• 07.06.2010 19:33

  • von Stefan Ziegler

Gené: "Die Geschwindigkeit ist nicht das Problem"

SR-Pilot Jordi Gené im Interview über sein Abschneiden zum Saisonbeginn, die neue Lage im Team und seine Aussichten für das Rennjahr 2010

(Motorsport-Total.com) - Beim Saisonauftakt in Curitiba war die Tourenwagen-Welt für Jordi Gené noch vollkommen in Ordnung. Wie schon in den vergangenen Jahren, so erzielte der Spanier zum Auftakt der neuen Rennsaison viele Punkte und reiste entsprechend motiviert nach Marrakesch und Monza. Dort gab es allerdings herbe Dämpfer für die Erwartungen von Gené, denn in diesen vier Rennen sprangen nur zwölf weitere Zähler heraus. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Gené über seine bisherige Ausbeute.

Titel-Bild zur News: Jordi Gené

Jordi Gené rangiert derzeit mit 36 Punkten auf dem achten Platz in der WM-Wertung

Frage: "Jordi, in Monza schien zunächst alles für dich zu laufen. Was passierte dann?"
Jordi Gené: "Ich hatte einen guten Start und ich lag schon vor Priaulx. Dann brach aber etwas im Motorenumfeld - warum auch immer. Ich musste hereinkommen, denn mein Motor hatte auf einmal keine Power mehr. In der Box wurde das fehlerhafte Teil ausgetauscht und ich konnte weiterfahren."#w1#

"Das Schlimme an dieser Sache ist nur: Ich war schon Dritter, bevor ich die Boxengasse ansteuern musste. Anschließend fand ich auch einen sehr guten Rhythmus. Ich war richtig schnell unterwegs. Das macht die Geschichte natürlich zu einer frustrierenden Angelegenheit. Unser Auto ist nun einmal speziell für solche Strecken wie Monza oder Marrakesch geeignet."

"In Marrakesch konnte ich aber nur wenige Punkte machen und in Italien lief es nicht viel besser. Das ist sehr enttäuschend. Das Fahrzeug war gut, ich hatte einen guten Rhythmus - dennoch sprangen zu wenige Zähler für mich heraus. Das ist nur schwer zu akzeptieren. Aber gut, mehr als weiterhin alles geben, kann ich nicht tun."

2010 kann Gené endlich frei fahren

Frage: "Diese Saison scheint sich für dich fast genauso zu entwickeln, wie schon das vergangene Jahr: Es ist eine regelrechte Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen..."
Gené: "Das trifft den Nagel auf den Kopf. Ich komme wirklich sehr gut zurecht und war in bislang zwei von drei Qualifyings bester SEAT-Fahrer."

"Marrakesch war kein gutes Pflaster für mich - und Monza war nicht wesentlich besser." Jordi Gené

"Die Geschwindigkeit ist also nicht das Problem. Schaut man sich hingegen die Ergebnisse an, erhält man ein ganz anderes Bild. Okay, Brasilien war in Ordnung. Marrakesch war aber dann schon kein gutes Pflaster für mich - und Monza war nicht wesentlich besser."

"Das ist wirklich etwas frustrierend. Speziell in einer solchen Meisterschaft, wo es so ungeheuer eng zugeht. Hast du in der WTCC einmal zwei schlechte Wochenenden, kannst du deine Titelhoffnungen eigentlich schon fast begraben."

Frage: "Hinzu kommt, dass du in diesem Jahr eine ganz andere Ausgangslage hast: Du bist weder Privatier noch Werksfahrer. Wie gehst du damit um? Was hat sich für dich verändert?"
Gené: "Wir fahren in diesem Jahr für ein Satellitenteam. Nennen wir es einfach einmal so. Wie uns Gabriele deutlich vor Augen führt, können wir aber trotzdem um den Titel kämpfen."

"Ich sollte mich wohl auf einzelne Podien und Siege konzentrieren." Jordi Gené

"Für mich gestaltet sich die Situation nun etwas anders. Vielleicht muss ich damit beginnen, jedes Rennen für sich zu betrachten. Ich sollte mich wohl auf einzelne Podien und Siege konzentrieren. Am Ende des Jahres werden wir dann sehen, wohin uns das führt. Das ist eine andere Herangehensweise."


Fotos: SR, WTCC in Monza


"Das Gute daran ist: Im vergangenen Jahr war ich in einer ähnlichen Situation, doch damals war alles bereits gelaufen - ich musste schließlich für meine Teamkollegen arbeiten. Jetzt spielt das keine Rolle mehr und ich kann mich auf mich selbst konzentrieren. Ich kann für mich versuchen, jedes Mal aufs Neue ein gutes Wochenende zu haben."

Neue Zielsetzung: Einzelerfolge sind Trumpf

Frage: "Würdest du gerade diese Ausgangslage als größten Unterschied im Vergleich zum Vorjahr ansehen? Nun kannst du gewissermaßen frei fahren..."
Gené: "Genau. Nur war mein Ziel natürlich, den Titel zu gewinnen."

"An den ersten drei Wochenenden wollte ich konstant auf das Podium fahren." Jordi Gené

"Ich hatte sicherlich nicht vor, im ersten Monza-Rennen nur auf Rang 15 einzulaufen. An den ersten drei Wochenenden wollte ich konstant auf das Podium fahren. Wir wussten ja schließlich schon im Voraus, dass unser Auto speziell bei diesen Rennen richtig gut sein würde."

Frage: "Bist du in diesem Zusammenhang zufrieden mit dem neuen Punktesystem? Dadurch könnte sich eine Aufholjagd etwas einfacher gestalten..."
Gené: "Wenn ich einige gute Wochenenden zusammen bekomme, dann könnte das klappen. So gesehen ist das neue Punktesystem etwas besser."

"Ich muss nun einfach jedes Wochenende für sich betrachten. Dann werden wir sehen, was passiert. Wichtig ist, dass ich die Geschwindigkeit habe. Ich habe in der Qualifikation unter Beweis gestellt, wie schnell ich sein kann. Das muss ich jetzt auch in Rennresultate umsetzen."

"Die nun anstehenden Rennstrecken kommen unserem Auto nicht wirklich entgegen." Jordi Gené

Frage: "Die günstigen Strecken für das Dieselauto liegen hinter uns - als nächstes stehen eher kurvenreiche Kurse wie Zolder und Brünn auf dem Programm. Rechnest du diesbezüglich mit Problemen?"
Gené: "Ja. Die nun anstehenden Rennstrecken kommen unserem Auto nicht wirklich entgegen. Deswegen bin ich enttäuscht, dass ich auf Kursen wie Marrakesch und Monza nicht gut genug gepunktet habe."

"Aber so ist es nun einmal. Wir müssen einfach weiterhin hart arbeiten. 2009 waren 15 Fahrer dazu in der Lage, den Titel zu holen. In diesem Jahr sind es nur etwa acht bis zehn. Man könnte also sagen, dass es 2010 etwas einfacher ist, in die Top 8 vorzustoßen. Und wer weiß - vielleicht gelingt es mir ja doch?"