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  • 06.11.2012 18:29

  • von Stefan Ziegler

Die Gewichtserleichterung, die gar keine ist

Der BMW 320 TC darf in der WTCC unter seinem Basisgewicht von 1.160 Kilogramm antreten, aber technisch ist diese Erleichterung gar nicht umsetzbar

(Motorsport-Total.com) - Stell Dir vor, Du hast einen Vorteil, kannst ihn aber nicht nutzen. Dann weißt Du, wie sich die vielen BMW-Kundenteams im Starterfeld fühlen. Denn eigentlich dürfte der BMW 320 TC in der WTCC unter seinem Basisgewicht von 1.160 Kilogramm antreten, doch technisch ist diese Erleichterung nicht umsetzbar. Die BMW-Piloten fahren also mit einem Handicap an, obwohl sie keines haben sollten.

Titel-Bild zur News: Norbert Michelisz

Der BMW 320 TC, wie ihn auch Norbert Michelisz fährt, ist ein "Schwergewicht" Zoom

Eine kuriose Situation, wie der Renningenieur von Norbert Michelisz (Zengö-BMW) bei 'Turaauto.hu' erklärt: "Wir hatten Probleme damit, unser Basisgewicht zu reduzieren, als es uns gestattet wurde", sagt Gergö Bari. "In Sonoma fuhren wir mit etwa 20 Kilogramm mehr als eigentlich vorgesehen und in Suzuka waren wir zehn Kilogramm zu schwer." Was das Kompensationsgewicht ad absurdum führt.

Die Ballastregeln sind schließlich dazu da, das Starterfeld zu balancieren, indem die einzelnen Automodelle mit unterschiedlichen Gewichten belegt werden. So wollen die Veranstalter für eine möglichst große Chancengleichheit sorgen und natürlich auch verhindern, dass ein Fahrzeug zu dominant auftritt. Beides scheint in der Rennsaison 2012 allerdings nur bedingt zu gelingen.

Während Chevrolet als einziges Werksteam mit dem Chevrolet Cruze 1,6T den Ton angibt (Fotostrecke: Die Crashs von Yvan Muller) und alle anderen klar hinter sich lässt, können die privaten BMW-Teams nicht einmal die Vorteile nutzen, die ihnen das Reglement zugesteht. Bari: "Das liegt daran, dass der BMW 320 TC zwar mit seinem Werks-Basisgewicht fahren kann, aber eben nicht darunter." Und Abhilfe ist derzeit nicht in Sicht.


Fotos: Norbert Michelisz, WTCC in Schanghai


Es bestünde zwar die Möglichkeit, die Seiten- und Heckscheiben der BMW-Autos durch Plexiglas zu ersetzen, doch damit ließen sich laut Bari jeweils nur drei bis vier Kilogramm an Gewicht einsparen. Und vor allem die Heckscheibe bereitet den BMW-Teams noch Kopfzerbrechen: "Bislang hat noch niemand eine Lösung gefunden", meint Bari. "Alle BMW-Autos fahren mit der normalen Heckscheibe."

Und genau an dieser Stelle sollte, so der ungarische Renningenieur, BMW Motorsport ein- und seinen Kundenteams unter die Arme greifen. "Es wäre wichtig, dass BMW über den Winter eine Erleichterung am Auto vornimmt, sodass wir die Vorzüge des Kompensationsgewichts auch nutzen können", erklärt Bari. "Technisch ist das kein großes Problem. Das Schwierigste daran ist wohl der Papierkrieg."

Dabei würden die Vorteile auf der Hand liegen: Eine Reduzierung des Werks-Basisgewichts von derzeit 1.160 Kilogramm könnte den BMW 320 TC im kommenden Jahr "etwas konkurrenzfähiger" machen, sagt Bari und fügt hinzu: "BMW plant in naher Zukunft nicht mit einer ernsthaften Entwicklung oder mit einem Werksprojekt. Wir hoffen aber, dass sie zumindest am Gewicht des Autos arbeiten."