• 02.11.2004 18:37

Die Bremssättel in der Formel 1

Bei der Verzögerung eines Formel-1-Autos spielen sie eine wichtige Rolle und sind dabei höchsten Belastungen ausgesetzt

(Motorsport-Total.com) - Gerade in Zeiten, in denen schnelle Strecken durch Schikanen künstlich verlangsamt werden, spielen die Bremsen in der Formel 1 eine besondere Rolle. Die Kräfte, die dabei auf die beteiligten Komponenten der Bremsanlage wirken, sind enorm. Eine besondere Rolle dabei trägt der Bremssattel, der innerhalb des Rades verbaut ist und die Aufgabe hat, die Bremsklötze zu halten, an die Bremsscheibe zu pressen und sie wieder zu lösen.

Titel-Bild zur News: Bremse eines McLaren-Mercedes MP4-19B

Die Bremsen sind in der Formel 1 enormen Belastungen ausgesetzt

"Wenn das Bremspedal von einem Fahrer betätigt wird, dann baut er damit einen Hydraulikdruck auf. Über einen Bremszylinder wird dieser Druck dann an den Sattel weitergegeben", erklärte Steve Hallam, Leiter der Renntechnik bei McLaren-Mercedes. "Dies treibt die vier Bolzen des Sattels, die innen im Kreis angebracht sind, aus dem Sattel heraus. Diese pressen dann die beiden Bremsklötze gegen die Scheine und verlangsamen so das Auto. Wenn der Fahrer den Fuß wieder hebt, so verringert sich der hydraulische Druck. Die Scheibe wird wieder freigegeben. Das Auto kann wieder beschleunigen, wenn der Fahrer nun Gas gibt."#w1#

Doch an einem Formel-1-Boliden gibt es natürlich vier dieser Systeme, dabei sind die beiden Bremssättel an den Hinterrädern etwas kleiner, denn die Bremsbalance ist immer etwas mehr auf den Vorderbereich ausgelegt. "Wenn ein Auto bremst, so verschiebt sich das Gewicht auf die Vorderachse, die Vorderräder müssen daher stärker bremsen. Da das Gewicht nach vorne verlagert wird, ist hinten natürlich weniger. Die Hinterräder müssen also weniger bremsen."

Das genaue Design der Bremssättel variiert von Strecke zu Strecke - je nach Belastungsprofil. Pro Jahr werden 50 bis 60 Stück gebaut. Revolutionäre Unterschiede gibt es jedoch seit Jahren kaum. Einzig die Gewichtseinsparung steht bei Weiterentwicklungen im Lastenheft - derzeit liegt man bei knapp eineinhalb Kilogramm. Dabei darf jedoch die Steifigkeit nicht verloren gehen. Passiert dies dennoch, so verspürt der Fahrer ein "schwammiges" Bremspedal. Bei über 300 km/h ist dies sicher kein angenehmes Gefühl für den Fahrer. Außerdem müssen sie neben der Druckbelastung auch die hohen Temperaturen der Karbonbremsen ertragen können.

Bei zeitweise mehr als 1.000°C in der direkten Umgebung muss auch die Kühlung bedacht werden. Hierzu werden Lüftungskanäle an den Innenseiten der Räder angebracht, die Frischluft zur Bremsanlage transferieren. Der Bremssattel selbst besitzt Kühlrippen, um den Wärmeabtransport zu unterstützen. Doch trotz der stetigen Entwicklungen ist ein Bremssattel aus der Formel 1 nicht revolutionär. In Straßenautos kommen sehr ähnliche Konstruktionen zum Einsatz, nur die Größe und die Anzahl der Bolzen unterscheiden sie. "Man könnte sie nebeneinander legen und würde sie als das gleiche Teil erkennen", so Hallam.