Es war schon eine kuriose Szene, die sich gestern auf dem Düsseldorfer Flughafen abspielte: Jenson Button kam gerade aus London an, um direkt an den Nürburgring zu fahren, während sein Chef Ross Brawn den umgekehrten Weg ging und wieder zurück in den Flieger nach London stieg. Dort trafen sich nämlich die FOTA-Mitglieder zu weiteren Beratungen.

Titel-Bild zur News: FIA-Logo

Die FIA scheint sich derzeit wieder von der Teamvereinigung FOTA zu entfernen

Kurz zuvor hatten die FOTA-Repräsentanten eine Sitzung der Technischen Arbeitsgruppe mit allen 13 Teams und FIA-Mann Charlie Whiting vorzeitig verlassen, weil ihnen von Whiting gesagt wurde, sie hätten kein Stimmrecht. Das stieß die acht betroffenen Teams massiv vor den Kopf, schließlich wurden sie am 24. Juni von der FIA offiziell als für die Formel-1-Weltmeisterschaft 2010 eingeschrieben bestätigt.#w1#

Pläne liegen in der Schublade

In London diskutierte die FOTA, wie es nun weitergehen soll, denn von einem Frieden kann trotz der grundsätzlichen Einigung von Paris am 24. Juni keine Rede mehr sein. Plötzlich ist auch die Gründung einer Alternativserie wieder ein Thema: "Diese Pläne sind noch nicht begraben", sagte Toyota-Teampräsident John Howett bereits vor den gestrigen Ereignissen. "Wenn etwas passiert, haben wir Alternativen."

Nach einer Einigung mit der FIA sieht es im Moment nicht aus. Dabei fragen sich viele, warum es gestern überhaupt zur neuerlichen Eskalation gekommen ist, denn auch wenn die FOTA-Teams nicht stimmberechtigt waren, wurden all ihre Wünsche umgesetzt: "Das Reglement sieht in allen Punkten so aus, wie es die FOTA haben will", wird Manor-Technikchef Nick Wirth von 'auto motor und sport' zitiert. Und: "Es gibt nur ein Reglement und damit auch keine Sonderrechte für die neuen Teams."

Das bedeutet im Klartext: 2010 wird grundsätzlich nach dem 2009er-Reglement ohne Budgetobergrenze gefahren, wie es vor den Sitzungen des Motorsport-Weltrats im März und April gültig war. Neu dazu kommen jedoch ein Verbot der Tankstopps, eine Anhebung des Mindestgewichts von 605 auf 620 Kilogramm sowie schmälere Vorderreifen als bisher. Ausnahmeregelung für Cosworth soll es keine geben. All diese Maßnahmen stehen auf dem Forderungskatalog der FOTA.

Concorde-Agreement als Streitpunkt

Der größte Streitpunkt sind jedoch ohnehin nicht die Regeln, sondern die Diskussionen um ein neues Concorde-Agreement. Schon bevor die "Verfassung" der Formel 1 überhaupt als Entwurf zur FIA geschickt wurde, hatten die FOTA beziehungsweise der Halter der kommerziellen Rechte unzählige Modifikationen des 350 Seiten starken Dokuments verlangt. Die FIA braucht dafür Zeit: "Es ist nicht so, dass wir die Änderungen ablehnen, wir wollen sie nur mit unseren Anwälten abstimmen."

Zeit, die die FOTA jedoch nicht mehr hat: Um im Streit mit der FIA stark aufgestellt zu sein, ist das Drohszenario einer Abspaltung unbedingt erforderlich - doch in der zweiten Juliwoche wird es vom Ablauf her immer schwieriger, schon für 2010 eine Alternativserie auf die Beine zu stellen. Umso größer ist die Spannung vor dem Rennwochenende auf dem Nürburgring, das wohl wieder einmal politisch dominiert sein wird...