Räikkönen gewinnt in Ungarn vor zwei Deutschen

Mit einer sensationellen Performance gewann Räikkönen heute vor Michael und Ralf Schumacher - Montoya out, Alonso nicht in den Punkten

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Ungarn auf dem 4,381 Kilometer langen Hungaroring wurde heute Nachmittag zur anspruchsvollen Hitzeschlacht für Mensch und Material. Obwohl es erwartungsgemäß kaum Überholmanöver gab, wurde in Form von strategischen Spielchen gute Motorsportunterhaltung geboten - mit einem silbernen Favoritensieg und zwei Deutschen am Podium.

Titel-Bild zur News: Podium in Ungarn 2005

Diese Herren durften strahlen: Michael Schumacher, Räikkönen, Ralf Schumacher

Den Start entschied zunächst Polesetter Michael Schumacher (Ferrari) für sich, gefolgt von Kimi Räikkönen und Juan-Pablo Montoya (beide McLaren-Mercedes). Dahinter nisteten sich die Toyota-Piloten Jarno Trulli und Ralf Schumacher ein, doch gleich in der ersten Kurve krachte es auch gewaltig - am spektakulärsten mit dem Überschlag von Christian Klien (Red-Bull-Cosworth), nachdem der Österreicher Jacques Villeneuve (Sauber-Petronas) unabsichtlich über das Vorderrad gefahren war.#w1#

Klien und Coulthard schon in Runde eins aus dem Rennen

Für Red-Bull-Cosworth war der Grand Prix ein paar Sekunden nach Kliens Ausfall schon beendet, denn David Coulthard im zweiten RB1 kollidierte mit einem Wrackteil, brach sich dabei die Radaufhängung und flog spektakulär von der Strecke ab. Ausgelöst wurde dies durch den herumliegenden Frontflügel von Fernando Alonso (Renault), der seinerseits in der ersten Kurve innen zu optimistisch neben Ralf Schumacher gefahren und dabei mit dem Deutschen aneinander geraten war.

Ebenfalls gleich in der ersten Kurve fuhr Rubens Barrichello (Ferrari) Trulli ins Heck, wobei zwar der Toyota nicht zu Schaden kam, sehr wohl aber der Ferrari des Brasilianers. Barrichello und Alonso kamen dann zeitgleich zum Reparaturstopp an die Box, fielen aber ans Ende des Feldes zurück und konnten sich nur mühsam um einige Positionen nach vorne arbeiten. Im Kampf um die Punkteränge spielten die beiden Mitfavoriten allerdings keine entscheidende Rolle mehr.

An der Spitze konnten sich indes Schumacher und Räikkönen relativ problemlos von den Verfolgern absetzen, hatten schon nach sechs Runden fünf Sekunden Vorsprung. Allerdings setzte das deutsch-finnische Duo auf eine Dreistoppstrategie, während Montoya mehr Benzin an Bord hatte und nur mit zwei Stopps plante. Hinter diesen drei Autos sortierten sich in weiterer Folge die beiden Toyotas, Jenson Button, Takuma Sato (beide BAR-Honda) und Nick Heidfeld (BMW WilliamsF1 Team) ein.

Strategie war heute der entscheidende Faktor

Weil der Hungaroring kaum Überholmöglichkeiten bietet, wurde das Rennen in der Folge eher an den Rechenschiebern am Kommandostand entschieden als durch direkte Rad-an-Rad-Fights auf dem glühenden Asphalt, der bei 35 Grad Außentemperatur übrigens bis zu 45 Grad heiß wurde. Eröffnet wurden die Tankstopps in der elften Runde durch Räikkönen, der wenig Benzin an Bord hatte, um trotz seiner frühen Startposition im gestrigen Qualifying möglichst weit vorne landen zu können.

Vier Umläufe später kam dann auch Schumacher zum ersten Service an die Ferrari-Box. Der Deutsche kam knapp vor dem "Silberpfeil" des "Icemans" wieder zurück auf die Strecke, musste aber die Führung an Montoya abgeben, der in jener Phase des Rennens hart pushte und sich einen großen Vorsprung aufbaute. Zu jenem Zeitpunkt war bereits klar, dass lediglich die BAR-Hondas, das BMW WilliamsF1 Team, Sauber-Petronas, Alonso, Barrichello und natürlich Montoya auf zwei Stopps setzen würden.

