• 13.04.2014 12:48

  • von Stefan Ziegler

Und die große Frage ist: Wird überholt oder nicht?

Wie haben die neuen Regeln die WTCC verändert? Ist Überholen weiterhin möglich? Gibt es noch immer Rad-an-Rad-Duelle? Und was halten die TC1-Autos aus?

(Motorsport-Total.com) - Nur noch wenige Stunden bis zum ersten WTCC-Rennen des Jahres. Und die bestimmenden Fragen im Fahrerlager sind: Wie sehr haben die neuen Regeln die Meisterschaft verändert? Was halten die TC1-Autos aus? Und ist Überholen weiterhin möglich oder gehören spannende Rad-an-Rad-Duelle der Vergangenheit an? In Marrakesch wird es erste Antworten geben, aber vielleicht noch keine endgültigen.

Titel-Bild zur News: Tiago Monteiro, Tom Coronel

Ist Überholen drin - ja oder nein? Eine erste Antwort darauf gibt es in Marrakesch! Zoom

Denn ein Stadtkurs kann nicht als wahre Messlatte dienen, meint Honda-Werksfahrer Tiago Monteiro auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. Er sagt: "Ein Saisonstart auf einem Stadtkurs ist einfach kein richtiger Saisonstart. Dafür ist die Strecke zu untypisch, zu spezifisch. Daraus lassen sich keine exakten Rückschlüsse ziehen. Wir können nicht anhand dieser Rennen sagen, wie es 2014 läuft."

Laut Monteiro werde man erst einmal "einige Rennen auf normalen Rundstrecken" abwarten müssen, um eine klare Vorstellung davon zu bekommen, was Rennfahren unter dem neuen WTCC-Reglement bedeutet. Noch tappen da alle Beteiligten im Dunkeln. Auch der neue WTCC-Serienchef Francois Ribeiro, wie er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' bestätigt: "Niemand weiß, wie es sein wird."

Citroen hat schon Zweikämpfe simuliert

Außer vielleicht Citroen. Die WTCC-Neulinge sollen schon bei ihren Testfahrten einen "Crashtest" durchgeführt haben, um zu wissen, wie viel Lackaustausch die neuen TC1-Autos abkönnen. Der allgemeine Tenor: Vorsicht ist gefragt! "Es dürfte schwieriger sein, Stoßstange an Stoßstange zu fahren. Das geht in diesem Jahr auch ins Geld für die Teams", hält Serienchef Ribeiro fest.


Fotostrecke: Alle WTCC-Autos 2014

"Ich vermute daher, dass die Fahrer ein bisschen vorsichtiger sein werden. Doch wenn es eine Überholmöglichkeit gibt, dann werden die Piloten das schon zu nutzen wissen - um jeden Preis", meint Ribeiro. Er glaubt aber an ein gutes Produkt: "Unterm Strich wird der Wettbewerb genau so hart sein wie eh und je. Ich rechne mit einigen Karbonfetzen auf der Strecke, bevor die Zielflagge fällt."

Honda-Fahrer Norbert Michelisz bestätigt Ribeiro in dieser Annahme: "Im Grunde wird es nicht viel anders sein als bisher. Wenn du allerdings dein Auto beschädigst, wirst du das bei der Rundenzeit mehr zu spüren bekommen. Daher glaube ich: Alle Fahrer werden darauf bedacht sein, weniger Berührungen mit anderen Autos zu haben", sagt der mehrmalige Rennsieger vor dem Saisonauftakt.

Im Zweifelsfall gilt: keine Zurückhaltung!

Und auch Michelisz glaubt: Im Zweifelsfall gibt es keine Zurückhaltung. "Wenn du die Chance siehst, eine Position gutzumachen, dann wird sicher keiner zögern. Ich rechne nicht damit, dass die Rennen anders sein werden", meint Michelisz. "Es kommt nur darauf an, clevere Rennen zu fahren. Du musst ins Ziel kommen und möglichst viele Punkte abgreifen." Also doch lieber zurückhaltend agieren?


Fotostrecke: WTCC-Favoritencheck 2014

Zu einem gewissen Grad, wie Monteiro hinzufügt: "Die Aerodynamik hat natürlich eine Auswirkung auf das Fahrverhalten. Das ist klar. Wir müssen daher sorgfältiger mit den Autos umgehen. Das haben die Trainings gezeigt. Denn räuberst du nur einmal zu sehr über die Randsteine, dann läufst du Gefahr, den Splitter und die Radkästen zu beschädigen. Das muss man also im Hinterkopf behalten."

Was nicht unbedingt danach klingt, als würden die Piloten das Serienmotto "Real Cars, Real Racing" anstreben, wenn die Ampeln ausgehen. Doch Ribeiro ist davon überzeugt, dass sich die DNS seiner Meisterschaft erhalten bleiben wird: "Tourenwagen bleiben Tourenwagen. Bei Tourenwagen-Rennen wird es immer um enge Zweikämpfe gehen. Wir haben schließlich einfach nur kurze Sprintrennen."

Was, wenn die Langeweile regiert?

"Es gibt keine Boxenstopps, keine Reifenstrategie und keine technischen Hilfsmittel", sagt Ribeiro. Er rechne nicht mit Zurückhaltung bei den Piloten, sondern mit der bekannten WTCC-Angriffslust. "Das ist nun mal Tourenwagen-Sport. Da wird es halt probiert", so der Serienchef. Und was, wenn nicht? Was, wenn die TC1-Autos der WTCC nicht so spektakuläre Rennen zulassen wie in der Vergangenheit?

Dann, so Ribeiro, müsste umgehend gehandelt werden. "Wenn die Qualität unserer Rennen nachlässt und wir keinen guten Sport mehr haben, dann müssen wir sofort reagieren. Dann gilt es, gemeinsam mit der FIA und den Herstellern daran zu arbeiten, damit man die Regeln anpassen kann. Wir müssen den Fans vor Ort und den Zuschauern zuhause etwas bieten." Und wie das 2014 aussieht, zeigt sich heute Abend...