• 29.08.2004 15:57

Michael Schumacher: Der König der Rennfahrer

Mit dem siebten Titelgewinn bricht Schumacher seinen eigenen Rekord - seine Karriere und seine "Traumstunden" im Überblick

(Motorsport-Total.com/sid) - Als Michael Schumacher vor 13 Jahren zu seinem ersten Formel-1-Rennen nach Spa kam, kannte er die Strecke überhaupt nicht und drehte die erste Runde mit dem Fahrrad. Nach den ersten Metern im Renntempo im Jordan wollte er seine ersten Eindrücke von der Königsklasse einfach nur "genießen". Dass jenes Rennen am 25. August 1991 die "Geburtsstunde des besten Rennfahrers der Welt" (Manager Willi Weber) sein sollte, davon wagte der inzwischen siebenmalige Weltmeister nicht einmal zu träumen. "So vermessern darf man nicht sein, solche Erwartungen hatte ich definitiv nicht", sagt Schumacher.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher setzt seiner Ausnahmekarriere die siebte Krone auf

Nur sein damaliger Zimmergenosse in der Jugendherberge hatte vielleicht eine kleine Ahnung. Willi Weber hatte schon früh das außergewöhnliche Talent des Jungen aus Kerpen erkannt und im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen für dessen Karriere getroffen - darunter auch eine kleine "Notlüge". Denn den Platz im Jordan-Cockpit als Ersatz für den mit der Justiz in Konflikt geratenen Belgier Bertrand Gachot hatte Schumacher nur bekommen, weil Weber dem Iren gesagt hatte, Schumacher sei schon oft in Spa gefahren und kenne die Strecke sehr gut.#w1#

Es war der Startschuss für eine einzigartige Karriere, in der Schumacher die Geschichtsbücher der Formel 1 komplett umschrieb. Die meisten WM-Titel, die meisten Siege, Punkte, schnellste Runden, Führungskilometer, und, und, und. Der viermalige Weltmeister Alain Prost, dessen Bestmarke von 51 GP-Siegen Schumacher 2001 - natürlich in Spa - aus den Annalen löschte, hält den Kerpener für "den Besten der Gegenwart".

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sieht in dem Deutschen schon lange den legitimen Nachfolger des 1994 tödlich verunglückten Ayrton Senna: "Er steht über allen anderen." Für Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der Schumacher nur allzu gern in einem Silberpfeil gesehen hätte, ist "Michael die Messlatte".

Schumachers Privatvermögen wird auf mehr als 400 Milionen Euro geschätzt. Ein Privatjet, eine Luxusyacht und ein millionenschwerer Fuhrpark gehören längst zum ganz normalen Standard des reichsten deutschen Sportlers, der in Vufflens in der Schweiz lebt und längst zu einem Unsterblichen der Formel 1 geworden ist.

Hunde-Narr Schumacher, Besitzer von mehreren Vierbeinern, hat nicht nur sportlich seine Reifeprüfung mit Bravour bestanden. Auch privat hat der Rheinländer alles fest im Griff, fährt mit Vollgas auf der Sonnenseite des Lebens. Der Ferrari-Star ist mit seiner Corinna glücklich verheiratet. Der Stolz der Familie sind die Kinder Gina Maria und Mick. "Sie sind die Nummer eins und geben meinem Leben einen anderen Sinn", sagt Schumacher.

Als Schumacher 1995 das damalige Erfolgsteam Benetton verließ und zu Ferrari wechselte, schüttelten viele Experten ungläubig den Kopf. "Mit Benetton habe ich alles erreicht, was man in der Formel 1 erreichen kann. Ich wollte eine neue Herausforderung", begründete Schumacher damals seinen Entschluss. "Michael hätte es sich einfach machen und für Williams oder McLaren fahren können. Doch nur bei Ferrari konnte er zeigen, wie gut er wirklich ist", sagt Weber.

