• 04.05.2012 16:04

  • von Stefan Ziegler

Trackwalk: Hungaroring

Die höchste Geschwindigkeit, der passende Gang, die heftigste Bremszone, die langsamste Kurve: Der Hungaroring bei Budapest unter der Lupe

(Motorsport-Total.com) - Wo wartet denn der härteste Bremspunkt auf die Fahrer und wo erreichen die Piloten die höchsten Geschwindigkeiten? Diese und weitere Fragen beantwortet 'Motorsport-Total.com' ab sofort in einer neuen Artikelserie - im "Trackwalk". Das sind Daten und Fakten zu den einzelnen Rennstrecken in Kombination mit den Aussagen der unmittelbar Beteiligten. Heute: der Hungaroring.

Titel-Bild zur News: Hungaroring

Der Hungaroring bei Budapest gilt seit jeher auch als das "Monaco ohne Mauern"

Die knapp 4,3 Kilometer lange Rennstrecke feierte im vergangenen Jahr ihr Debüt in der WTCC und avancierte dort auf Anhieb zu einer festen Größe. "Für uns ist der Hungaroring ein perfekter Kurs", hatte Serienpromoter Marcello Lotti schon vor der Premiere versprochen. Und so war es dann auch: Der Hungaroring begeisterte mit zwei packenden Rennen und einem 75.000 Fans starken Publikum.

Eine solche Kulisse hat die WTCC nicht überall. Oder wie es der ungarische Lokalmatador Norbert Michelisz (Zengö) rückblickend formuliert: "Mit Worten lässt es sich einfach nicht beschreiben. Die Erinnerungen an den Hungaroring 2011 werden mich bis an mein Lebensende begleiten." Topnoten erhält aber nicht der Zuspruch durch die Fans, sondern auch die Organisation vor Ort in Budapest.

"Diese Strecke ist definitiv WM-würdig", sagt Wiechers-Teammanager Dominik Greiner. "Hier gibt es ein Fahrerlager, das die WTCC warm empfängt." Die Veranstalter würden sich damit absolut auf Formel-1-Niveau bewegen und den Teams sehr entgegen kommen. Und die Fahrer, die bisher noch keine Bekanntschaft mit dem Kurs gemacht haben, tun ihr Übrigens, um gut vorbereitet zu sein.


Fotos: WTCC in Budapest


Die Neulinge trainieren im Simulator

Das Aon-Duo um Tom Chilton und James Nash pilotierte den Ford Focus S2000 TC zum Beispiel schon virtuell auf dem Hungaroring. "James und ich saßen in dieser Woche im Simulator, um uns vorab an die Strecke zu gewöhnen", erklärt Chilton und merkt an: "Es sieht nach einem sehr interessanten Kurs aus. Manche Kurven fallen seitlich ab und es gibt zahlreiche Höhenwechsel."

Auch Nash hat bereits Gefallen am Hungaroring gefunden: "Es scheint eine tolle Strecke zu sein. Auf diesem Kurs gibt es einige schnelle Kurven. Dergleichen passte in der Slowakei sehr gut zu unserem Fahrzeug. Natürlich stellt eine neue Bahn immer auch eine Herausforderung dar, doch ich denke, dass unser Auto hier gut funktionieren sollte." Darauf setzt auch Wiechers-Teammanager Greiner.

"Manche Kurven fallen seitlich ab und es gibt zahlreiche Höhenwechsel." Tom Chilton

Nicht zuletzt, weil der BMW 320 TC, wie ihn sein Team einsetzt, im vergangenen Jahr einen guten Eindruck auf dem Hungaroring hinterlassen hat. Auf Fahrerseite besteht aber Nachholbedarf, denn Stefano D'Aste war 2011 nicht auf der ungarischen Bahn im Einsatz. "Stefano kennt die Strecke zwar noch nicht, aber wir haben Daten aus dem Vorjahr", meint Greiner. "Außerdem saß er im Simulator."


Fotos: WTCC-Demofahrt in Budapest


Langsame und schnelle Kurven wechseln sich ab

Und dabei stellte der Italiener sicherlich fest, dass der Hungaroring einiges zu bieten hat. Los geht es auf einer schnellen Runde zum Beispiel mit der höchsten Geschwindigkeit, die am Ende der Geraden um Start und Ziel erreicht wird. Von knapp 220 km/h bremsen die Piloten dann auf rund 80 km/h herunter und durchfahren die erste Kurve im zweiten Gang, ehe eine Dritte-Gang-Kurve ansteht.

Danach wird es flüssiger: Mit über 150 km/h passieren die Fahrer die schnellen Kurven drei und vier am Ende des ersten Streckensektors und biegen dann in den langsamen rückwärtigen Teil der 4,3 Kilometer langen Bahn ein. Dort warten eine langsame Schikane (etwa 80 km/h) sowie diverse mittelschnelle Kurven, bevor die Piloten nach Kurve elf den dritten und letzten Sektor befahren.

"Es scheint eine tolle Strecke zu sein." James Nash

Dieser besteht im Wesentlichen aus einem scharfen Rechtsknick (Kurve 12), wo die Fahrzeuge für WTCC-Verhältnisse extrem verzögert werden: Bis zu 1,5 g wirken in der Bremszone. Mit 80 km/h beziehungsweise 90 km/h nehmen die Fahrer dann noch die beiden letzten Haarnadel-Kurven unter ihre Räder, und schon sind sie zurück auf der Zielgeraden. All dies in rund 1:56.000 Minuten.


Der Hungaroring aus Fahrersicht

Hungaroring

Voller Name: Hungaroring
Einweihungsjahr: 1986
WTCC-Debüt: 2011

Streckenlänge: 4,382 Kilometer
Fahrtrichtung: im Uhrzeigersinn

Kurvenanzahl: 15
Linkskurven: 6
Rechtskurven: 9

Höchste Geschwindigkeit: 218 km/h vor Kurve 1
Höchste Kurvengeschwindigkeit: 158 km/h in Kurve 10
Geringste Geschwindigkeit: 77 km/h in Kurve 1

Größte Verzögerung: 1,5 g vor Kurve 12
Größte Querbeschleunigung: 1,7 g in Kurve 3