• 18.04.2012 18:28

  • von Stefan Ziegler

Tarquini: Das Feilschen um den zwölften Startplatz

Handeln wie auf dem Basar: Wie Gabriele Tarquini dank eines Präzedenzfalls die letzte Startreihe umschiffte und doch aus dem Mittelfeld losfuhr

(Motorsport-Total.com) - Der Schock für Gabriele Tarquini war groß. Denn wenige Stunden nach der Qualifikation in Marokko gab die Rennleitung die Streichung sämtlicher Rundenzeiten des italienischen Routiniers bekannt. Oder ohne Umschweife formuliert: Tarquini wurde disqualifiziert. Der SEAT Leon des 50-Jährigen war nach dem Zeittraining als untergewichtig aufgefallen. Die Folge war ein Startplatz in der letzten Reihe.

Titel-Bild zur News: Gabriele Tarquini

Gabriele Tarquini und sein SEAT Leon waren nur in Q1 untergewichtig unterwegs

Eigentlich, doch so weit kam es dann doch nicht, denn Tarquini und sein Lukoil-Rennstall konnten diese Bestrafung gerade noch einmal abwenden oder zumindest abmildern. Unterm Strich durfte der Weltmeister von 2009 in beiden Rennen von Startplatz zwölf losfahren, was ihm aber kein Glück brachte. Gleich zweimal spielte nämlich die Technik verrückt, sodass Tarquini gar nicht punktete.

Wie aber hatte es der Italiener geschafft, die letzte Startreihe zu umgehen? Gegenüber 'Motorsport-Total.com' erläutert der SEAT-Pilot, was zwischen Qualifying und Aufwärmrunde geschah: "Wir schrieben am Sonntagmorgen einen Brief. Wir legten aber keinen Protest ein, denn es wäre nicht sinnvoll gewesen, vor das Berufungsgericht der FIA zu ziehen." Das hätte auch viel Geld gekostet.

"Das Auto war untergewichtig." Gabriele Tarquini

So versuchte das russische Team für seinen italienischen Fahrer darzulegen, wie sich am Samstag von Marrakesch alles zugetragen hatte. Fakt ist: "Das Auto war untergewichtig - und zwar um zehn Kilogramm, am Ende von Q2", bestätigt Tarquini. "Das Problem ist: Ich wurde in Q1 überprüft. Man hielt mich an, schickte mich auf die Waage, und ließ mich dann weiterfahren." Der Knackpunkt.


Fotos: Gabriele Tarquini, WTCC in Marrakesch


Tarquini erklärt: "Wenn es ein Problem gibt, müssen sie dich informieren. Das war nicht der Fall." Deshalb nahm Tarquini wie geplant an der zweiten Session teil, nachdem er sich - so glaubten er und das Team - ordnungsgemäß dafür qualifiziert hatte. Entscheidend war dann die zweite Session: "In Q2 verbrauchte ich etwa 13 bis 14 Kilogramm an Sprit und dadurch war das Auto untergewichtig."

"Ich denke, es war eine faire Lösung." Gabriele Tarquini

All dies legte das Team in einem Schreiben an die Rennleitung dar. "Auch im Hinblick auf die Vergangenheit, denn bisher wurden in einem solchen Fall immer nur die Zeiten aus Q2 gestrichen. Zum Beispiel bei Tom Coronel in Valencia 2009", meint Tarquini. Und tatsächlich: Die Rennleitung hatte ein Einsehen, strich nur die Q2-Zeiten und ließ Tarquini von Rang zwölf aus losfahren.

"Ich denke, es war eine faire Lösung", sagt Tarquini. "Und ja, es war unser Problem, unser Fehler." Am Ergebnis hat es nichts geändert, denn gleich zweimal gab's null Punkte für den Routinier. Und noch ist nicht alles im grünen Bereich bei Lukoil: "Unser Tempo ist noch nicht gut genug. Mein Ziel ist daher, Punkte zu holen. Wir haben nicht die Geschwindigkeit, um es mit der Spitze aufzunehmen."