Bei dem italienischen Traditionsteam liest man "Michele" jeden Wunsch von den Lippen ab, "Schumi" ist der heimliche Herrscher bei Ferrari. "Das Geld ist gut angelegt, Michael ist jeden Euro wert. Er zahlt den Preis in Siegen zurück, das ist ein fairer Deal", meint Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der Schumacher mit der Formel-1-Rekordgage von 38 Millionen Euro pro Jahr entlohnt.

Trotz des Reichtums bezeichnet sich Multi-Millionär Schumacher als bodenständigen Menschen, der die Wurzeln seiner Herkunft nicht leugnet. Während seiner Lehrzeit als Kfz-Mechaniker, die er 1989 abschloss, musste er mit 300 Mark monatlich über die Runden kommen, für sein erstes Formel-1-Rennen erhielt er 1000 Mark Taschengeld. "Geld bedeutet für mich Sicherheit. Ich würde es nie mit beiden Händen aus dem Fenster werfen", meint der Rennfahrer, der Sonderbotschafter der Unesco ist und einen Teil seines Geldes für den guten Zweck spendet.

Schon als Sechsjähriger sammelte Schumacher auf der heimischen Kartbahn seines Vaters die ersten motorsportlichen Erfahrungen. Rolf Schumacher erkannte schnell das Talent seines ältesten Sohnes und förderte es. 1989 nahm ihn Weber unter Vertrag und investierte in den Geheimtipp. Inzwischen hat sich der Manager, der mit 20 Prozent an sämtlichen Einnahmen beteiligt ist, eine goldene Nase an seinem Muster-Schüler verdient.

1991 leuchtete der Stern über Schumachers Bilderbuch-Karriere, als er in das Junioren-Team von Mercedes aufgenommen wurde. Durch konstant gute Leistungen und eine Mitgift der Schwaben öffnete sich für den damals 22-Jährigen das Tor zu Formel 1. Der Rest ist Geschichte.

Seine Formel-1-Karriere

1991: Schumacher gibt in Spa sein Formel-1-Debüt für Jordan. Dem 7. Startplatz folgt im Rennen der Ausfall in der ersten Runde. Danach fährt er fünf Grand Prix für Benetton und belegt Platz 12 der Gesamtwertung.

1992: Schumacher fährt seine erste komplette Formel-1-Saison für Benetton und feiert im August in Spa seinen ersten GP-Sieg. In der Gesamtwertung landet er mit 53 Punkten auf Rang drei und ist damit bester Einsteiger seit 1966 (Jackie Stewart/Schottland).

1993: Benetton-Pilot Schumacher fällt siebenmal aus, in allen anderen Rennen steht er auf dem Treppchen. Er feiert in Estoril/Portugal seinen zweiten GP-Sieg im September und belegt Platz vier in der Gesamtwertung.

1994: Schumacher erhält einen Dreijahresvertrag bei Benetton für 20 Millionen Dollar Gage. Der Vertrag wird nach der Sperre und den Skandalen um das Team um ein Jahr bis einschließlich 1995 verkürzt, die Jahresgage auf 16 Millionen Dollar angehoben. Schumacher wird mit einem Punkt Vorsprung vor Damon Hill erster deutscher Weltmeister.

1995: Schumacher verteidigt als jüngster Fahrer seit WM-Beginn 1950 den Titel erfolgreich. Er steht zwei Rennen vor demSaisonende als Titelträger fest und gewinnt als erster Deutscher die beiden "Heimspiele" in Hockenheim und auf dem Nürburgring. Er wechselt für die Rekordgage von 40 Millionen Mark von Benetton zu Ferrari.

1996: Drei Siegen (Barcelona, Spa, Monza) stehen im ersten Ferrari-Jahr insgesamt sieben Ausfälle gegenüber. In der Gesamtwertung belegt der Kerpener mit 59 Punkten den 3. Platz. Der Ferrari-Vertrag wird bis 1999 verlängert, das Gehalt auf rund 50 Millionen Mark angehoben.

1997: Schumacher gewinnt fünf Rennen und belegt Platz zwei in der WM-Gesamtwertung. Wegen des Rammstoßes gegen den späteren Weltmeister Jacques Villeneuve (Kanada) beim Saisonfinale in Jerez wird Schumacher der Vize-Titel nachträglich aberkannt.

