• 06.02.2008 13:38

  • von Roman Wittemeier

Einheitselektronik sorgt weiter für Zündstoff

Einige Teams nach wie vor mit Anpassungsproblemen an die Standard-ECU - MES-Chef: "System ist ausreichend erprobt und bewährt."

(Motorsport-Total.com) - Die neue Einheitselektronik (ECU) in der Formel 1 sorgt bei einigen Teams immer noch für Sorgenfalten auf der Stirn der verantwortlichen Techniker. Die von der FIA vorgeschriebene Standard-Steuereinheit soll vor allem eines tun: Einbremsen - sowohl das Tempo als auch die Kosten. In den mit absoluten Fachleuten besetzten Elektronikabteilungen der Teams steht neuerdings nicht mehr Entwicklung, sondern Anpassung auf der Jobliste.

Titel-Bild zur News: Lenkrad

Die neue Einheitselektronik sorgt für Anpassungsprobleme

Dass das neue elektronische Herz aller Teams ausgerechnet aus dem Hause McLaren kommt, hat so manchen Insider die Nase rümpfen lassen. Von Wettbewerbsvorteilen und Einflussnahme war und ist die Rede. Die Steuereinheit wird von McLaren-Electronic-Systems (MES) gefertigt und auf Softwareseite von Microsoft ausgestattet. MES-Chef Peter van Manen beschreibt die Entstehung der Standard-ECU so: "Wir sind konservativ an die Sache herangegangen. Wir wollten nichts Neues probieren."#w1#

Van Manen: Keine Kinderkrankheiten

Kinderkrankheiten könne es kaum geben, so van Manen: "Der Kern des Systems ist voll ausgereift und auch sonst haben wir genau darauf geachtet, keine zu großen Entwicklungen zu machen." Und doch sind immer wieder Klagen einiger Teams zu hören. Bei den einen funktioniert die Programmierung der Schaltzeiten im Getriebe nicht, andere bekommen nicht die gewünschten Daten ihrer Sensoren geliefert.

Was ganz sicher funktioniert, ist das von der FIA gewünschte Abschaffen der Traktionskontrolle: "Wenn man sich dafür entschieden hat, eine Standard-ECU einzuführen, und man damit einen Programmiereingriff auf das System verhindert, ist es relativ einfach, die Traktionskontrolle zu verbannen", so der MES-Chef. Das System gilt laut Hersteller als kugelsicher.

"Es ist einfach, die Traktionskontrolle zu verbannen." Peter van Manen

Klagen der Teams werden nicht gehört

Klagen der Teams, sie hätten zu wenig Zeit für die Anpassung der neuen Elektronik gehabt, lässt van Manen übrigens nicht gelten. MES habe von allen Teams einen Katalog angefordert, der die Wünsche der einzelnen Teams in Bezug auf die Elektronik dokumentiert. An dieser Liste habe man sich orientiert und die Wünsche erfüllt. Alle Teams seien fair behandelt worden und hätten bereits im März vergangenen Jahres eine Testversion des Systems bekommen.

Traktionskontrolle sowie Startautomatik sind verbannt, trotzdem hat die ECU nach wie vor wichtige Funktionen zu erfüllen. Motorsteuerung, Gaspedal, Kupplung, Getriebe und Differenzial werden nach wie vor von der Elektronik gesteuert, hinzu kommen nahezu 100 Datenkanäle, die aufgezeichnet werden. Die Anpassung der Standard-ECU ist nicht bei allen Teams ein Problem. McLaren kennt das Bauteil ja schon und Ferrari fährt bei den aktuellen Test Fabelzeiten - trotz Standardelektronik.