• 29.04.2009 09:06

  • von Stefan Ziegler

Vorschau: WTCC in Marrakesch

'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf das dritte Rennwochenende in Marokko und die beiden WM-Läufe in Marrakesch - WTCC-Premiere in Afrika

(Motorsport-Total.com) - Die Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) ist zurück aus ihrer fast sechswöchigen Rennpause. Doch zum Auftakt der Europasaison weist der Rennkalender der beliebten Rennserie eine Überraschung auf: Nicht etwa auf europäischem Boden werden die WM-Läufe fünf und sechs ausgetragen, sondern in Marokko! So ist die WTCC die erste Weltmeisterschaft der FIA, die seit über 15 Jahren ein Rennen auf dem afrikanischen Kontinent ausrichtet - in der Millionenstadt Marrakesch.

Titel-Bild zur News: Marrakesch

Am Fuße des Atlas-Gebirges beginnt die Europasaison der Tourenwagen-WM 2009

Die "Perle des Südens" - nach Casablanca und der Hauptstadt Rabat die größte Stadt Marokkos - ist erstmals Gastgeber einer Rennsport-Veranstaltung und verfügt neben einem brandneuen Stadtkurs auch über diverse touristische Highlights. Vor knapp 1.000 Jahren gegründet, wurde der historische Stadtkern von Marrakesch 1985 zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt und zeichnet sich nicht zuletzt durch seine einmalige Kulisse aus.#w1#

Marrakesch begrüßt die Tourenwagen-WM in Afrika

Am Fuße des zumeist schneebedeckten Atlas-Gebirges gelegen, weist Marrakesch viele historische Bauwerke auf, welche das Stadtbild beleben und alljährlich viele ausländische Besucher anlocken. Zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten zählen die Koutoubia-Moschee aus dem zwölften Jahrhundert, die bekannten Menara-Gärten sowie die "Djemaa el Fna" - wörtlich übersetzt: "der Platz der Geköpften" - im Stadtzentrum.

Marrakesch

Real Cars, Real Racing: Extra für die WTCC gab's einen neuen Straßenbelag Zoom

Kurze Wege bieten die örtlichen Gegebenheiten den Protagonisten der Tourenwagen-WM, liegt der Ménara International Airport doch nur wenige Kilometer vor den diversen Toren von Marrakesch - und auch die neue Rennstrecke ist nur einen Steinwurf entfernt von den Rollbahnen des Flughafens, der jährlich etwa 3,1 Millionen Reisende in seinen An- und Abflughallen begrüßen kann - was übrigens fast dem doppelten Wert von 2004 entspricht.

So kommt es nicht von ungefähr, dass sich die WTCC ausgerechnet Marrakesch als neuen Austragungsort für ein Rennwochenende ausgesucht hat. Die boomende Großstadt hat prompt tief in die Finanztaschen gegriffen und für umgerechnet 25 Millionen einen modernen Straßenkurs errichtet, der seinen Pendants in Amerika, Asien und Europa in nichts nachstehen soll. Damit ist alles bereit für das WM-Comeback von Afrika.

Marokkos zweite WM-Premiere nach 1958

Bereits 1958 war Marokko Gastgeber für ein Rennsportevent der Superlative, konnten die Einwohner von Casablanca im Vorort Ain Diab doch die Formel 1 zum Saisonfinale willkommen heißen. Das Rennen auf der 7,7 Kilometer langen Piste wurde allerdings vom tragischen Unfall von Vanwall-Pilot Stuart Lewis-Evans überschattet, dessen Wagen nach einem Dreher Feuer fing. Der britische Rennfahrer erlag wenige Tage später seinen schweren Verletzungen.

Marrakesch

Über 2.500 schwere Betonblöcke bilden die Begrenzung des Circuit de Marrakech Zoom

Nur vier Jahre darauf kehrte die Formel 1 nach Afrika zurück und spulte in den folgenden Jahrzehnten ihre (unregelmäßigen) Runden in Südafrika ab. Nach Stirling Moss 1958 trug sich Rennfahrer-Idol Jim Clark 1962 in die Siegerliste von Afrika ein, die 1993 von "Professor" Alain Prost beschlossen wurde. Nach dem Grand Prix in Kyalami sollte es 16 Jahre dauern, bis wieder eine Rennserie mit WM-Status auf dem afrikanischen Kontinent vorstellig werden würde.

Am 3. Mai 2009 ist es schließlich soweit - und wieder ist Marokko der Schauplatz für eine waschechte Premiere. Bei erwarteten 30 Grad Celsius Lufttemperatur werden die Fahrer und Teams der WTCC die WM-Läufe fünf und sechs austragen und stehen dabei unter der Schirmherrschaft von König Mohammed VI. persönlich. Als offizieller Partner für die Veranstaltung konnte 'Eurosport' das Fremdenverkehrsamt von Marokko gewinnen.