1998: Erst im Finale in Suzuka platzen die Hoffnungen vom ersten WM-Titel mit Ferrari, mit 86 Punkten belegt Schumacher Platz zwei der der Gesamtwertung hinter Weltmeister Mika Häkkinen (100). Der Ferrari-Vertrag wird vorzeitig bis einschließlich 2002 verlängert, die Jahresgage auf 75 Millionen Mark angehoben.

1999: Nach einem schweren Unfall am 11. Juli in Silverstone ist Schumi vorzeitig aus dem Titelrennen. Der Kerpener erleidet einen doppelten Beinbruch und muss für sechs Grand Prix pausieren. In den letzten beiden Rennen in Malaysia und Japan (jeweils 2. Platz) gibt Schumacher ein sensationelles Comeback. Zwei Siege (Imola, Monte Carlo) und Rang fünf in der WM-Wertung mit 44 Punkten stehen in der Schluss-Bilanz.

2000: Schumacher fährt nach fünf Saisonsiegen zunächst klar auf Titelkurs. In Ungarn verdrängt ihn aber Weltmeister Mika Häkkinen von der Spitzenposition. Mit Erfolgen in Monza und Indianapolis übernimmt der Deutsche wieder das Kommando. In Suzuka/Japan gewinnt Schumacher als erster Ferrari-Pilot seit Jody Scheckter (Südafrika) 1979 die Fahrer-Krone.

2001: Nach 13 Rennen steht Schumacher in Budapest vorzeitig zum zum vierten Mal als Weltmeister fest. Frühzeitig gibt er die Vertragsverlängerung bei Ferrari um zwei weitere Jahre bis einschließlich 2004 bekannt.

2002: Schon nach 11 Rennen steht Schumacher in Magny-Cours zum fünften Mal als Weltmeister fest. Damit schließt er zum legendären Juan Manuel Fangio auf und ist zugleich "schnellster Weltmeister" aller Zeiten.

2003: Mit einem achten Platz im letzten letzten Rennen in Suzuka macht Schumacher seinen sechsten WM-Titel perfekt. Damit löst er Fangio als Rekordchampion ab. Bereits Mitte des Jahres hatte Schumacher seinen Vertrag bis 2006 verlängert.

2004: Schumacher feiert zwölf Siege in den ersten 14 Rennen und verbesserte damit seinen eigenen Weltrekord an Saisonsiegen. Auf seiner Lieblingsstrecke In Spa machte er im 14. von 18 Rennen seinen siebten WM-Titel perfekt.

Seine Schlüsselmomente

30. August 1992 - Großer Preis von Belgien:
Nur ein Jahr nach seinem Einstieg in die Königsklasse holt der Kerpener in Spa seinen ersten Sieg. Im Regen verweist er den bereits als Weltmeister feststehenden Nigel Mansell auf Platz zwei.

26. September 1993 - Großer Preis von Portugal:
Schumacher zieht mit Wolfgang Graf Berghe von Trips gleich, der zuvor als einziger Deutscher zwei GP-Siege gefeiert hatte.

27. März 1994 - Großer Preis von Brasilien:
Schumacher gewinnt mit einer Runde Vorsprung vor Damon Hill - sein bis heute deutlichster Sieg.

1. Mai 1994 - Großer Preis von San Marino:
Die tödlichen Unfälle des Österreichers Roland Ratzenberger im Training und des Brasilianers Ayrton Senna im Rennen überschatten Schumachers Sieg.

15. Mai 1994 - Großer Preis von Monaco:
Schumacher steht erstmals auf der Pole Position und gewinnt den Grand Prix.

30. Juli 1995 - Großer Preis von Deutschland:
Auf dem Hockenheimring gelingt Schumacher der erste Heimsieg.

27. August 1995 - Großer Preis von Belgien:
Im strömenden Regen von Spa fährt Schumacher vom 16. Startplatz zu seinem 16. Triumph und demütigt seinen WM-Rivalen Damon Hill.

