Sternstunde: Vettel schwimmt in Monza auf die Pole!

Großes Favoritensterben im Regenqualifying in Monza: Sebastian Vettel auf Pole-Position, vier Deutsche im Finale, Lewis Hamilton nur 15.

(Motorsport-Total.com) - Wer hätte das gedacht? Ein italienisches Team sicherte sich im heutigen Qualifying in Monza die Pole-Position, aber nicht Ferrari jubelte nach einer turbulenten Regensession, sondern die ehemalige Minardi-Truppe Toro Rosso! Kleiner Trost für die Tifosi: Toro Rosso fährt mit Ferrari-V8-Power, sodass der erste Startplatz zumindest zur Hälfte "rot" ist.

Titel-Bild zur News: Mark Webber, Sebastian Vettel und Heikki Kovalainen

Mark Webber, Sebastian Vettel und Heikki Kovalainen nach dem Qualifying

Wieder einmal hat sich bewahrheitet, dass die Formel 1 nur ein bisschen Wasser braucht, um richtig spannend zu sein. Das Qualifying war mal stärker und mal schwächer, aber vor allem durchgehend verregnet - und das führte zu einem einmaligen Favoritensterben, während für die Außenseiter die große Stunde schlug. Der Sensationsmann des Tages war ein Deutscher: Sebastian Vettel (Toro-Rosso-Ferrari) schlug alle Topstars und sicherte sich den ersten Startplatz!#w1#

Schnelle Runde perfekt getimt

Der 21-Jährige hatte bereits im zweiten Segment Bestzeit erzielt und ging wenige Minuten vor Ende des Top-10-Finales 76 Tausendstelsekunden vor Heikki Kovalainen (McLaren-Mercedes) in Führung. Das war auch bereits die Entscheidung, denn zum Schluss begann es wieder etwas stärker zu regnen, sodass die Marke von 1:37.555 Minuten nicht mehr geknackt wurde, obwohl es Kovalainen bis zur letzten Sekunde hartnäckig probierte.

Verbesserungen schafften am Ende nur noch Mark Webber (Red-Bull-Renault/+ 0,562) und Sébastien Bourdais (Toro-Rosso-Ferrari/+ 0,890), die mit den Plätzen drei und vier den totalen Triumph für die Red-Bull-Flotte perfekt machten. Nico Rosberg (Williams-Toyota/+ 1,212) wurde als Fünfter zweitbester Deutscher, Timo Glock (Toyota/+ 2,232) und Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team/+ 2,351) landeten auf den Positionen neun und zehn.

Heikki Kovalainen

Heikki Kovalainen lieferte eine starke Performance ab und wurde guter Zweiter Zoom

Für Regenspezialist Heidfeld war dieses Abschneiden eine herbe Enttäuschung, auch wenn er seinen Stallgefährten Robert Kubica (11.) erneut geschlagen hat. Kubica hatte seinerseits Riesenpech in Q2, als er den Cut gegen Felipe Massa (Ferrari) um gerade mal 21 Tausendstelsekunden verpasste. Massa war trotz eines Drehers der einzige Fahrer, der sich in der stark verregneten Schlussphase des Mittelsegments noch steigern konnte.

Pleite für Räikkönen und Hamilton

Generell war es kein großer Tag für die Favoriten: Massa machte als Sechster noch das Beste aus seiner Situation, aber Kimi Räikkönen (14./Ferrari) und Lewis Hamilton (15./McLaren-Mercedes) scheiterten kläglich am Top-10-Cut. Hamilton hatte Q2 fälschlicherweise mit Intermediates statt Full-Wets in Angriff genommen, musste dann auch noch auf die FIA-Waage und bemühte sich auf der immer rutschiger werdenden Strecke vergeblich, eine Blamage zu verhindern.

Eine Vorentscheidung gegen den WM-Leader fiel, als er sich ausgangs der Ascari-Schikane drehte, genau wie später Bourdais und zuvor schon Räikkönen. Dreher und Ausritte standen heute ohnehin auf der Tagesordnung, auch denn die meisten davon harmlos ausgingen. Wie schwierig die Bedingungen waren, dass musste Heidfeld am eigenen Leib erfahren, als er in seiner allerersten Aufwärmrunde (!) in der Parabolica herumkreiselte.


Fotos: Großer Preis von Italien, Samstag


Für eine weitere positive Überraschung sorgte Lokalmatador Giancarlo Fisichella (Force-India-Ferrari) auf Platz zwölf. Fisichellas im Regen hoch eingeschätzter Teamkollege Adrian Sutil war zwar stark in den Nachmittag gestartet, konnte dann aber nicht mehr nachsetzen und wurde immer weiter nach hinten durchgereicht. Unterm Strich wurde Sutil nur 20. und Letzter. Dafür schafften es erstmals überhaupt vier Deutsche in das Top-10-Finale!

Erste deutsche Pole seit Michael Schumacher

Vettel sorgte heute für die erste deutsche Pole-Position seit Michael Schumacher, mit dem er jetzt wohl noch öfter verglichen werden wird, in Magny-Cours 2006. Aber auch aus einem anderen Grund wird seine Leistung in die Geschichte eingehen: Noch nie war ein Formel-1-Polesetter jünger (21 Jahre, zwei Monate und zehn Tage) - und noch nie startete ein Minardi- oder Toro-Rosso-Fahrzeug als Erster in einen Grand Prix!

"Bravissimo" war daher auch das einzige, was er in seiner Euphorie in den Funk brüllen konnte, während seine Mechaniker in der Box um die Wette jubelten. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", fehlten Vettel die Worte, während Teamchef Gerhard Berger, 1988 auf Ferrari Sieger in Monza, strahlte: "Ich habe hier schon viele schöne Tage erlebt, aber das ist vielleicht der schönste. Das kommt jedenfalls sehr nahe an meinen Sieg heran!"

Kimi Räikkönen

Eine Woche nach seinem Ausfall wieder im Regen k.o.: Kimi Räikkönen Zoom

Für das morgige Rennen könnte die Ausgangslage spannender gar nicht sein, denn abgesehen von Kovalainen stehen alle Fahrer der beiden Topteams relativ weit hinten, speziell Räikkönen und Hamilton. Prognosen wären zum jetzigen Zeitpunkt also fehl am Platz, zumal immer noch nicht klar ist, wie das Wetter morgen wird. Laut Auskunft von BMW Motorsport Direktor Mario Theissen liegt die Regenwahrscheinlichkeit bei 40 Prozent.