• 18.11.2011 10:05

  • von Stefan Ziegler

Ein Duell auf Messers Schneide: Huff ringt Muller nieder

WM-Anwärter Rob Huff bezwingt seinen Titelrivalen Yvan Muller im Kampf um die Pole-Position in Macao - Heftiger Unfall von Volvo-Pilot Robert Dahlgren

(Motorsport-Total.com) - Der Titelkampf der WTCC nimmt weiter an Fahrt auf: In der Qualifikation von Macao lieferten sich die beiden verbleibenden Meisterschafts-Anwärter Rob Huff (Chevrolet) und Yvan Muller (Chevrolet) ein beinhartes, aber unheimlich packendes Duell um die Pole-Position. Der Herausforderer behielt die Oberhand: Huff geht am Sonntag vor seinem Stallgefährten Muller in das vorletzte Rennen des Jahres.

Titel-Bild zur News: Robert Huff

Das Imperium schlägt zurück: Rob Huff sicherte sich die Pole-Position in Macao

Muller musste sich letztendlich um knappe zwei Zehntel geschlagen geben, hat als Zweiter aber natürlich trotzdem gute Karten. Schwierig wird es für den WM-Favoriten jedoch in Lauf zwei: Huff fährt dann von Platz drei los, während Muller nur als Achter an den Start geht. Für Spannung ist beim großen Saisonfinale der Tourenwagen-WM also gesorgt - auch auf den weiteren Positionen.

Aus deutschsprachiger Sicht brachte der Macao-Freitag gemischte Ergebnisse mit sich: Franz Engstler (Engstler) landete in Q1 auf dem zehnten Platz und sicherte sich damit die Pole-Position für das zweite Rennen. Gar nicht am Start war im Qualifying Fredy Barth (SEAT-Swiss). Der Schweizer hatte am Vormittag einen schweren Unfall und befand sich zur Untersuchung im Krankenhaus.

Q1: Menu vom Fahrverkehr lahmgelegt

Die Qualifikation auf dem Guia Circuit von Macao - bei Stadtevents werden die Sessions um 50 Prozent verlängert - begann zunächst recht unspektakulär, denn die beteiligten Fahrer kamen ohne größere Ausrutscher über die Runden. Gabriele Tarquini (Lukoil-Sunred) markierte in 2:34.085 Minuten eine erste Richtzeit, die allerdings rasch und klar von der Konkurrenz unterboten wurde.

Yvan Muller (Chevrolet) drückte den Bestwert auf 2:33.353 Minuten, ehe Darryl O'Young (Bamboo) seinen Markenkollegen in 2:33.177 Minuten von Platz eins verdrängte. Robert Dahlgren (Polestar) war anschließend noch einmal drei Zehntel besser und setzte in 2:32.881 Minuten den Schlusspunkt unter die Zeitenjagd in Q1. Ein Konter war danach nicht mehr möglich, denn plötzlich gab es gelbe Flaggen.

Der Grund dafür: Im Mittelsektor war Alain Menu (Chevrolet), zu diesem Zeitpunkt nicht in den Top 10 liegend, im Verkehr hängengeblieben - buchstäblich. Der Schweizer hatte es gleich mit mehreren Rivalen zu tun und kollidierte schließlich mit Andre Couto (Sunred), wobei sich Menu einen Schaden an seinem rechten Vorderreifen einfing. Damit konnte der Routinier nur noch zur Box zurückhumpeln.

Engstler auf der Pole-Position für Lauf zwei

Bei nur noch rund zwei Minuten auf der Uhr war klar: Ein Chevrolet aus dem Werksteam würde es nicht in die zweite Quali-Runde schaffen - Macao hatte wieder einmal zugeschlagen. Hinter Dahlgren und O'Young zogen Muller, Couto, Mehdi Bennani (Proteam), Tarquini, Tom Coronel (ROAL), Rob Huff (Chevrolet), Michel Nykjaer (Sunred) und Franz Engstler (Engstler) in die zweite Teilsession ein.

