• 15.11.2011 10:47

  • von Stefan Ziegler

Vorschau: WTCC in Macao

'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf den großen WTCC-Showdown im Spielerparadies: Wer holt sich auf dem Guia Circuit von Macao den WM-Titel?

(Motorsport-Total.com) - Macao. Diese fünf Buchstaben lassen das Herz eines jeden Rennfahrers höher schlagen. Inmitten der asiatischen Spielerstadt wartet nämlich der berühmt-berüchtigte Guia Circuit darauf, einmal pro Saison von den Piloten unter die Räder genommen zu werden. 6,117 Kilometer purer Wahnsinn - so könnte man die Rennstrecke in Macao beschreiben. Ein würdiger Platz für das WTCC-Saisonfinale!

Titel-Bild zur News: Robert Huff

Start in Macao 2010: Auch dieses Mal geht die WTCC-Rennsaison dort zu Ende

Wie üblich geht die Tourenwagen-WM in der chinesischen Sonderverwaltungszone aber nicht alleine an den Start, sondern teilt sich den spektakulären Guia Circuit wieder mit anderen Meisterschaften. In Macao steht die WTCC ohnehin nicht im Vordergrund, denn diese Rolle nehmen die Nachwuchsfahrer der Formel 3 ein. Der Macao-Grand-Prix dieser Rennserie gilt schon seit geraumer Zeit als Klassiker.

Bei den beiden finalen Sprintrennen der WTCC ist jedoch meist ebenfalls Hochspannung geboten: Mit Ausnahme der vergangenen Saison fiel die Titelentscheidung nämlich bisher stets in den Straßen der Casino-Hochburg. Das bevorstehende Ende des Rennjahres verleitet die Piloten in Macao mitunter eh dazu, vielleicht noch etwas mehr zu wagen als üblich. Crashs in der Startrunde sind keine Seltenheit.

Motorsport hat in Macao schon Tradition

Dies liegt aber nicht zuletzt an der schwierigen Rennbahn, die den Fahrern auf über sechs Kilometern Länge einfach alles abverlangt - und das schon seit den 1950er-Jahren. Die Anfänge des Rennevents auf dem Guia Circuit datieren nämlich aus dem Jahr 1954. Und was als Schatzsuche in der Stadtmitte begann, entwickelte sich bald zu einem Amateurrennen, das bis 1966 regelmäßig durchgeführt wurde.

1967 waren erstmals Motorräder mit von der Partie, ehe 1972 das erste Tourenwagen-Rennen über die Bühne ging. Elf Jahre danach luden die Veranstalter zum ersten Mal die besten Formel-3-Piloten nach Macao ein, um in den Straßen der illustren Stadt die inoffiziellen Weltmeisterschaften für diese Nachwuchsklasse auszurichten. Bis heute pilgert die Crème de la Crème der Formel 3 nach Macao.

Nico Hülkenberg

Die Formel 3 trägt in Macao traditionell ihre inoffiziellen Weltmeisterschaften aus Zoom

Das erste Formel-3-Rennen auf dem Guia Circuit entschied übrigens ein junger Ayrton Senna für sich. Der brasilianische Rennfahrer sollte schon kurz darauf auch in der Formel 1 für Furore sorgen, ist aber nicht der einzige prominente Sieger des Grand Prix' in der Spielerstadt. Michael Schumacher nutzte die Formel 3 einst als Sprungbrett und drückte dem Macao-Rennen 1990 seinen großen Stempel auf.

Ein Blick in die Siegerlisten von Macao

Im Jahr danach war David Coulthard nicht zu schlagen, in Ralf Schumacher (1995), Ralph Firman (1996), und Takuma Sato (2001) waren noch weitere drei spätere Formel-1-Fahrer erfolgreich in Macao am Start. In den Siegerlisten finden sich aber auch bekannte Tourenwagen-Größen wie Rickard Rydell (1992) oder Jörg Müller. Letzterer fuhr 1993 zum Formel-3-Sieg in Macao.

Der Deutsche ist übrigens bis heute der einzige Rennfahrer, der in jüngster Zeit sowohl in der Formel 3 als auch im Tourenwagen das oberste Siegertreppchen erklimmen konnte. Übertroffen wird Müller nur noch von John MacDonald. Der für Hongkong fahrende Brite war im Macao der 1970er-Jahre das Maß aller Dinge und siegte sowohl im Formelauto als auch im Tourenwagen und auf dem Motorrad.

Jörg Müller

In Macao war Jörg Müller sowohl in der Formel 3 als auch in der WTCC erfolgreich Zoom

Diese Leistungen wurden bislang nicht wiederholt oder gar übertroffen. Mehrfach-Sieger gibt es aber auch in der WTCC. Seit 2010 hält Rob Huff (Chevrolet) den Rekord in dieser Kategorie: Der Brite fuhr 2008, 2009 und 2010 jeweils bei einem Rennen als Erster über die Linie. Bei den Marken teilen sich BMW und Chevrolet mit je fünf Erfolgen den ersten Platz beim berühmten Stadtrennen von Macao.

Eine der schwierigsten Strecken überhaupt

Das "Monaco des Ostens" gilt als eine der anspruchsvollsten Pisten der Welt, die nicht nur durch ihre - für einen Stadtkurs ungewöhnliche - Länge besticht. In den neun Runden, welche die WTCC-Fahrer auf dem Guia Circuit zurücklegen müssen, werden Mensch und Maschine enorm strapaziert. Neben einer langen Vollgas-Passage gibt es schließlich auch einen sehr kurvenreichen Mittelabschnitt.

