• 15.09.2008 13:21

  • von Stefan Ziegler

Rydell im Interview - Teil 1: "Ich habe noch alle Chancen"

SEAT-Pilot Rickard Rydell im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' über die Rennen in Oschersleben und seine Ziele für Italien

(Motorsport-Total.com) - Mit gemischten Gefühlen verließ SEAT-Pilot Rickard Rydell die Motorsport Arena Oschersleben, denn der Schwede hatte nicht die gewünschten Ergebnisse eingefahren. In äußerst kampfbetonten Rennen fuhr Rydell auf den sechsten Rang, viel im zweiten Lauf in der Magdeburger Börde allerdings weit zurück und holte keine weiteren WM-Zähler. Mit 51 Punkten belegt Rydell nach wie vor den vierten Platz in der Gesamtwertung und sah sich im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' noch voll im Titelrennen.

Titel-Bild zur News: Rickard Rydell

Da geht's lang: Rickard Rydell hat auch weiterhin den WTCC-Titel anvisiert

Frage: "Rickard, in Oschersleben hast du die Plätze sechs und 20 eingefahren. Wie würdest du also dein Wochenende zusammenfassen?"
Rickard Rydell: "Das war ziemlich enttäuschend. Diese Meisterschaft, die WTCC, ist wirklich eine überaus enge Meisterschaft. Das hat man auch im Qualifying wieder gesehen: Die Autos liegen unglaublich nahe beieinander. Da waren 15 Autos innerhalb von nur einer halbe Sekunde zu finden, das kann doch nicht normal sein! Eine sehr konkurrenzfähige Serie. Ich hatte mir für das Wochenende eigentlich mehr erhofft, denn ich hatte schon in der Vergangenheit recht gute Ergebnisse dort."#w1#

Rydell mit Oschersleben nur bedingt zufrieden

"Unter anderem ist mir auf dieser Strecke der allererste SEAT-Sieg gelungen. Die Strecke finde ich klasse, ein guter Kurs. Schon im Qualifying war der Wagen prima. Leider hatte ich auf meinem zweiten Reifensatz ein Problem mit der Schaltung, was allerdings für den letzten Run wieder behoben werden konnte. Dabei sind allerdings ein paar Jungs neben der Strecke unterwegs gewesen und es wurden gelbe Flaggen gezeigt - ich konnte mein Potential also leider nicht umsetzen."

"Auf den Daten konnte man aber erkennen, dass ich es wohl in die Top 3 geschafft hätte. Das wiederum stimmte mich für die Rennen sehr zuversichtlich. Im ersten Lauf bin ich sehr gut von meinem zehnten Startplatz weggekommen und wurde schlussendlich Sechster. Damit war ich wirklich sehr zufrieden, denn darauf ergab sich ja Startplatz drei für das zweite Rennen. Das Ziel war also, auf das Siegertreppchen zu fahren und mindestens acht bis zehn Punkte aus diesem Wochenende mitzunehmen. Leider hatte ich am Start mit durchdrehenden Reifen zu kämpfen und kam nur langsam von der Linie."

"Danach wurde ich in die erste Kurve hineingeschubst, dabei bin ich von der Strecke abgekommen und damit war mein Wochenende erledigt. Das ist schon sehr enttäuschend, vor allem, wenn das Auto wirklich klasse läuft. Immerhin habe ich aus dem ersten Rennen drei Punkte mitgenommen, der zweite Lauf war eine Katastrophe. Das ist also schon etwas enttäuschend, ein paar mehr hätten es schon sein dürfen."

Alles eine Frage des Risikos...

Frage: "Denkst du, die erste Kurve ist in Oschersleben zu eng oder waren am Start einfach einige Fahrer etwas zu sehr motiviert?"
Rydell: "Naja, einige waren sicherlich übermotiviert, denn irgendjemand hat mich ja angerempelt. Ich habe keine Ahnung, wer das gewesen sein könnte, aber jemand hat gedrückt. Aber so ist das halt, dabei weiß jeder ganz genau, wie sehr man aufpassen muss am Start. In der ersten Kurve kann man eine Menge Plätze gutmachen, spätestens nach der zweiten Kurve wird es schwieriger."

