• 16.05.2012 12:55

  • von Stefan Ziegler

Kritik am Kompensationsgewicht: "Es funktioniert nicht"

Die Gewichtsregeln der WTCC scheinen das Feld nicht zu balancieren: BMW-Fahrer Tom Coronel erklärt, was aus seiner Sicht nicht stimmig ist

(Motorsport-Total.com) - Das Konzept der WTCC sieht vor, möglichst vielen unterschiedlichen Fahrzeugen möglichst gute Siegchancen einzuräumen. Keine einfache Aufgabe, wenn zum Beispiel frontgetrieben und auch heckgetriebene Autos zur Meisterschaft zugelassen sind. Dass in Chevrolet nur ein Werksteam am Start ist, verschärft die Situation nochmals. 2012 scheint das Ungleichgewicht größer denn je zu sein.

Titel-Bild zur News: Tom Coronel

Tom Coronel findet nicht, dass die Regeln für eine gute Balance in der WTCC sorgen

Dies zeigte sich vor allem im Anschluss an das dritte Wochenende des Jahres, nachdem Chevrolet auf dem Stadtkurs von Marrakesch dominiert hatte. Rob Huff, Alain Menu und Yvan Muller feierten beim einzigen Afrika-Auftritt der Meisterschaft zwei souveräne Dreifach-Erfolge und deklassierten ihre Rivalen speziell im zweiten Rennen regelrecht. Trotzdem war es der BMW, der an Gewicht zulegte.

Klingt seltsam, ist aber so - weil das Kompensationsgewicht, also die Ballastregeln der WTCC, nicht auf Ergebnissen, sondern auf Rundenzeiten basiert. Und da war der BMW 320 TC im Schnitt so gut unterwegs, dass das Fahrzeug für das vierte Wochenende auf dem Slovakiaring gleich 20 Kilogramm an Gewicht zulegte. BMW war dort so schwer wie Chevrolet. Nicht leichter, wie man vermuten würde.

An eine Trendwende war aus der Sicht von BMW daher nicht zu denken. "Diese 20 Kilogramm spürst du", sagt Tom Coronel (ROAL), aktuell bestplatzierter BMW-Pilot in der WM-Gesamtwertung. Auf dem Slovakiaring kam er einem Podestplatz daher nicht mal nahe: "Ich hatte viel Untersteuern und beim Beschleunigen aus den Kurven fehlte die Traktion. Es ging nur darum, irgendwie durchzukommen."

War der Erfolgsballast eine bessere Lösung?

Damit ist kein Staat zu machen. Und dessen ist sich Coronel bewusst. "Ich beschwere mich aber nicht", meint der Niederländer. "Wir haben uns dazu entschieden, hier anzutreten. Und ich mag es, meinen BMW zu fahren, aber das Kompensationsgewicht funktioniert halt nicht. Vor drei, vier Jahren war es noch deutlich besser geregelt. Damals gab es noch den Erfolgsballast", erläutert Coronel.

Dieser basierte auf den Ergebnissen eines einzelnen Fahrers. Ein großer Unterschied zum jetzigen System, das sämtliche Autos einer Modellreihe betrifft. Damit haben beispielsweise alle BMW-Piloten das gleiche Handicap und tun sich kollektiv schwer damit, Chevrolet unter Druck zu setzen. Dass die WM-Titelverteidiger und haushohen Favoriten vorn sind, ist laut Coronel jedoch nicht das Problem.

"Man sieht ja an den Rundenzeiten, wie der Hase läuft." Tom Coronel

"Natürlich sind sie das stärkste Team, denn sie sind ja auch ein Werksteam", meint der Routinier. "Trotzdem stimmt da etwas nicht. Man sieht ja an den Rundenzeiten, wie der Hase läuft." Und in den Straßen von Marrakesch hätte Chevrolet "mit Leichtigkeit" gewonnen, betont Coronel und merkt an: "Nur Gabriele Tarquini kann es mit ihnen aufnehmen, weil er immer einen neuen Motor nutzen darf."


Fotos: Erste Fotos vom neuen Lada Granta


Die Fans stimmen Coronel zu

Inzwischen trifft dies allerdings nicht mehr zu, denn die "Schonfrist" für den neuen 1,6-Liter-Turbomotor von SEAT (und von Ford) endete am 1. Mai 2012, also noch vor dem Wochenende in Ungarn. Bis dahin sah der "Welpenschutz" der WTCC noch vor, dass Tarquini und Co. So viele Triebwerke einsetzen konnten, wie sie wollten. Nun ist dieser vermeintliche Vorteil dahin.

"Ich denke, wir haben ein großes Problem", sagt Coronel. Die Fans scheinen dem WTCC-Fahrer in diesem Punkt beizupflichten. In einer von 'Motorsport-Total.com' durchgeführten Umfrage, bei der über 350 Stimmen abgegeben wurde, werteten lediglich 3,7 Prozent das Kompensationsgewicht als eine "gute und faire Lösung". 10,2 Prozent meinten sogar, dabei überhaupt nicht durchzublicken.

"Ich denke, wir haben ein großes Problem." Tom Coronel

"Viel zu kompliziert" sind die Gewichtsregeln laut weiteren 15,8 Prozent und satte 32,5 Prozent stimmen mit Coronel überein, indem sie sagen: "Es funktioniert halt nicht." Während 3,7 Prozent einfach nur mit den Achseln zucken ("Mir ist das egal.") kommt die mit 34,1 Prozent größte Gruppe für sich zu einem ähnlichen Schluss wie BMW-Fahrer Coronel: "Der Erfolgsballast war besser."

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