• 25.01.2010 10:08

  • von Stefan Ziegler

Lamm: "Am 320si hat es nicht gelegen"

Teammanager Charly Lamm zieht eine Schlussbilanz nach fünf Jahren in der Tourenwagen-WM: Fahrertitel verpasst, aber trotzdem gut verkauft

(Motorsport-Total.com) - Mit den beiden Sprintrennen von Macao schloss sich für das BMW Team Germany ein Kapitel Rennsportgeschichte: Von 2005 bis 2009 versuchte die Mannschaft um Schnitzer-Teammanager Charly Lamm, die Konkurrenz in der Tourenwagen-WM in Schach zu halten und den Fahrertitel einzufahren. Letztendlich vergeblich, denn am Saisonende jubelten jeweils die großen Rivalen.

Titel-Bild zur News: Charly Lamm

Charly Lamm und das BMW Team Germany haben den WTCC-Titel verpasst

Dass das BMW Team Germany seit der Neugründung der WTCC 2005 stets zu den Spitzenteams zählte und zahlreiche Pole-Positions, Podien und Punkte holte, stimmt Lamm und seine Crew daher nur bedingt zufrieden: "Statistiken können eben trügerisch sein", sagt Lamm gegenüber 'Sport Auto'. Man habe sich zwar achtbar geschlagen, doch das große Ziel habe man eben nicht erreicht.#w1#

"Wir haben unsere WM-Statistik 2009 weiter verbessert. Aber in der einen Statistik, in der wir uns unbedingt verbessern wollten, da haben wir es nicht geschafft", erläutert Lamm die Situation seines Rennstalls und fügt an: "Fakt ist, dass die letzte Konsequenz der Statistik - nämlich der Fahrertitel - fehlt." Auch im vergangenen Jahr hatte das BMW Team Germany einmal mehr das Nachsehen.


Fotos: BMW und Chevrolet testen in Portimão


Augusto Farfus kämpfte bis zum letzten Rennwochenende um den Titel, hatte beim großen Finale in Übersee allerdings kaum eine Chance gegen die beiden SEAT-Piloten Gabriele Tarquini und Yvan Muller. In Macao hat der brasilianische Rennfahrer den ersten Platz aber nicht verloren - vielmehr ist sein Abschneiden im Gesamtklassement dem mitunter kuriosen Saisonverlauf geschuldet.

2009: BMW als "zweite Kraft" hinter SEAT

"Wir hatten zu viele Situationen, wo wir in der ersten Runde des ersten Rennens nach dem fliegenden Start in Zwischenfälle verwickelt waren", meint Lamm rückblickend. "Das war vielleicht die Krux. Die WM-Läufe haben wegen ihrer Kürze eine hohe Intensität, alles passiert rasend schnell. Die Piloten haben nur 50 Kilometer, um Positionen gut zu machen", erläutert der BMW Teammanager.

Augusto Farfus

Augusto Farfus war oftmals sehr schnell, agierte mitunter aber auch glücklos Zoom

Von solchen Rückschlägen erholte sich Farfus aber zumeist postwendend und konnte im zweiten Rennen eines Wochenendes häufig zum Konter ansetzen. Lamm: "Rennsiege im ersten Lauf sind ein Verdienst auf Grund der Performance im Zeittraining. Siege in Lauf zwei sind der umgedrehten Startaufstellung geschuldet - also genau genommen einem künstlichen Showelement."

"Diese Rennen konnten wir in der Regel gewinnen, auch deshalb, weil wir den Speed hatten, was ein ganz wichtiger Punkt ist. Wir waren mit dem BMW 320si über weite Strecken der Saison zweite Kraft und auf einigen Rennstrecken auch erste Kraft", so das deutsche Teamoberhaupt - unterm Strich war das aber nicht ausreichend, um den spanischen Rivalen auf Dauer Paroli bieten zu können.

Die WTCC als "gigantische Herausforderung"

"Am BMW 320si hat es nicht gelegen, dass wir den Titel verloren haben, denn die Chancen waren ja in beiden WM-Wertungen bis zum Schluss vorhanden", meint Lamm und verweist auf den schwierigen Start in das fünfte Rennjahr der WTCC: Erst ab Pau seien die BMW Länderteams dazu in der Lage gewesen, "aktiv um den Titel zu kämpfen", erklärt Lamm - vermutlich einen Tick zu spät.

Start in Macao 2009

"Sprintrennen in Vollendung": Charly Lamm hatte viel Freude an der WTCC Zoom

Mit der Saison 2009 lief schließlich auch die WM-Uhr für das Schnitzer-Team ab: 2010 werden Teammanager Lamm und seine Mannschaft auf der Langstrecke unterwegs sein und die Europaeinsätze des neuen BMW M3 koordinieren. Die WTCC behält Lamm aber in guter Erinnerung: "Die WM steht für Sprintrennen in Vollendung", findet das frühere BMW Team Germany Oberhaupt.

"Auf der sportlichen Seite war die WM eine gigantische Herausforderung, weil das technische Reglement so eng gewoben ist, dass man sich nur selten technische Vorteile herausarbeiten kann. Deshalb muss man auf allen Ebenen perfekt aufgestellt sein, um erfolgreich zu sein", gibt Lamm mit etwas Wehmut zu Protokoll. "Das ist zwar sehr anstrengend - aber auch anspruchsvoll und faszinierend."