• 05.10.2012 16:52

  • von Tim Westermann

Eine Klasse für sich? Fahrbericht des neuen Golf VII

Kann die neue Generation des Wolfsburger Erfolgsmodells mit hochwertigen Materialien, höherer Verarbeitungsqualität und eingesetzter Nanotechnologie punkten?

(Motorsport-Total.com/Auto-Medienportal) - "A class of it's own" - eine Klasse für sich: Das ist der neue Golf sieben. Darf man das so deutlich äußern? Ja! Die neue Generation des kompakten Erfolgsmodells aus Wolfsburg kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Mit hochwertigen Materialien und einer Verarbeitungsqualität, die selbst das hochgelobte Vorgängermodell noch übertrifft.

Titel-Bild zur News: Volkswagens Entwicklungschef Ulrich Hackenberg auf dem Autosalon Paris 2012

Volkswagens Entwicklungschef Ulrich Hackenberg auf dem Autosalon in Paris Zoom

Es ist wirklich selten, dass eine versammelte Mannschaft von mehr als 30 gestandenen Fachjournalisten eigentlich gar nichts an einem neuen Modell zu bemängeln hat. Volkswagens Entwicklungschef Ulrich Hackenberg hat mit diesem neuen Golf in jeder Hinsicht ein absolutes technisches Meisterstück abgeliefert. Mit verantwortlich dafür ist eine Technologie, die aufgrund ihrer ganz kleinen Teilchen mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbar ist: die Nanotechnologie.

"Sie kommt heute schon in den unterschiedlichsten Industriebereichen zur Anwendung. Auch in der Automobilbranche spielt sie eine wichtige Rolle", wirft Hackenberg einen Blick auf einen Teil seiner Entwicklungsarbeit. Mechanisch betrachtet sind Nanowerkstoffe besonders hart und bruchfest. Der Grund: Die Teilchen sind so klein, dass in ihnen keine Verformung stattfinden kann.

Geometrisch haben Nanoteilchen einen weiteren entscheidenden Vorteil: Wenn sie in eine Struktur gebracht werden, lässt sich aufgrund ihrer winzigen Größe die Durchlässigkeit eines Materials genau festlegen, um es etwa wasserabweisender oder korrosionssicherer zu machen. Ferner birgt diese Technologie wesentliche Verbesserungen in chemischen, optischen und elektronisch-magnetischen Bereichen.

Zusammenfassend betrachtet haben die Forscher und Entwickler bei der Nanotechnologie drei entscheidende Ziele. Sie wollen die Autos für Fahrer und Passagiere immer sicherer machen, den Fahrkomfort erhöhen und gleichzeitig die Umweltbelastungen verringern. Letzteres ist beim neuen Golf sieben eindrucksvoll umgesetzt worden.

Das sparsamste Derivat - Konzernchef Martin Winterkorn nennt es "die Sparspitze, den grünsten Golf aller Zeiten" - benötigt auf 100 Kilometern gerade mal 3,2 Liter Kraftstoff. Außerdem ist er 100 Kilogramm leichter als sein Vorgänger. Kurzum: Technisch vereint der Golf nahezu alle Bereiche der innovativen Wertschöpfungskette von Volkswagen zu einem bezahlbaren Preis (ab 16.900 Euro).

Der Fahrspaß kommt nicht zu kurz. Volkswagen bleibt trotz der momentan unsicheren wirtschaftlichen Zeiten weiter auf Erfolgskurs. Europas größter Automobilbauer bestätigt seinen Trend, schneller zu wachsen als der Markt. "Die Marke Volkswagen ist ein starker Motor mit einem Plus von 11,5 Prozent und weltweit mehr als 3,7 Millionen Auslieferungen in den ersten acht Monaten. Und auch im September waren wir stark unterwegs", versicherte Winterkorn am ersten Tag der Fahrpräsentation des Golf sieben.

