• 18.06.2007 01:39

  • von Nimmervoll/Stracke

"A Star is born": Indy-Milch für Vettel beim Debüt

Sebastian Vettel findet die Formel 1 nach seinem erfolgreichen Debüt "laut und schnell" - Lob von BMW Motorsport Direktor Mario Theissen

(Motorsport-Total.com) - Die 'Bild'-Zeitung feiert ihn schon als "Baby-Schumi", seit gestern ist er der jüngste Fahrer aller Zeiten, der einen Grand Prix in den Punkterängen beendet hat, und bester Deutscher war er beim Rennen in Indianapolis mit ein bisschen Glück ebenfalls: Sebastian Vettel hat das Fahrerlager der Formel 1 bei seiner Premiere im Sturm erobert.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel mit seinen Präsenten zum Debüt in der Formel 1

Nach der Zieldurchfahrt bekam der doch etwas erschöpfte Nachwuchsstar, der normalerweise in der Renault-World-Series an den Start geht, von seinem mitgereisten Vater am amerikanischen Vatertag einen Schnuller geschenkt, einen Babylatz mit der Aufschrift "A Star is born" - und ein Fläschchen Indy-Siegermilch, ganz wie beim legendären 500-Meilen-Rennen. Vettel kommentierte dies mit einem breiten Grinsen: "Aus dem Alter bin ich raus!"#w1#

Jüngster Punktegewinner aller Zeiten

"Geschichte kann man sowieso nicht für ewig schreiben..." Sebastian Vettel

Das Rennen beendete er an achter Stelle, womit er Jenson Button als jüngsten Punktegewinner aller Zeiten ablöste. Euphorisch wirkte der 19-Jährige deswegen aber keineswegs: "Das ist weniger wichtig für mich, aber etwas, woran man sich vielleicht einmal schön zurückerinnern kann", entgegnete er auf die Fragen vieler Journalisten, von denen er darauf angesprochen wurde. Und, ganz cool: "Geschichte kann man sowieso nicht für ewig schreiben..."

Lob bekam er von Mario Theissen: "Nach dem gestrigen Qualifying war schon klar, dass er eine Chance auf Punkte hat, und ohne den Rutscher in der ersten Kurve wären es noch zwei mehr geworden. Trotzdem: Der Punkt ist wichtig, wer weiß, wie stark der am Ende der Saison noch zählt. Er hat für das Team an diesem Wochenende den Preis geholt, auch wenn es nur ein Trostpreis war", so der BMW Motorsport Direktor.

Ärger über den Fehler am Start

"Mich ärgert es ein bisschen, dass ich in der ersten Kurve geradeaus gesegelt bin." Sebastian Vettel

Der kleine Fehler am Start, durch den ein möglicher sechster Platz verloren ging, wurmte aber auch Vettel selbst ein wenig: "Mich ärgert es ein bisschen, dass ich in der ersten Kurve geradeaus gesegelt bin, sonst wäre mehr drin gewesen. Unser Auto war im Rennen sehr schnell, das Problem war nur, dass ich relativ lange im Verkehr hing."

Am Anfang steckte er wegen des Missgeschicks in der ersten Kurve hinter Nico Rosbergs Williams-Toyota fest: "Nico war auf einer Einstoppstrategie mit einem schweren Auto. Ich war in der letzten Kurve und im Infield immer relativ gut dran, da lag das Auto extrem gut, aber auf die Gerade raus habe ich immer ein bisschen verloren. Bis man dann wirklich anfängt, den Windschatten zu spüren, dauert es - und das hat es extrem schwierig gemacht", sagte Vettel.

"Am Ende hatte ich Trulli und Webber vor mir. Ich habe versucht, dicht ranzukommen, war auch gut dran, aber ausgangs letzter Kurve habe ich dann ein bisschen verloren, was es schwierig gemacht hat. Sie haben sich zweimal ein bisschen härter bekämpft. Beim zweiten Mal war ich nah dran, aber nicht wirklich in der Position, etwas zu machen. Gerade auf der Bremse habe ich immer ein bisschen verloren. Im Nachhinein ärgert man sich, dass man es nicht mehr probiert hat, aber in dem Moment habe ich alles gegeben", zeigte er sich selbstkritisch.

Körperlich anstrengendes Rennen

"Jetzt habe ich erstmal Hunger und Durst." Sebastian Vettel

Besonders hart war sein Formel-1-Debüt in erster Linie wegen der irren Temperaturen von 36 Grad, außerdem fiel es ihm "nach 20, 30 Runden" schwer, den Kopf in der Steilkurve aufrecht zu halten, also lehnte er ihn kurzerhand an der Cockpitwand an - aber das taten auch viele der arrivierten Stars. Die Erschöpfung konnte Vettel aber nicht ganz leugnen: "Heute Nacht kann ich gut schlafen! Ich kann noch aufrecht stehen. Jetzt habe ich erstmal Hunger und Durst, das ist normal. Es ist hart, aber ich war imstande, das Auto auf der Strecke zu halten."

"Für mich", klopfte ihm dann Theissen noch einmal auf die Schulter, "hat er heute den Einstieg in die Formel 1 geschafft." Und wie ist sie eigentlich so, die Königsklasse des Motorsports, Sebastian? "Laut und schnell! Der Motor, der dröhnt richtig, aber es macht Riesenspaß. Das kann man nicht beschreiben. Ich würde sagen, selbst machen oder selbst probieren, aber das ist leider nicht so leicht", entgegnete Vettel mit einem breiten Grinsen im Gesicht...