powered by Motorsport.com
  • 31.03.2003 11:00

  • von Marco Helgert

Justin Wilson und sein Leiden in Malaysia

Justin Wilson erklärt erstmals die Hintergründe zu seinem Ausscheiden in Malaysia und wie sehr er dabei gelitten hat

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Startchaos in Malaysia fand sich Justin Wilson plötzlich auf dem siebten Platz wieder, doch nach zwanzig Runden begannen die Probleme mit dem HANS-System. Die Schmerzen wurden von Runde zu Runde unerträglicher ? nach 41 Runden parkte er das Auto. Seine Schultern und Arme waren kurzfristig gelähmt, und der wurde mit dem Helikopter ins Krankenhaus geflogen.

Titel-Bild zur News: Justin Wilson

Justin Wilson vor seiner Leidensfahrt in Malaysia

"Um Runde 20 herum begann ich mich unkomfortabel zu fühlen", so Wilson in einem Interview mit der Zeitung 'The Guardian'. "Es war wirklich unbehaglich. Da war ein brennender Schmerz in meinen Schultern und es wurde immer schlimmer. Ich habe versucht meinen Arm auszustrecken und meine Schulter zu bewegen, aber der rechte Arm war wirklich schlimm dran. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, was da eigentlich passierte. Ich habe versucht es zu verbessern, aber nichts half."

Auf die Schmerzen folgte eine Unachtsamkeit, und der Brite handelte sich einen Bremsplatten ein, was auch noch starke Vibrationen des ganzen Autos verursachte. "Es waren solch unglaubliche Vibrationen, dass die Sicht verschwamm", erklärte er. "Wenn ich höher als im vierten Gang fuhr, konnte ich nur noch die Konturen der Strecke erkennen. Alles andere war unmöglich, nur noch ein Gemisch von Farben."

Doch Wilson gab nicht auf: "Das Auto ist sehr eng und passiert ist Folgendes: Der Gurt hatte sich gelöst, und ich begann aus dem Sitz herauszurutschen. Nicht viel, aber das Gewicht lag nun auf meinen Schultern und nicht mehr auf den Gurten."

"Wenn man mit einem Formel-1-Auto über eine Bodenwelle fährt, dann hat das Auto so viel Abtrieb, dass es nicht abhebt. Aber du, als Fahrer, wirst für kurze Zeit aus dem Sitz gehoben. Das Auto ist so leicht, dass man jede Richtungsänderung sofort spürt", fuhr der 24-Jährige fort. "Ich drückte mit meinen Schultern gegen die Seiten. All diese kleinen Stöße und Schläge laugen einen aus."

Nach 41 Runden ging nichts mehr. Er stellte den Wagen ab: "Das Auto einfach abzustellen, ohne dass etwas damit nicht Ordnung ist, ist wohl das schlimmste Gefühl für einen Fahrer", erklärte Wilson. "Es ist so frustrierend. An die Boxen zu fahren und einfach aufzuhören muss das schlimmste Gefühl sein, welches man haben kann. Abgesehen von einem Crash."

Bereits nach kurzer Zeit kam die Entwarnung: Justin Wilson ist nicht ernsthaft verletzt und wird ohne Probleme in Brasilien an den Start gehen können, das Gurtproblem wird hoffentlich gelöst sein. "Mein größtes Problem ist, dass ich nie eine solche Distanz gefahren bin", begann er die Hintergründe zu beleuchten.

"Beim Testen, wenn der Gurt sich etwas lockert, dann kommst du rein, er wird nachgezogen, und du gehst wieder raus. Nach 40 Runden hatte ich noch keine Gelegenheit ihn neu justieren zu lassen", so Wilson weiter. "Die größte Distanz, die ich je in einem Formel 1 gefahren bin, waren die 16 Runden in Melbourne. Vorher waren es nie mehr als fünf Runden in den Trainings. Aber wir haben nicht das Geld zum Testen. Das ist die Realität der Formel 1: Die reichen Teams können so etwas aussortieren, noch ehe es passiert."