BMW mit neuer Front, Chevrolet mit neuem Unterboden

Weitaus wichtiger ist aber: Der Circuit de Marrakech wurde rechtzeitig zum Rennen fertig gestellt und stellt die Piloten vor eine 4,624 Kilometer lange Herausforderung: Lange Geraden, enge Schikanen und eine Parabolica-Kurve sollen für jede Menge Fahraction und spannende Duelle sorgen - doch erst einmal ist lernen angesagt, denn noch ist der Kurs ein komplett unbeschriebenes Blatt. Das sieht auch BMW Team Germany Teammanager Charly Lamm nicht anders.

Nicola Larini, Jörg Müller

Alles neu macht der Mai: BMW mit neuer Front, Chevrolet mit neuem Unterboden Zoom

Zwar könne man sich anhand der Streckenkarte ein erstes Bild verschaffen und versuchen, ein mögliches Setup zu antizipieren, doch "eine endgültige Bestandsaufnahme wird erst beim Freitagstest vor dem Rennen erfolgen", erläuterte Lamm gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Ohnehin steht man bei den Münchenern vor einem kleinen Neuanfang, rücken die drei BMW Länderteams doch in Marokko erstmals in der neuen "Facelift"-Version mit neuer Frontpartie aus.

Während die Titelverteidiger von SEAT ihren León bei einigen Testfahrten in Magny-Cours und Portimão weiter verbessern konnten, setzt Chevrolet beim neuen Cruze in Marrakesch auf einen modifizierten Unterboden und ein optimiertes Fahrzeugsetup. Lada - seit 2009 das vierte Werksteam der Tourenwagen-WM - bestreitet in Afrika eines der letzten Rennwochenenden mit dem 110, der ab Portugal durch das Priora-Modell ersetzt wird.

Große Neuerungen: Kompensationsgewicht & HD

24 Rennwagen wies das Starterfeld schon zum Saisonauftakt in Übersee auf, beim Straßenrennen in der "Roten Stadt" werden jedoch 26 Piloten ins Lenkrad greifen. SEAT bringt mit Mehdi Bennani einen jungen Lokalmatador an den Start, der mit der Benziner-Konfiguration des León für erhöhtes Interesse der einheimischen Motorsportfans sorgen soll. Das italienische Proteam setzt für den Italiener Vito Postiglione einen dritten BMW Privatrenner ein.

Mehdi Bennani

Der Marokkaner Mehdi Bennani fährt in Marrakesch für das Exagon-Privatteam Zoom

Damit sind die Neuerungen für die dritte WTCC-Station des Jahres aber noch nicht vollständig abgehandelt, denn erstmals 2009 tritt in Marrakesch das Kompensationsgewicht in Kraft, wonach BMW und SEAT mit 40 Kilogramm Extraballast unterwegs sein werden. Chevrolet und Lada dürfen abspecken, wie auch sämtliche Privatautos von BMW und SEAT. Dadurch erhofft sich die FIA ein noch besser ausgeglichenes WM-Starterfeld.

Und damit die Akteure auf dem marokkanischen Asphalt auch so richtig gut in Szene gesetzt werden, beginnt exklusiv-Berichterstatter 'Eurosport' beim ersten Afrika-Rennen der Tourenwagen-WM mit der Produktion von TV-Bildern in High Definition (HD). Durch dieses Verfahren soll das Geschehen auf der neuen Rennstrecke noch besser in die TV-Haushalte transportiert werden - man darf also durchaus gespannt sein auf die Premiere in Marrakesch...

Fakten zum Rennwochenende in Marokko:

Der Circuit de Marrakech ist neu im Rennkalender. Die Strecke wird erstmals befahren.

Länge: 4,624 Kilometer
Distanz: Zwei Rennen à 11 Runden

Der Zeitplan in der Übersicht (MESZ):

Freitag, 1. Mai 2009
17:00-17:30 Uhr - Testsession

Samstag, 2. Mai 2009
11:00-11:30 Uhr - 1. Freies Training
14:00-14:30 Uhr - 2. Freies Training
17:00-17:30 Uhr - Qualifikation Q1
17:35-17:50 Uhr - Qualifikation Q2

Sonntag, 3. Mai 2009
12:00-12:15 Uhr - Warmup
15:00-15:30 Uhr - Rennen 1
16:15-16:45 Uhr - Rennen 2

TV-Tipp:

Der Sportsender 'Eurosport' berichtet erneut live und exklusiv vom dritten Rennwochenende des Jahres. Am Samstag kann die Qualifikation ab 17 Uhr auf 'Eurosport 2' verfolgt werden, das Warmup am Sonntagmorgen wird ab 12 Uhr auf 'Eurosport' ausgestrahlt. Das erste Rennen auf dem Circuit de Marrakech folgt um 14.45 Uhr, ehe direkt im Anschluss ab 15.45 Uhr auch der zweite WM-Lauf live auf 'Eurosport' zu sehen ist. Am Dienstag folgt dann die Nachbetrachtung im WTCC Magazin auf 'Eurosport', das um 23 Uhr zu einem halbstündigen Wochenendrückblick einlädt.