Montoya fuhr einen relativ langen ersten Stint

Montoya musste in der 22. Runde Benzin fassen, fiel aber trotz mehr als 20 Sekunden Vorsprung auf Schumacher/Räikkönen ganz knapp auf den dritten Platz zurück. Hinter diesem Trio lagen zu jenem Zeitpunkt noch die beiden Toyotas, Button, Heidfeld und Giancarlo Fisichella (Renault) in den Punkten. Letzterer leistete sich in der vierten Kurve allerdings gleich zweimal einen Ausritt und fiel dadurch hinter Takuma Sato (BAR-Honda) zurück, den er bis zum Schluss nicht mehr überholen konnte.

Nach dem ersten Renndrittel schieden der Reihe nach Robert Doornbos (Minardi-Cosworth), Jacques Villeneuve (Sauber-Petronas), Christijan Albers (Minardi-Cosworth) und Felipe Massa (Sauber-Petronas) aus, wobei Massa noch einmal auf die Strecke ging und am Ende mit sieben Runden Rückstand immerhin als 14. gewertet wurde. Für den prominentesten Ausfall sorgte aber wieder einmal McLaren-Mercedes: Juan-Pablo Montoya musste seinen MP4-20 in Führung liegend mit einer gebrochenen Antriebswelle abstellen.

Nach Montoyas Ausfall stahl Räikkönen allen die Show

Der Kolumbianer hatte nach den zweiten Stopps von Schumacher und Räikkönen die Führung geerbt und witterte gute Siegchancen, als er plötzlich ausrollte. Kurz zuvor hatte Räikkönen an den Boxen Schumacher überholt - und in der Folge flog der Finne seinem deutschen Konkurrenten so beeindruckend davon, dass er noch vor seinem letzten Boxenstopp ausreichend Vorsprung hatte, um den ersten Platz nicht mehr abgeben zu müssen. Auf der Ziellinie hatte Räikkönen stattliche 35,5 Sekunden Guthaben.

Michael Schumacher rettete seinen zweiten Platz mit wieder einmal abbauenden Bridgestone-Reifen ins Ziel, musste sich aber in den Schlussrunden gegen seinen Bruder Ralf verteidigen, der innerhalb von gut zehn Runden zehn Sekunden Rückstand abbauen konnte, aber keine Attacke mehr riskierte. Für den Toyota-Piloten bedeutete dies immerhin sein erstes Podium in der laufenden Saison, unmittelbar vor seinem Teamkollegen Trulli, den er im Rennen diesmal klar im Griff hatte.

Button landete auf Rang fünf vor dem bärenstarken Heidfeld, der mit einem langen ersten Stint und einer fehlerfreien Performance zwar unauffällig unterwegs war, aber sehr effektiv. Mit einer fast identischen Strategie schaffte auch der zweite BMW WilliamsF1 Team Pilot, Mark Webber, als Siebenter den Sprung in die Punkteränge. Sato wurde am Ende Achter und holte seinen ersten Zähler in dieser Saison, nachdem Fisichella in den letzten Runden einen weiteren Fehler nachlegte und sich mit Rang neun begnügen musste.

Alonsos Vorsprung auf 26 WM-Punkte geschrumpft

Alonso konnte sich nach seinem frühen Malheur nicht mehr in Szene setzen und machte damit ungewollt die Fahrer-WM wieder ein bisschen spannend, denn während Räikkönen volle zehn Punkte sammelte, ging er leer aus - sechs Rennen vor Schluss ist der Abstand zwischen den beiden Topfavoriten damit wieder auf 26 Zähler geschrumpft. Michael Schumacher liegt als Dritter 33 Punkte zurück. Bei den Konstrukteuren führt unverändert Renault (117) vor McLaren-Mercedes (105) und Ferrari (86).

Fazit: Ungarn 2005 war bestimmt keines der spannendsten Rennen der letzten Jahre, aber es wurde doch ein strategisch interessanter Grand Prix geboten. Dass die Weltmeisterschaft zumindest wieder ein bisschen Leben inhaliert hat, kann vor der dreiwöchigen Sommerpause nur gut sein, schließlich dröhnen die Formel-1-Motoren nun erst wieder am 21. August bei der Premiere der Königsklasse auf der brandneuen Rennstrecke im türkischen Istanbul.