• 14.08.2007 11:39

Die Einheitselektronik sorgt plötzlich für Unruhe

Einige Teams sind von den ersten Versuchen mit der neuen Einheitselektronik für 2008 entsetzt, mindestens zwei wollen gegen den Einsatz vorgehen

(Motorsport-Total.com) - Als sich die Formel-1-Teamchefs darauf einigten, dass es ab der kommenden Saison in der Formel 1 nur noch eine Einheitselektronik gibt, da war man von diesem Vorhaben noch begeistert. Schließlich können dadurch die Entwicklungskosten gesenkt und das Verbot von Fahrhilfen wie die Traktionskontrolle kontrolliert werden.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore (Teamchef)

Flavio Briatore hat keine Lust auf den Elektronik-Einheitsbrei

Doch nun gehen die Teamchefs auf die Barrikaden, weil eine vom Automobilweltverband FIA erfolgte Ausschreibung von 'Microsoft MES' gewonnen wurde, einem Jointventure von Software-Gigant 'Microsoft' und der McLaren-Tochter 'McLaren Electronic Systems' (MES).#w1#

Diese Ausschreibung ist allerdings bereits über ein Jahr alt - das Fass zum Überlaufen brachten erst erste Tests mit der neuen Elektronik, die bei vielen Teams zu Problemen führte. Sogar von Sicherheitsproblemen ist im Zusammenhang mit der Gas-Annahme ist die Rede. Dass solche Probleme zu erwarten waren, scheinen die betroffenen Parteien in diesem Zusammenhang völlig zu ignorieren.

Dass Ferrari die Versuche bereits nach wenigen Runden abbrach, könnte auch einen politischen Hintergrund haben, schließlich müssten die Italiener an für sich geheime Daten über ihren Motor und das Getriebe an die McLaren-Tochter übermitteln. Angesichts der immer noch aktuellen "Spionage-Affäre" eine heiße Angelegenheit.

Problematisch ist das aber auch für McLaren-Mercedes, denn der Weltmotorsportrat der FIA urteilte Ende Juli, dass der Rennstall zwar in der "Spionage-Affäre" nicht bestraft wird, aber einen Ausschluss aus den Weltmeisterschaften 2007 und 2008 droht, sollte nachgewiesen werden, dass das Team mit fremden Daten arbeitet.

McLaren argumentiert freilich, dass es sich um eine eigenständige Tochter handelt, die unabhängig vom Rennstall arbeitet. Doch ohne Daten der Konkurrenz, und damit auch ohne Daten von Ferrari, kann die McLaren-Tochter die Einheitselektronik nicht weiter entwickeln. Der britisch-deutsche Rennstall sitzt also quasi auf einem Pulverfass mit kurzer Lunte.

Renault-Teamchef Flavio Briatore hatte bereits am Rande des Großen Preises von Ungarn angekündigt, dass er gegen die Einheitselektronik Protest einlegen wird. 'Motorsport-Total.com' liegen Informationen vor, wonach ein weiteres Team, das derzeit im vorderen Feld mitfährt, rechtliche Schritte einleiten möchte, dies aber nicht an die große Glocke hängen wird.

"Wie soll ich einer Firma trauen, die in einen Spionagefall verwickelt ist?", wird Briatore vom Fachmagazin 'auto, motor und sport' zitiert. BMW Motorsport Direktor Mario Theissen missfällt es, dass von 'Microsoft MES' je Team ein Techniker abgestellt werden soll: "Ich sehe es nicht gerne, wenn Leute von der Konkurrenz bei uns durch die Box laufen und alle Abläufe mitkriegen."

Unsere Kollegen bringen es auf den Punkt: "Was würde es für einen Aufschrei geben, falls beim Saisonauftakt beide Ferrari von Elektronikproblemen gebremst würden, die beiden McLaren aber ohne Probleme siegen würden?"

Der Automobilweltverband FIA hat unabhängig davon klargestellt, dass man 2008 mit der Einheitselektronik an den Start gehen wird - schließlich hatten sich die Teams einst auf diesen Schritt verständigt.

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