Alonsos zweiter Streich: Sieg in Fuji!
Fernando Alonso gewann in Japan vor Kubica und Räikkönen - Felipe Massa holte im WM-Duell zwei Punkte auf Lewis Hamilton auf
(Motorsport-Total.com) - Dass es in Fuji ein ungewöhnliches Resultat geben könnte, damit haben angesichts des möglichen Regens viele gerechnet, aber dass auch im (zugegeben kühlen) Trockenen keines der Topteams die Nase vorne haben würde, das kam überraschend. Genau wie vor zwei Wochen in Singapur war es wieder Fernando Alonso, der den Favoriten beim Grand Prix von Japan in die Suppe spucken konnte!

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Wer hätte das gedacht? Fernando Alonso gewinnt nach Singapur auch Fuji!
Der Renault-Pilot profitierte von der einen oder anderen Rennsituation, bewies gerade in der Anfangsphase seinen einzigartigen Racerinstinkt, fuhr dann teilweise überragende Rundenzeiten und geriet am Ende nie in Gefahr, den Sieg noch zu verlieren. Mit dem zweiten Triumph en suite beglich Alonso auch eine alte Rechnung mit dem Fuji Speedway, denn im Vorjahr hat er hier mit einem Ausfall im Regen möglicherweise seinen dritten WM-Titel verloren.#w1#
0:1 Punkte zwischen Hamilton und Massa

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Ein paar Sekunden später sollte es zwischen Hamilton und Massa krachen... Zoom
Die beiden WM-Favoriten Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) und Felipe Massa (Ferrari) hatten mit der Entscheidung vorne nichts zu tun: Hamilton setzte seine Chancen im Nachhinein betrachtet schon in der ersten Kurve in den Sand, weil sein Ehrgeiz erneut mit ihm durchging, und Massa erkämpfte sich nach mehreren Zwischenfällen zumindest noch einen Zähler für die Gesamtwertung. Zwischen den beiden kam es heute auch zu einer Kollision.
Doch der Reihe nach: Kimi Räikkönen (Ferrari) erwischte vom zweiten Platz aus den besten Start und ging noch vor der ersten Kurve in Führung, doch Polesetter Hamilton hatte Angst, vom Massa-Teamkollegen eingebremst zu werden, und riskierte am Ende der Geraden mit stehenden Rädern einen mutigen Konter. Der brachte ihm tatsächlich die Führung zurück, aber die Freude darüber währte nur wenige Sekunden.
Denn Hamilton bremste im Eifer des Gefechts zu spät, musste weit nach außen und zwang damit auch Räikkönen und seinen Teamkollegen Heikki Kovalainen in die Auslaufzone. Etwas weiter hinten brach bei David Coulthard (Red-Bull-Renault) nach einer Berührung mit Kazuki Nakajima (Williams-Toyota) die Radaufhängung, sodass der Routinier in seinem drittletzten Grand Prix plötzlich nach links abbog und in den Leitplanken landete. Bei Nakajima war der Frontflügel weg.
Kubica nach der ersten Runde vor Alonso