1. Oktober 1995 - Großer Preis von Luxemburg:
Als erster Deutscher gewinnt Schumacher ein Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring, als er kurz vor Schluss Jean Alesi überholt.

22. Oktober 1995 - Pazifik-GP:
Im japanischen Aida holt sich Schumacher im Triumphzug GP-Sieg Nummer 18 und gewinnt vorzeitig seinen zweiten WM-Titel.

2. Juni 1996 - Großer Preis von Spanien:
Schumacher gewinnt zum ersten Mal in einem Ferrari. Nach dem Regenrennen in Barcelona meint der durchnässte Kerpener: "Ich habe noch nie so gefroren."

29. Juni 1997 - Großer Preis von Frankreich:
Schumachers 25. GP-Sieg in Magny-Cours ist der erste deutsche Doppelsieg in der Königsklasse: Heinz-Harald Frentzen fährt auf Platz zwei.

12. Juli 1998 - Großer Preis von England:
Schumacher gewinnt das Rennen in der Boxengasse, wo er in der letzten Runde eine Zeitstrafe wegen Überholens unter gelber Flagge absitzt. "Ich wusste gar nicht, dass ich gewonnen habe", meint der Kerpener.

10. September 2000 - Großer Preis von Italien:
Nach dem Erfolg in Monza bricht Schumacher in Tränen aus. Der "Roboter wird zum Menschen", schreiben italienische Zeitungen.

8. Oktober 2000 - Großer Preis von Japan:
Schumacher gewinnt in einem packenden Duell mit Mika Häkkinen in Suzuka und wird erster Ferrari-Weltmeister seit Jody Scheckter 1979.

27. Mai 2001 - Großer Preis von Monaco:
In Monte Carlo fährt Schumacher mit nur vier Zehntelsekunden Vorsprung auf Rubens Barrichello zu seinem knappsten Erfolg.

1. Juli 2001 - Großer Preis von Frankreich:
In Magny-Cours feiert Schumacher mit dem 50. Sieg "goldenes Jubiläum" und gewinnt erstmals vor seinem Bruder Ralf.

19. August 2001 - Großer Preis von Ungarn:
In Budapest stellt Schumacher mit seinem 51. Sieg Prosts Rekord ein, holt seinen vierten WM-Titel und zum dritten Mal in Folge mit Ferrari die Konstrukteurs-WM.

2. September 2001 - Großer Preis von Belgien:
Schumacher gewinnt zum fünften Mal sein Lieblingsrennen in Spa und ist mit 52 Siegen alleiniger Weltrekordhalter.

21. Juli 2002 - Großer Preis von Frankreich:
Schumacher feiert seinen sechsten Sieg in Magny-Cours und Nummer 61 insgesamt und sichert sich damit den historischen fünften WM-Titel.

20. April 2003 - Großer Preis von San Marino:
Nach einem durchwachsenen Saisonstart mit drei Rennen ohne Sieg gewinnt Schumacher in Imola - wenige Stunden nach dem Tod seiner Mutter.

12. Oktober 2003 - Großer Preis von Japan:
Der achte Platz in Suzuka war für Schumacher wie ein Sieg, den genau dieser eine WM-Punkte sicherte ihm im letzten Rennen des Jahres den sechsten WM-Titel vor dem Finnen Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes.

9. Mai 2004 - Großer Preis von Spanien:
Bei seinem 200. Grand Prix holt Schumacher in Barcelona seinen 75. Sieg, den fünften im fünften Rennen der Saison - Startrekord.

13. Juni 2004 - Großer Preis von Kanada:
Schumacher gewinnt in Montreal als erster Fahrer der Geschichte zum siebten Mal den gleichen Grand Prix.

15. August 2004 - Großer Preis von Ungarn:
Mit dem zwölften Sieg des Jahres stellt Schumacher eine neue Saisonbestmarke auf. Die alte hatte er mit elf Siegen im Jahr 2002 selbst gehalten.

29. August 2004 - Großer Preis von Belgien:
Auf seiner Lieblingsstrecke in Spa fährt Schumacher 13 Jahre nach seinem ersten Rennen zum siebten WM-Titel.