"Da geht halt der eine ein größeres Risiko ein und ein anderer hält sich eher zurück. Und dann gibt es da noch die Spezialisten von hinten, die sich sagen: 'Ich gehe volles Risiko!' Solche Kandidaten kommen mit Vollgas angestürmt, bremsen zu spät und das war's. Auf dieser Strecke ist die erste Kurve aber wirklich etwas zu eng und zu langsam. Das war früher anders gelöst, der Eingang war schneller."

"Damals war es ziemlich haarig und es gab wohl einige Unfälle. Jetzt haben sie diese Stelle allerdings etwas zu sehr verlangsamt. Es wäre sicherlich zumindest ein kleines bisschen besser, wenn sie die erste Kurve wieder etwas mehr öffnen würden - nur ein kleines Stück. Für das Rennen ist das eine prima Sache, denn du musst das Auto fast komplett herunterbremsen. Aber am Start ist das leider ziemlich knifflig."

Frage: "Du hattest an diesem Wochenende so deine Probleme, aber auch die Frontrunner der Meisterschaft haben kaum gepunktet. Sind deine Titelchancen noch intakt?"
Rydell: "Na klar! Ich habe noch immer alle Chancen. Gabriele (Gabriele Tarquini; Anm. d. Red.) und Yvan (Yvan Muller; Anm. d. Red.) haben natürlich die besseren Chancen. Sie liegen 15 Punkte vor mir, möglich ist es allerdings noch für mich."

Qualifying als Schlüssel zum Erfolg im Rennen

Frage: "Was hast du dir also für die verbleibenden Saisonrennen vorgenommen?"
Rydell: "Ich sehe das so, dass die Qualifikation wohl der Schlüssel zu dieser Meisterschaft ist. Ich würde mir wünschen, in der Quali immer in den Top 5 oder den Top 6 zu landen. Dann hast du nämlich unglaublich gute Chancen, in beiden Rennen gute Punkte zu sammeln. In Imola muss ich also erst einmal ein gutes Qualifying hinlegen und dann wird sich zeigen, was ich in den Rennen anstellen kann."

Frage: "Du hast eben Imola erwähnt. Zusammen mit Monza stehen zwei Rennen auf italienischem Boden auf dem Programm. Was hälst du von diesen beiden Kursen?"
Rydell: "Das bedeutet zunächst einmal, dass wir viel Zeit in Italien verbringen werden (lacht). Ich mag das italienische Essen, das ist einfach klasse. Das ist also schon einmal ein Pluspunkt. Ich denke, Monza könnte recht gut für uns sein, bei Imola bin ich mir da nicht so sicher."

"Als wir noch Benziner hatten, sahen wir dort so schlacht nicht aus - BMW war aber wohl trotzdem schneller, wenn ich mich recht erinnere. Wir sind ja schon vor einigen Jahren in Imola unterwegs gewesen. Imola ist eine recht technische Strecke. Es geht bergauf und bergab, es gibt einige Schikanen und Haarnadeln. Ich hoffe natürlich, dass der Diesel dort konkurrenzfähig sein kann, sicher bin ich mir aber nicht. Das werden wir aber wohl schon nach der ersten Trainingssession wissen."

"Wie ich schon sagte, wir werden unsere Anstrengungen wohl zunächst auf das Qualifying ausrichten. Dort wollen wir gut abschneiden, denn die Quali ist einfach so wichtig. Das ist so ähnlich wie in Oschersleben. Der Kollege auf Rang 16 tat mir beinahe Leid, denn er lag nur etwas mehr als sechs Zehntel hinter Platz sechs. Aber von P16 geht fast gar nichts. Da hat man dann Pech gehabt."