Huff: "Ich hielt kurz den Atem an"
Chevrolet-Fahrer Rob Huff spricht über seinen Doppelschlag in Monza, das Duell mit seinen Teamkollegen und die Aussichten in der Fahrer-WM
(Motorsport-Total.com) - Beim dritten Saisonevent der WTCC avancierte Rob Huff zweifelsohne zum Mann, den es 2011 zu schlagen gilt. Der Chevrolet-Pilot festigte seine WM-Führung durch zwei (!) Siege in Monza und holte mit 50 Punkten die ideale Ausbeute. Eine solche Leistung war bisher nur Jörg Müller (2005) und James Thompson (2007) gelungen. Entsprechend zufrieden zeigt sich Huff in der Pressekonferenz von Italien. Nun sieht sich der britische Rennfahrer auch als ernsthafter Titelanwärter in diesem Jahr.

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WM-Spitzenreiter Rob Huff feierte 2011 bereits vier Laufsiege in der WTCC
Frage: "Rob, dritter Event, dritte Pole-Position, dritter Sieg im ersten Rennen. Das wird nun langsam aber sicher zu einer Gewohnheit. Wird es dir dabei nicht allmählich langweilig?"
Rob Huff: "Garantiert nicht (lacht; Anm. d. Red.)! Ich freue mich sehr und hoffe, dieser Trend hält noch lange an. Drei von drei ersten WM-Läufen zu gewinnen braucht eine gewisse Portion Glück, gar keine Frage."
"Wir setzten uns aber bisher in jeder Qualifikation durch und das war ohne Zweifel eine große Hilfe. Das erste Rennen von Monza war das bis dato härteste des Jahres, denn ich musste Alain und Yvan in Schach halten. Wir legen hier zwar nicht so viele Runden zurück, aber es war trotzdem eine knifflige Geschichte."
"Sowohl Alain als auch Yvan lagen zwischenzeitlich neben mir, doch ich hatte stets die Innenlinie für die nächste Kurve. Nur so konnte ich die Führung behalten. Alain berührte mich einmal am Heck. Ich weiß aber nicht, was da genau passierte, ob er einen Fehler gemacht oder sich einfach nur gegen Yvan zur Wehr gesetzt hatte."
"Da hielt ich kurz den Atem an, doch wir konnten weitermachen. Meine hintere Stoßstange schliff auf dem Asphalt, was mich ein bisschen einbremste. Zum Glück hörte das nach einer gewissen Zeit auf. Es war schwierig, doch ich bin sehr zufrieden, endlich in Monza gewonnen zu haben."
Die Teamkollegen setzen Huff unter Druck
Frage: "Im Hinblick auf die Ausgangslage und die Stärke eurer Fahrzeuge hättest du sicher ein etwas einfacheres Rennen erwartet..."
Huff: "Allerdings. Mir war schon klar: Es würde eine harte Nummer werden, doch mit so viel Action hätte ich nicht gerechnet. Wenn du aber zwei weitere Chevrolet hinter dir hast und dort Alain und Yvan am Steuer sitzen, dann kannst du dich nicht für den kleinsten Moment in Sicherheit wiegen."
"Für Monza gilt das noch einmal extrem, weil hier Windschatten gefragt ist. Ich wusste: Solange ich nur als Erster in die jeweilige Kurve einbiegen könnte, würde ich dazu in der Lage sein, sie hinter mir zu halten. Wir haben es in Monza aber mit vielen langen Geraden zu tun, weshalb es hier natürlich zahlreiche Überholmöglichkeiten gibt. Ich bin sehr zufrieden und freue mich für das Team."
Frage: "Was ist es für ein Gefühl, das Rennen anzuführen, aber zumeist die Augen im Rückspiegel zu haben?"
Huff: "Ich glaube, ich verbrachte 90 Prozent des Rennens damit, nach hinten zu schauen (lacht; Anm. d. Red.)! Ich versuchte zu erahnen, wo sie einen Angriff wagen würden. Es war hart, doch aus diesem Grund war es mein bisher angenehmster Saisonerfolg. Es wird wohl schwierig, dieses Rennen zu toppen. Ich freue mich, dass ich mein Ziel erreichen und siegen konnte."