Apropos Fahren: Die siebte Generation des Kompaktmodells fährt sich schon fast wie ein Mittelklassewagen. Das liegt zum einen an dem längeren Radstand - der Modulare Querbaukasten macht es möglich - und zum anderen am Gefühl des wertigen Innenraumkonzeptes. Der neue 150 PS starke TDI-Motor hängt gefällig am Gas und stellt satte 350 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung.

Damit ist man mit dem Golf sieben in allen Fahrlagen spritzig unterwegs. Viel Platz für Fahrer, Beifahrer und Mitfahrer im Fonds - ein weites Raumgefühl und ein großer Kofferraum: Der neue Golf ist in seiner Klasse wirklich "a class of it's own". Na ja, Branchenprimus war er ja eigentlich schon immer.

"Beim Golf war es uns wichtig, dass er ein überlegenes Auto wird. Dabei ging es nicht nur um die technischen Highlights, wie der Verbrauch von 3,2 Liter oder die 100 Kilogramm Gewichtsersparnis", resümiert Volkswagens Entwicklungschef Ulrich Hackenberg.

"Beim Golf geht es in erster Linie darum, dass man sich wohlfühlt, sich problemlos mit dem Auto zurechtfindet. Die Funktionen müssen einfach bedienbar sein, sich intuitiv von selbst erklären. Einfach einsteigen und es muss perfekt passen", wirft Hackenberg auch einen Blick auf die Kundschaft im wichtigsten Automobilmarkt der Welt, nach China.

"Wir haben beim Golf dieses Mal etwas ganz besonderes gemacht. Weil die ergometrischen Daten der Chinesen sich im Allgemeinen von denen der Europäer unterscheiden - Chinesen haben in der Regel einen etwas längeren Oberkörper und dafür etwas kürzere Beine und etwas kürzere Oberarme. Deswegen müssen sie auch etwas anders sitzen, um sich im Golf perfekt zurechtzufinden", fasst Hackenberg zusammen.

Darum sind die Armauflagen beispielsweise etwas höher und der Schalthebel wurde ebenfalls um 20 Millimeter angehoben. Aus Sicht des Europäers passt der Golf aber ebenso perfekt. Volkswagen ist es gelungen, dieses Modell für jeden Fahrertyp spezifisch anzupassen. Ganz in der Philosophie des Golfs "ein Auto für alle und jede Lebenslage".

Schön sind auch die vielen Möglichkeiten, sich ein bestimmtes "Fahrprofil" auszuwählen. Der Golf bietet mehrere Eigenschaften seines Fahrverhaltens an: sie reichen vom weichgefederten komfortablen Dahingleiten bis hin zum hart abgestimmten Fahrwerk für etwas sportlichere Gangarten. Entscheidend ist dabei auch das mittlerweile serienmäßig verbaute XDS-System.

Die Vorderachse und ihre Räder werden durch entsprechende Eingriffe daran gehindert, das Fahrzeug untersteuern zu lassen. Also: Ein Schieben über die Vorderachse, beispielsweise bei scharfem Einlenken mit hohem Tempo, wird verhindert. Solche Systeme waren bislang nur als Option für die sportlichen Typen der Golfreihe wie R, GTD und GTI verfügbar.

Ein weiteres Novum sind die aufpreispflichtigen aber absolut lohnenswerten Fahrassistenzsysteme wie der "Lane Assist" - er greift elektronisch in die Lenkung ein, sollte der Fahrer im gefährlichen Sekundenschlaf sein und das Fahrzeug in Richtung Straßenrand tendieren.

Solche Systeme gab es noch nie für den Golf. Was leider noch ein wenig warten muss, ist das gewohnt hochwertige Soundsystem von Dynaudio. Es wird aber im kommenden Jahr für den Golf verfügbar sein, damit auch die Musik und Klangaffinen Autofahrer neben Fahrspaß im neuen Golf VII auch den gewohnten Hörgenuss genießen können.

Bis dahin erfreut sich aber das Gehör durchaus an dem kernig-sportlichen, und gleichzeitig sonorem Dieselklang des durchzugsstarken TDI-Motors in der Front. Die zwei GTI-Varianten wurden bereits in Paris auf dem Automobilsalon gezeigt und kommen 2013 auf den Markt.