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Durch das Manöver in der ersten Kurve wurde die Reihung bunt durchgemischt Zoom
Die Spitze übernahm in diesem Chaos Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team) vor Alonso, Kovalainen und Jarno Trulli (Toyota). Erst dahinter folgten Massa und Hamilton. Als Massa in der zweiten Runde einen kleinen Fehler machte, witterte Hamilton seine Chance: Der WM-Leader stach in einer engen Linkskurve außen in eine Lücke, aber Massa steckte nicht auf, fuhr innen über den Randstein - und drehte den Silberpfeil um!
Hamilton kam in entgegengesetzter Fahrtrichtung wieder zum Stehen, konnte aber nicht wenden, weil das Feld an ihm vorbeizog, und fiel auch wegen des anschließenden Boxenstopps auf den letzten Platz zurück. Anschließend sprachen die Rennkommissare ein Machtwort: Hamilton wurde für sein spätes Bremsmanöver in der ersten Kurve mit einer Durchfahrstrafe belegt, Massa für die Kollision mit Hamilton. Damit fielen beide klarerweise weit zurück.
Als Räikkönen in der achten Runde endlich an Trulli vorbei war, sortierte sich die Spitze langsam: Kubica behauptete die Führung mit einem konstant bleibenden Abstand von gut 1,5 Sekunden vor Alonso, weitere 1,5 Sekunden dahinter folgte das finnische Duo Kovalainen/Räikkönen. Aber der Mann der Anfangsphase war ganz klar der ehemalige Wahljapaner Adrian Sutil (Force-India-Ferrari), der sich binnen weniger Runden vom 19. auf den zehnten Platz nach vorne arbeitete!
Frühe Ausfälle für Glock und Sutil
Allerdings war der deutsche Spuk schnell wieder beendet: Sutil rollte in der neunten Runde bei Start und Ziel mit Reifenschaden aus, nachdem sich zuvor bereits Timo Glock (Toyota) an neunter Stelle liegend verabschiedet hatte - der Ex-GP2-Champion dürfte über Wrackteile gefahren sein. Weitere Ausfälle des heutigen Tages waren zu einem späteren Zeitpunkt Kovalainen (Motorschaden) und Giancarlo Fisichella (Force-India-Ferrari).
Die angedachte Aufholjagd von Massa wurde indes gleich doppelt von Sébastien Bourdais (Toro-Rosso-Ferrari) unterbunden: Erst machte der Franzose für den WM-Anwärter rundenlang keinen Platz, was Massa viel Zeit kostete, und später im Rennen kam es auch noch zu einer Kollision, als Massa nach Bourdais' zweitem Boxenstopp eine Attacke lancierte, außen in der ersten Kurve aber zu keck nach innen zog und damit eine Berührung provozierte.
Dieser Zwischenfall sollte noch Folgen haben, denn die Rennkommissare belegten Bourdais nachträglich mit einer 25-Sekunden-Zeitstrafe. Durch das Pech des Franzosen, der nach einer sehr starken Leistung mit seinen ersten Führungskilometern in der Formel 1 auf der Strecke Sechster wurde, rückte Massa am grünen Tisch vom achten auf den siebenten Platz auf. Pikant: Bourdais und Massa haben mit Nicolas Todt den gleichen Manager...
In der 21. Runde wurde Hamilton gedemütigt, indem er vom zwischenzeitlich führenden Trulli überrundet wurde. Trulli war zu jenem Zeitpunkt in einen Vierkampf mit Bourdais, Sebastian Vettel (Toro-Rosso-Ferrari) und Nelson Piquet (Renault) verwickelt, in dem der vierte Platz im Rennen vergeben wurde. Piquet fuhr jeweils den längsten Stint und hatte innerhalb dieser Gruppe daher nach 67 Runden die Nase vorne.
Piquet schnuppert wieder am Podium

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Renault ist wieder wer in der Formel 1: Alonso und Piquet beim Jubeln! Zoom
Überhaupt fuhr der junge Brasilianer, der noch keinen Vertrag für 2009 in der Tasche hat, seinen vielleicht stärksten Grand Prix, denn in der Schlussphase lief er sogar noch auf den drittplatzierten Räikkönen auf und witterte sein zweites Formel-1-Podium. Ein kleiner Fahrfehler setzte diesen Hoffnungen ein jähes Ende, aber Piquet rettete den soliden vierten Platz trotzdem 3,1 Sekunden vor Trulli ins Ziel.
Die Entscheidung um den Sieg fiel bei den ersten Boxenstopps: Kubica und Räikkönen kamen in der 17., Alonso erst in der 18. Runde zum Service. Renault nahm für eine kürzere Standzeit eine geringere Benzinmenge in Kauf, brachte Alonso auf diese Weise in Führung - mit einer klaren Mission: Bis zum zweiten Stopp muss ein Vorsprung von mehreren Sekunden herausgefahren werden, denn Kubica sollte drei, Räikkönen fünf Runden länger fahren können.
Alonso setzte die Anweisung seines Teams perfekt um und zeigte einen schnellen Qualifyingstint ganz im Stile des großen Michael Schumacher - und hatte gut 13 Sekunden Vorsprung auf Kubica, als er in der 43. Runde zum letzten Service kommen musste (Standzeit: 7,8 Sekunden). Damit hatte er nach Singapur den zweiten Saisonsieg in der Tasche. Spannend wurde es in der Folge nur noch im Kampf um den zweiten Platz.
Kubica kann Räikkönen in Schach halten