Letzterer geht damit am Sonntag von der Pole-Position ins Rennen, wenn die WTCC ein letztes Mal in diesem Jahr einen WM-Lauf bestreitet. Eine sehr gute Ausgangslage sicherte sich auch Huff, der beim Qualifying richtig "zockte" und sich im zweiten Rennen als Dritter auf den Weg zu Kurve eins macht. WM-Spitzenreiter Muller, der nur noch Huff zu fürchten hat, startet in Lauf zwei "nur" als Achter.


Fotos: WTCC in Macao


Einen Achtungserfolg erzielte Bennani - nach zuletzt recht starken Leistungen fuhr der Afrikaner in Q1 sicher in die Top 10 und platzierte sich im Mittelfeld. Dadurch stehen die Chancen gut, dass er sich - ähnlich wie Engstler und Huff - speziell im zweiten Sprintrennen noch einmal gut in Szene setzen kann. Erst einmal stand für die verbliebenen zehn Piloten aber das Top-10-Finale auf dem Programm.

Q2: Rotphase nach Volvo-Crash

Die zweite Einheit der Qualifikation hatte kaum begonnen, da musste sich auch schon unterbrochen werden: Dahlgren war mit seinem Volvo C30 Drive im Streckenteil Paiol verunglückt und frontal in die Leitplanken gekracht. Das Fahrzeug wurde wieder zurück auf den Kurs geschleudert und fing sofort Feuer, sodass die Streckenposten von Macao erneut ihre Löschqualitäten beweisen mussten.

Im Gegensatz zu Fredy Barth (SEAT-Swiss) am Vormittag hatte sich Dahlgren aber aus eigener Kraft aus dem Cockpit befreit und war schon hinter den Leitplanken, als die Räumungstrupps anrückten und den havarierten Rennwagen abtransportierten. Eine Rundenzeit hatte zu diesem Zeitpunkt noch kein Auto markiert, also nahmen die verbliebenen neun Piloten anschließend einen neuen Anlauf.

Allerdings erst nach einer längeren Unterbrechung, denn die Unfallstelle im zweiten Sektor wurde erst wieder renntauglich gemacht. Die Streckenposten rückten dem ausgelaufenen Öl mit Bindemittel und Säuberungs-Maschinen zuleibe, was einige Minuten in Anspruch nahm. Als die Rennleitung letztlich ihr Okay gab, setzte in der Spielerstadt Macao langsam aber sicher schon die Dämmerung ein.

Das Finale: Muller und Huff kämpfen um die Pole

Die nun wieder auf 15 Minuten angesetzte Session fand nach rund einer halben Stunde ihre Fortsetzung und Muller und Huff machten sofort ernst: Der WM-Spitzenreiter knallte 2:32.027 Minuten auf den macanesischen Asphalt, Huff folgte in 2:31.868 Minuten und entschied das erste Duell klar für sich. Danach bog das Chevrolet-Duo ab und holte sich in der Box noch einmal frische Reifen.

Das Spiel begann von Neuem: Muller legte vor, Huff folgte ihm mit geringem Abstand. Es war ein starker Zweikampf auf hohem Niveau, denn beide Fahrer verbesserten sich noch einmal massiv: Muller kam nach 2:31.149 Minuten über die Linie, doch Huff hatte schon bei den Zwischenzeiten einen Vorteil gehabt - nochmals Bestzeit! Der Brite fuhr in 2:30.881 Minuten auf Platz eins.

Hinter dem Spitzenduo sicherte sich Tarquini bei 1,266 Sekunden Rückstand den dritten Rang vor O'Young und Coronel. Bennani, Couto, Nykjaer, Engstler und der nicht mehr angetretene Dahlgren komplettierten das Klassement von Q2. Nun heißt es aber erst einmal Geduld haben: Die WTCC pausiert in Macao traditionell am Samstag und geht erst am Sonntag wieder auf den Guia Circuit.