• 15.10.2004 12:36

Bell: "Rechnen mit einem guten Schritt nach vorne"

Renaults Technischer Direktor analysiert die Saison 2004 und blickt voraus auf die bevorstehende Saison 2005

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Bob, was sind eure Ziele für Brasilien, was die Leistungsfähigkeit angeht?"
Bob Bell: "Ich denke, wir können zuversichtlicher sein, was unsere zu erwartende Performance angeht, als bei einigen der letzten Rennen. Es ist dieses Jahr schwierig, genau einzuschätzen, wo wir stehen werden, aber Brasilien ist eine Strecke, wo Traktion entscheidend ist, eine Strecke mit langsamen Kurven. Das sollte dem R24 eigentlich entgegenkommen. Eine starke Leistung - und damit meine ich einen Podestplatz - ist durchaus machbar, denn Fernando ist schon die ganze Saison über außergewöhnlich gefahren. Das ganze Team ist extrem motiviert, dieses Ziel zu erreichen."

Titel-Bild zur News: Bob Bell

Bob Bell glaubt, dass Renault 2005 wesentlich stärker sein wird

Frage: "In den letzten Rennen habt ihr gemessen an der direkten Konkurrenz Boden verloren. Wie wollt ihr darauf reagieren?"
Bell: "Wir haben die Weiterentwicklung des R24 bis zum Ende der Saison voll vorangetrieben und werden in Brasilien eine neue Radaufhängung, die eine erhebliche Performance-Verbesserung mit sich bringen sollte, verwenden. Das Team hat zu keinem Zeitpunkt im Kampf um den zweiten Platz in der Weltmeisterschaft aufgegeben. Allerdings hat BAR dieses Jahr hervorragende Arbeit geleistet. Sie sind als Team spürbar reifer geworden und können jetzt die Performance ihres Pakets ausschöpfen. Sie bringen beide Autos ins Ziel und punkten regelmäßig, was ihnen zu Saisonbeginn noch nicht gelungen ist. Bei uns lief es genau umgekehrt, denn nach einer starken ersten Saisonhälfte, in der wir stets mit beiden Autos gepunktet haben, gelang uns dies im zweiten Teil der Saison nicht mehr, was uns sehr weh getan hat."#w1#

R24 ist für die Fahrer recht schwierig zu handeln

Frage: "Der R24 gilt als schwieriger zu fahrendes Auto als euer Vorgängermodell. Stimmt das?"
Bell: "Der R24 ist definitiv schneller als der R23, aber wir mussten auch lernen, dass der Grat zum Fahren am Limit schmaler geworden ist. Zu Saisonbeginn hatten wir Schwierigkeiten mit dem Handling, also haben wir konkrete Schritte dagegen unternommen. In den schnellen Kurven ist das Auto jetzt konstanter. Diese Schwierigkeiten mit dem Handling bedeuteten auch, dass es schwieriger war, das volle Potenzial des Autos auszuschöpfen. Auf den Strecken, auf denen wir das Setup so hinbekommen haben, dass sich die Fahrer wohl fühlten, hatten wir jedoch ein sehr konkurrenzfähiges Rennauto - Monaco ist ein Beispiel dafür oder auch Magny-Cours. Gleichzeitig sollte man nicht vergessen, dass wir bis zu den Defekten in Kanada und Belgien diese beiden Rennen durchaus auch hätten gewinnen können. Diese beiden Rennen waren sicherlich verschenkte Gelegenheiten."

Änderung der Motorenarchitektur war richtig

Frage: "Wie schätzt du die Stärken und Schwächen des R24/RS24-Pakets ein?"
Bell: "Als einziges Team haben wir uns 2003 entschlossen, unsere Motorenarchitektur zu ändern, um die vorgeschriebenen Zuverlässigkeits-Richtlinien erfüllen zu können. In Viry haben sie einen großartigen Job gemacht - nicht nur, dass der Motor rechtzeitig fertig wurde, sondern sie haben ihn auch während der Saison laufend weiterentwickelt. Diese Entscheidung war absolut richtig und wir haben sicher mehr Punkte gemacht als sonst möglich gewesen wäre, aber wir mussten auch fundamentale Kompromisse hinsichtlich des Gewichts, der Ausmaße und des Schwerpunkts eingehen. Chassisseitig hat das Team ein schnelleres Auto produziert, aber auch ein schwierigeres. Beim Aussortieren dieser Schwierigkeiten haben wir viel dazugelernt, und für nächstes Jahr wollen wir die Stärken des R23 und des R24 zu einem konkurrenzfähigen Paket kombinieren."

Frage: "Wie würdest du dieser Saison also zusammenfassen?"
Bell: "Es ist nur gerecht zu sagen, dass dieses Jahr für das Team ziemlich anspruchsvoll war, aber auch erfolgreich. Wir haben wichtige Dinge gelernt, die es uns ermöglichen werden, auf einer stabilen Basis aufzubauen. Wir haben 2004 ein schnelleres Auto mit einem besseren Motor als 2003 gebaut - im Gegensatz zu den Erwartungen mancher Beobachter. 2005 wird es sehr schwierig, auf die erforderlichen Regeländerungen, die uns erwarten, einzugehen, aber während es jetzt noch sehr schwierig ist, irgendwelche Vergleiche zu ziehen, rechnen wir mit einem guten Schritt nach vorne. Ich denke, der 2005er-Renault wird in vielen Bereichen ein stark optimiertes Fahrzeug sein."