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Enttäuscht: Felipe Massa und Lewis Hamilton nach dem Japan-Grand-Prix Zoom
Räikkönen kam durch seinen späteren Stopp zwar nicht an Kubica vorbei, wurde aber in dessen Rückspiegel immer größer und war zweimal schon fast auf gleicher Höhe, ehe er trotz des besseren Topspeeds doch zurückstecken musste. In den letzten Runden fuhr der "Iceman" die sechs Punkte für die Konstrukteurswertung sicher nach Hause, sodass Kubica leichtes Spiel hatte. Alonso hatte auf der Ziellinie mit gedrosseltem Speed sichere 5,2 Sekunden Vorsprung.
Letzterer ließ im Finish nichts mehr anbrennen und reagierte auch ganz cool, als er einmal die Schikane im Mittelsektor abkürzte, indem er regelkonform vom Gas ging. Besonders bemerkenswert: Heute war es nicht nur "Magic" Alonso, sondern sicher auch die Performance von Renault, denn die Franzosen durften aufgrund der Boxenstopps zwischenzeitlich sogar eine Doppelführung bejubeln und waren unterm Strich mit 15 Punkten das erfolgreichste Team des Tages.
Vettel stand heute ein wenig im Schatten seines Teamkollegen und wurde mit 5,1 Sekunden Rückstand auf Bourdais Siebenter, rückte dann aber durch die Strafe gegen Bourdais um eine Position auf. Mark Webber (Red-Bull-Renault) verlor wegen der aufgrund seiner Einstoppstrategie völlig abgefahrenen Vorderreifen das Duell um den zunächst vermeintlich letzten Punkt gegen Massa; Hamilton wurde am Ende Zwölfter.
Heidfeld und Rosberg ohne Chance

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Robert Kubica hat nur noch zwölf Punkte Rückstand auf Lewis Hamilton Zoom
Keine echten Akzente setzten am Fuße des Fujisan Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team) und Nico Rosberg (Williams-Toyota), die mit ihrer Einstoppstrategie auf den Positionen neun und elf gewertet wurden. Rosberg zeigte sein Kämpferherz zumindest bei einem Fight gegen Rubens Barrichello (13./Honda). Insgesamt sahen heute 15 von 20 gestarteten Autos die Zielflagge, zwölf davon in der gleichen Runde mit dem Sieger.
In der Weltmeisterschaft haben zwei Rennen vor Schluss nur noch drei Piloten mathematische Chancen auf den Titel: Hamilton (84 Punkte), Massa (79) und Kubica (72). Räikkönen (63) ist seit heute nicht mehr amtierender Formel-1-Champion. Bei den Konstrukteuren hat indes Ferrari (142) McLaren-Mercedes (135) wieder die Führung abgeluchst. Im Kampf um Platz vier hat Renault nun bereits 16 Zähler Vorsprung auf Toyota.
Weiter geht es schon in fünf Tagen mit dem ersten Freien Training zum Grand Prix von China in Shanghai. Bei McLaren-Mercedes heißt es eher, angesichts der neuerlich kassierten Strafen die Nerven nicht zu verlieren, denn Hamilton wollte die Strecke heute im ersten Ärger ohne Interviews verlassen, bis sein Vater Anthony - schon im Auto sitzend - beruhigend auf ihn einwirken konnte...