Frage: "Im vergangenen Jahr ging dir ein möglicher Sieg durch die Lappen, als du auf der letzten Runde einen Reifenschaden hattest. Ging dir das durch den Kopf? Hattest du Angst vor einer Wiederholung?"
Huff: "Ja, allerdings. Im vergangenen Jahr gab es doch einige Reifenschäden bei uns."
"2011 widmeten wir uns daher noch intensiver dem Setup des Autos und zum Beispiel auch den Reifendrücken. Es geht uns darum, das Risiko eines Reifenschadens zu minimieren. Bis zur letzten Runde verschwendete ich aber keinen Gedanken daran, denn ich hatte alle Hände voll zu tun, um meine beiden Teamkollegen hinter mir zu halten."
"Im letzten Umlauf hatte ich einen kleinen Vorsprung und nur noch Yvan als Verfolger. Ab der zweiten Lesmo-Kurve hoffte ich einfach nur, dass meine Reifen über die restliche Distanz kommen würden. Glücklicherweise gelang dies auch. Chevrolet hat mir wieder einmal ein perfektes Auto hingestellt."
Huff siegt auch im zweiten Rennen
Frage: "Kommen wir auf Lauf zwei zu sprechen: Erneut warst du siegreich, wobei du etwas Besonders erreicht hast. Weißt du, wie oft es bisher vorkam, dass ein Fahrer beide Läufe eines Wochenendes gewann?"
Huff: "Ich kann mich nicht an allzu viel erinnern, denn dafür war dieser Tag einfach zu überwältigend für mich."
"Wenn ich mich nicht irre, war James Thompson 2007 in Valencia der bisher letzte Pilote, dem dies gelang. Man darf aber nicht vergessen: Jetzt haben wir ein anderes Qualifying-System. Damals mussten die Fahrer nach dem Sieg im ersten Rennen noch von Position acht aus losfahren, während ich in Lauf zwei aus Reihe eins an den Start ging."
"Ich schnappte mir dabei gleich die Führung, denn Tiago Monteiro war nur schlecht losgekommen. So lag ich schon vor Kurve eins an der Spitze. Ich schaute sehr oft in meine Rückspiegel und war ganz baff, auf Platz eins zu sein. Ich hatte eine gute erste Runde, doch Yvan ließ sich nicht abschütteln. Er holte mich rasch ein und setzte mich massiv unter Druck."
"Wenn du jemanden wie Yvan hinter dir hast, kannst du dir auf jeden Fall sicher sein, dass er nicht absichtlich etwas Dummes veranstalten wird. Sonst gibt er dir den Platz wieder zurück. So war das zum Beispiel in der Parabolica. Er war wie immer gut aus der Ascari-Schikane herausgekommen und ich verteidigte mich in der Parabolica auf der schmutzigen Innenseite."
"Ich bremste etwas eher als sonst, weil ich Sorgen hatte, die Kurve zu schaffen. Das überraschte ihn vermutlich und wir kollidierten, sodass meine Hinterräder kurzzeitig in der Luft waren. Er verhielt sich aber fair, ließ mir den Raum und mich gewähren. Die letzten Runden waren dann wieder sehr hart, denn Yvan pushte weiterhin sehr stark."
Frage: "Vier Siege aus sechs Rennen sind eine starke Bilanz. Wie wertest du deinen Start in die Saison 2011?"
Huff: "Das ist nicht schlecht. Wenn man mir so etwas angeboten hätte, wäre ich sofort Feuer und Flamme dafür gewesen. Es ist ein Traumstart. Auf einen solchen Saisonauftakt hatte ich in den vergangenen sechs Jahren gehofft. 2011 gelang es endlich. Es stehen aber noch viele Rennen aus."
"Die Saison ist noch jung und es kann noch einiges passieren. Jetzt ist allerdings vielleicht schon der Punkt gekommen, an dem ich mich darauf konzentrieren sollte, die Meisterschaft zu gewinnen. Ich muss Punkte mitnehmen. In der Qualifikation werde ich auf jeden Fall weiterhin maximal Druck machen. In den Rennen muss ich punkten oder siegen, sofern das drin ist."