Kurzum: Macao bietet alles, was das Rennfahrer-Herz begehrt. Oder wie es Tom Coronel (ROAL) ausdrückt: "Macao ist der schwierigste Kurs der Welt und die Nummer eins in unserem Kalender." Einmalig ist der Guia Circuit aber auch aufgrund seiner Streckenführung, die sowohl die schnellste Ecke (Mandarin) als auch die langsamste Kurve (Melco) der gesamten Rennsaison beinhaltet.

Fredy Barth

In Macao kein seltenes Bild: Gestrandete Fahrzeuge werden rasch geborgen... Zoom

Laut DTM-Pilot Ralf Schumacher ist in der Spielerstadt nicht nur beim Zocken großer Einsatz gefragt. "Der Kurs ist nicht ohne und es kommt darauf an, dass man eine gehörige Portion Mut hat. Du musst dich wohlfühlen im Auto, denn die Strecke lässt keine Fehler zu", sagt der Deutsche. "In der Formel 3 hatte man perfekte Runden absolviert, wenn die Reifenmarkierung danach nicht mehr lesbar war..."

Muller vs. Huff: Wer macht das Rennen?

Bei der WTCC gehen indes üblicherweise zuerst die Rückspiegel flöten, wenn sich die Fahrer dem Limit und dabei auch den schwarz-gelben Leitplanken nähern. Eine Fahrt in Macao ist eben auch ein großer Balanceakt, den es bei einem Starterfeld in der Größe von über 25 Rennwagen erst einmal zu meistern gilt. Für zwei Piloten hat dieses Motto am Wochenende eine ganz spezielle Bedeutung.

Yvan Muller (Chevrolet) und Huff fechten auf dem Guia Circuit nämlich untereinander aus, wer als Weltmeister 2011 in die Geschichtsbücher eingeht. Die Trumpfkarten scheint Muller auf der Hand zu haben, denn bei 20 Punkten Rückstand muss sich sein Rivale schon gewaltig strecken, um den amtierenden Champion noch abzufangen. Gleichwohl gilt in Macao viel mehr als irgendwo sonst: Nichts ist unmöglich.

Robert Huff, Yvan Muller

Yvan Muller (li.) oder Rob Huff? Am Sonntag wissen wir alle etwas mehr... Zoom

"Schauen wir einmal, was passiert", sagt Huff vor der Titelentscheidung. Er werde Muller bis zuletzt einen heißen Tanz bieten. "Wir geben sicherlich nicht auf. Ich freue mich auf meine Lieblingsstrecke. Dort stand ich in den vergangenen Jahren stets auf der Pole-Position." Muller gibt sich indes bedeckt: "Ich denke noch nicht an die Meisterschaft. Es spielt jetzt keine Rolle, wie groß mein Vorsprung ist."

Die Privatierwertung ist stark umkämpft

Kristian Poulsen (Engstler), der Führende in der Privatierwertung, darf sich ebenfalls noch nicht zu sicher fühlen. Dem Dänen sitzen in Macao gleich vier Konkurrenten im Nacken. Poulsen hat dank seiner 127 Punkte vor Norbert Michelisz (Zengö/104), Michel Nykjaer (Sunred/98), Franz Engstler (Engstler/97) und Javier Villa (Proteam/92) die besten Aussichten auf den Privatfahrer-Titelgewinn.

Doch Vorsicht: Insgesamt sind in Macao noch 43 Punkte zu holen. Beim Saisonfinale werden nämlich seit jeher doppelte Zähler vergeben, außerdem sind die Pole-Position und die beiden schnellsten Rennrunden ebenfalls noch Punkte wert. Entschieden ist indes bereits, dass Chevrolet und Engstler die jeweiligen Teamwertungen gewonnen haben. Beide Rennställe fuhren vorzeitig zum Titel.

Norbert Michelisz, Javier Villa, Kristian Poulsen

Javier Villa, Kristian Poulsen und Norbert Michelisz (v.l.) sind Titelkandidaten Zoom

Die Aufmerksamkeit ruht an diesem Wochenende daher voll und ganz auf dem Abschneiden der Anwärter auf die ersten Plätze in den Fahrerwertungen der WTCC. Und nach einhundert - hoffentlich - aufregenden Rennkilometern verabschiedet sich die Tourenwagen-WM in ihre Winterpause. Daran verschwenden die Beteiligten auf dem Guia Circuit aber garantiert noch gar keinen Gedanken...

Fakten zum Rennwochenende in Macao (Macao):

Streckenlänge: 6,117 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen zu je 9 Runden

Die Sieger in Macao 2005-2010:
2005: Augusto Farfus (Alfa Romeo), Duncan Huisman (BMW)
2006: Andy Priaulx (BMW), Jörg Müller (BMW)
2007: Alain Menu (Chevrolet), Andy Priaulx (BMW)
2008: Alain Menu (Chevrolet), Rob Huff (Chevrolet)
2009: Rob Huff (Chevrolet), Augusto Farfus (BMW)
2010: Rob Huff (Chevrolet), Norbert Michelisz (SEAT)

Rundenrekorde:
Qualifikation: 2:30.285 Minuten - Alain Menu (Chevrolet, 2008)
Rennen: 2:32.076 Minuten - Tiago Monteiro (SEAT, 2009)

Der Zeitplan in der Übersicht (MEZ):

Donnerstag, 17. November 2011
06:50-07:20 Uhr - Testsession

Freitag, 18. November 2011
01:30-02:00 Uhr - 1. Freies Training
05:15-05:45 Uhr - 2. Freies Training
08:25-08:55 Uhr - Qualifikation Q1
09:00-09:15 Uhr - Qualifikation Q2

Sonntag, 20. November 2011
01:15-01:30 Uhr - Warmup
04:10-04:35 Uhr - Rennen 1
05:30-06:00 Uhr - Rennen 2

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