Aufregung nach Räikkönens Last-Minute-Crash

Nach Kimi Räikkönens Abflug gestern am Nürburgring wird in der Formel 1 über die Sinnhaftigkeit des neuen Reifenreglements diskutiert

(Motorsport-Total.com) - Grand Prix von Europa auf dem Nürburgring, 59. Runde: Mit etwas mehr als einer Sekunde Vorsprung auf den von hinten heranstürmenden Fernando Alonso nahm Kimi Räikkönen den letzten Umlauf in Angriff. Sein rechter Vorderreifen war zu dem Zeitpunkt bereits hinüber und verursachte starke Vibrationen. Der "Iceman" nahm dennoch volles Risiko, bremste die erste Kurve am Limit an - und durch die hohen Kräfte, die dabei wirkten, kollabierte die Radaufhängung.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Mit Verbremsern wie diesem verursachte Räikkönen gestern einen Bremsplatten

Mit hoher Geschwindigkeit krachte der McLaren-Mercedes-Pilot gegen die Barrieren, wobei sich die Kevlarseile, die die Räder vom Wegfliegen abhalten sollen, bewährten und möglicherweise ein schlimmeres Unglück verhinderten. Dass der Unfall von einem abgefahrenen Reifen ausgelöst wurde, sorgte in den Abendstunden jedoch noch für heftige Diskussionen im Fahrerlager. Immer mehr Experten sind inzwischen der Meinung, dass das aktuelle Reifenreglement aus Sicherheitsgründen nicht länger vertretbar ist.#w1#

2005 mehr Reifenschäden als je zuvor

Seit Saisonbeginn dürfen die Reifen bekanntlich nicht mehr gewechselt werden, was schon bei mehreren Piloten für Probleme gesorgt hat. So waren beispielsweise die Renault-Piloten in Monaco am Limit, während auch Vitantonio Liuzzi und Felipe Massa schon Bekanntschaft mit schleichenden Platten machten. Der berühmteste Zwischenfall dieser Art passierte freilich in Barcelona, als Michael Schumachers Bridgestone-Reifen gleich zweimal ihren Dienst quittierten.

David Coulthard, als 'GPDA'-Direktor einer der wichtigsten Fahrervertreter, sprach daher gestern am Nürburgring erstmals ein Machtwort: "Die Regeln sind gut für die Überholmanöver und die Unterhaltung der Fans, aber sie sind auch gefährlich", erklärte der Schotte. "Das ist eine große Sorge von uns. Die Position der FIA ist, dass die Fahrer die Entscheidung treffen sollen, aber zu einem Reifenstopp an die Box zu kommen bedeutet auch, das Rennen wegzuwerfen."

Bekanntlich dürfen die Reifen nur dann gewechselt werden, wenn bereits Luft entwichen ist beziehungsweise wenn ein offensichtliches Sicherheitsrisiko besteht. Nur: Wie ist Sicherheitsrisiko definiert? Außerdem dürfen die Reifen nicht gleichzeitig mit einem Nachtankvorgang gewechselt werden, was bedeutet, dass jeder Reifenwechsel einen zusätzlichen Boxenstopp mit sich bringt. Es gibt also Grauzonen im Reglement.

McLaren-Mercedes steht hinter dem Reifenreglement

Räikkönens Teamchef Ron Dennis stellte sich anschließend hinter eben dieses Reifenreglement, betonte, dass korrektes Reifenmanagement eben auch zum Motorsport gehöre. Ein Sicherheitsrisiko sieht er nicht. Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner äußerte sich in diese Richtung: "Man muss sich fragen, ob Kimi wirklich so hart attackieren und sich dabei den Bremsplatten einfangen hätte müssen. Das Haushalten mit den Reifen gehört jetzt eben auch dazu", meinte der Brite.

Jenson Button ist ebenfalls dieser Ansicht: "Es ist unsere Aufgabe, die richtige Aerodynamik und das richtige Setup auszuarbeiten, damit die Reifen halten. Dann sollte es auch keine Probleme geben", gab der 25-jährige BAR-Honda-Pilot zu Protokoll. "Räikkönens Problem kam ja nur dadurch zustande, dass er sich einige Male verbremst hat. Dadurch fing er sich einen Bremsplatten ein, der wiederum Vibrationen verursacht hat und die Radaufhängung brechen ließ."