• 02.05.2024 17:36

  • von Norman Fischer, Co-Autoren: Jonathan Noble, Oleg Karpow

Aston Martin lobt Alonso: "So etwas habe ich noch nie gesehen!"

Fernando Alonso wird auch mit 45 Jahren noch in der Formel 1 fahren: Warum sein Team verlängert hat und was so besonders an dem Routinier ist

(Motorsport-Total.com) - Er ist einfach der ewige Fernando: Auch mit 45 Jahren wird Fernando Alonso noch in einem Formel-1-Auto sitzen, denn so alt wird der Spanier dann sein, wenn sein neuer Vertrag mit Aston Martin 2026 auslaufen wird. Bei vielen Fahrern dürfte es Zweifel geben, ob sie in dem Alter noch die notwendigen Fähigkeiten besitzen, doch Alonso beweist derzeit auch mit 42 Jahren, dass er in die Formel 1 gehört.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso (Aston Martin)

Fernando Alonso begeistert sein Team immer wieder aufs Neue Zoom

"Alonso ist einer der besten Fahrer aller Zeiten, und er fährt momentan noch auf Weltklasse-Niveau", lobt Sky-Experte Nico Rosberg, der sich das Formel-1-Feld zwischen 2006 und 2016 selbst elf Jahre lang mit Alonso teilte.

Ihn beeindruckt besonders, dass Alonso auch in seiner Freizeit immer an den Rennsport denkt und Go-Kart fährt und andere rennsportbezogene Dinge macht. "Das macht schon einen Unterschied, gerade in dem Alter", sagt der Deutsche. "Du bist immer in dem Rhythmus und trainierst das Gehirn beim Rennfahren aktiv."

Daher sagt er zur jüngsten Vertragsverlängerung: "Warum nicht?"

Für sein Aston-Martin-Team war die Verlängerung mit dem zweimaligen Weltmeister keine schwierige Entscheidung, denn der Rennstall weiß um die Qualitäten eines Fernando Alonso: "Er hat immer dieses Extra, das kein anderer hat", lobt Teamchef Mike Krack bei DAZN.

"Ich habe schon mit vielen Fahrern zusammengearbeitet, aber ich habe so etwas noch nie gesehen", sagt er. "Und darum habe ich auch so viel auf die Kontinuität gesetzt."

Laut Krack besitzt Alonso viele Qualitäten, sei es sein messerscharfes Feedback in Meetings, seine Schnelligkeit oder seine Rennintelligenz, die er auch 2024 in diversen Situationen gezeigt hat, wie etwa mit der DRS-Taktik in Suzuka. "Es ist ein superintelligenter Racer und hat über alles einen Überblick", sagt Krack.

"Und wenn ich die Zeit hätte, dann könnte ich bis heute Abend so weitermachen."

Krack lobt vor allem Alonsos Ehrgeiz

Doch was er an seinem Schützling am meisten bewundert, sei dessen Verlangen, in jeder Runde und in jeder Minute sein Bestes zu geben - egal wobei. "Das habe ich bei noch nie jemandem gesehen. Nicht bei Fahrern und auch nicht bei anderen Menschen", so der Teamchef.

Als Beispiel nennt er die Qualifying-Runde in China, bei der "99 Prozent aller Fahrer abgebrochen hätten", nachdem Alonso in der ersten Kurve Zeit verloren hatte. Und auch der Zweikampf mit Sergio Perez in Brasilien im vergangenen Jahr, als er den Mexikaner nach Strich und Faden ausgespielt hatte, ist ihm positiv im Gedächtnis geblieben.


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42 Jahre alt, aber kein bisschen müde: Fernando Alonso war eine der Überraschungen 2023. Kann er dieses Niveau noch lange aufrechterhalten? Weitere Formel-1-Videos

"Das sind all diese Dinge, wo man seinen Willen sieht, was andere nicht haben", sagt er. "Sein Alter ist da zweitrangig. Das Verlangen überwiegt einfach alles."

Krack gibt zu: "Er ist manchmal etwas mürrisch. Aber wenn er Dritter wird, dann kann er auch mürrisch sein, wenn er mürrisch sein will", spielt er auf das Qualifying-Ergebnis in Schanghai an.

Ingenieure wollten mit Alonso weitermachen

Auch bei den Ingenieuren kommt die Verlängerung ihres Starpiloten gut an: "Von unserer Seite war das eine starke Präferenz", betont Chefingenieur Tom McCullough. Denn vor allem im Hinblick auf die Regeländerung 2026 wäre ein Fahrer mit der Erfahrung von Alonso eine enorme Hilfe.

Zudem habe der Spanier bislang gut mit dem Team zusammengearbeitet: "Er ist so motiviert, so leidenschaftlich und so einfach im Umgang", lobt er. "Wenn man es nur von außen sieht, macht man sich manchmal ein Bild, aber wenn du so eng mit ihm arbeitest, dann ist es in gewisser Weise wie ein zusätzlicher Ingenieur."


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"Und wir sagen oft, dass die Fahrer einer der besten Sensoren im Auto sind - und bei ihm stimmt das wirklich", betont McCullough. "Er kommt selbst außerhalb der Meetings zu dir und sagt: 'Schau dir dies an', 'schau dir das an', 'mach jenes'".

"Und er arbeitet auch gut mit Lance zusammen", so der Ingenieur.

So könnte man Lance Stroll helfen

Der Kanadier ist neben Alonso hingegen einer der Problemfälle. Mit seinem erfahrenen Teamkollegen kann Stroll viel zu selten mithalten und häufig nicht ansatzweise dessen Leitung erreichen. Das hat dem Team schon viele Punkte gekostet - erst zuletzt in China, wo er hinter dem Safety-Car in Daniel Ricciardo gekracht war.


Doch Teamchef Krack weiß, wie man Stroll am besten helfen könnte: "Das Auto muss einfach gutmütiger werden", sagt er. "Fernando fährt oft um die Probleme rum", doch Stroll scheint das nicht so gut zu können.

"Das Fahrzeug ist sehr schwer zu fahren. Die Fahrzeuge werden von der Aerodynamik her immer weiterentwickelt und die werden nicht immer gutmütiger und das ist ein Thema, was wir angehen müssen", meint Krack. "Und wenn wir das schaffen, dann werden beide Fahrer relativ nah beieinander sein."

Auch Alonso lernt von Stroll

Trotzdem bringe auch Stroll seine Vorteile mit, betont man im Team. Selbst Alonso sagt, dass Stroll ihn zu einem besseren Fahrer mache, weil dieser beispielsweise die Sensibilität habe, die Alonso etwas fehlt.

McCullough betont, dass Stroll seine Stärke vor allem beim Herausbeschleunigen mit wenig Grip zum Tragen kommen lassen kann, was vor allem in nassen Rennen oder ersten Runden ein Vorteil sei.


"Er ist sehr, sehr sensibel, und Alonsos Fahrstil ist eher ... metronomisch. Ist das überhaupt ein Wort?", so McCullough. "Wir wissen, dass er sehr konstant ist. Er hat ein Rezept, wie er fährt und den Rhythmus aufbaut, und daraus lernt auch Lance."

"Beide sprechen so offen - in Meetings, aber auch außerhalb -, um einander zu helfen und das Auto zu entwickeln. Sie arbeiten wirklich gut zusammen, und das ist ein weiterer Grund, warum wir sie beide behalten wollten, um ehrlich zu sein", so der Ingenieur.