• 28.02.2009 11:47

  • von Stefan Ziegler

Der Saison-Countdown 2009 (6): Jörg Müller will den Titel

'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf die fünfte Saison der WTCC - Erfahren Sie in Teil 6, was sich BMW Pilot Jörg Müller von der Saison 2009 verspricht

(Motorsport-Total.com) - Niemals kam Jörg Müller dem Titel in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC näher als in der Saison 2006. Im Duell mit BMW Markenkollege Andy Priaulx entschied letztendlich nur ein einziger Punkt über die Platzierungen an der Tabellenspitze - zuungunsten von Müller. 2008 gab's für den BMW Team Germany Fahrer gar nur den siebten Gesamtrang. Lesen Sie im sechsten Teil des Saison-Countdowns von 'Motorsport-Total.com', was Jörg Müller sich für 2009 vorgenommen hat.

Titel-Bild zur News: Jörg Müller

Jörg Müller möchte sich im fünften Anlauf endlich den Titel in der WTCC sichern

Der einzige deutsche Werkspilot der WTCC war mit seinem Abschneiden in der vergangenen Saison alles andere als zufrieden, wie er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' erläuterte: "Ich bin in die Saison gegangen, um die Meisterschaft zu gewinnen", sagte Müller. "Meine Erwartungen sind also ganz klar nicht erfüllt worden." Unterm Strich bedeutete dies den siebten Endrang, einen Laufsieg und 60 WM-Punkte.#w1#

Verbesserungsbedarf in der Qualifikation

"Ich bin enttäuscht von diesem Ergebnis", meinte der 39-Jährige, der sich 2008 viel lieber in den Titelkampf eingemischt hätte. "Bei Jörg war es ein Auf und Ab", beschrieb BMW Team Germany Teammanager Charly Lamm die Saison seines Piloten. "Man darf aber nicht vergessen, dass Jörg einer der mittlerweile wenigen Piloten ist, die seit Beginn der WTCC dabei sind. Er ist in den meisten Statistiken vorne mit dabei - nur zum Titel hat es für ihn eben noch nicht gereicht."

Jörg Müller, Monza, Autodromo di Monza

Jörg Müller hielt seinen BMW 320si 2008 nicht in jedem Sprintrennen schadlos... Zoom

"Im Vergleich zu seinen bisherigen Resultaten war der siebte Platz in der vergangenen Saison sein bislang schlechtestes Ergebnis", erklärte Lamm und ging näher auf die Schwierigkeiten Müllers ein: "Jörg hatte mit Startplätzen im Mittelfeld zu kämpfen, was dann im Startgetümmel mitunter zu kleineren Berührungen und Kollisionen geführt hat." Und so waren viele WM-Läufe bereits nach den ersten Rennmetern gelaufen - eine Schwachstelle, die es 2009 auszumerzen gilt.

"Jörg muss versuchen, gemeinsam mit dem Team seine Qualifikations-Leistung zu verbessern. Dabei müssen wir eine bessere Basis erreichen, damit man dann im Rennen auch die nötigen Punkte holen kann", nannte Lamm im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' die größten Baustellen des BMW Team Germany Piloten und ergänzte: "Jörg ist gut im Zweikampf und hat einen tollen Rennüberblick. Nur ist es halt ein weiter Weg bis in die Punkte, wenn man von hinten kommt."

Müller möchte 2009 nach dem Titel greifen

Doch auch Müller macht sich so seine Gedanken: "Ich habe über den Winter geschaut und analysiert, was wir für die anstehende Saison verbessern können. Ich habe selber an mir festgestellt, dass ich im vergangenen Jahr zu vorsichtig war und wohl etwas zu zurückhaltend gefahren bin. Dadurch war ich wahrscheinlich zu vorsichtig und bin zu oft auf einem neunten Platz gelandet", meinte der Deutsche und kündigte an: "Ich werde dieses Jahr einfach voll auf Angriff fahren."

Jörg Müller, Valencia, Circuit Comunitat Ricardo Tormo

Gemeinsam mit seiner Crew arbeitete Müller im Winter an seiner Quali-Form Zoom

Lange Zeit war allerdings nicht klar, ob BMW 2009 überhaupt an den WM-Start gehen und ob Jörg Müller einen neuen Vertrag erhalten würde. "Du wirst natürlich immer an deinen Ergebnissen gemessen und da meine Ergebnisse im vergangenen Jahr sicherlich auch für BMW nicht zufriedenstellend waren, war das für mich auch ein bisschen ein Bibbern. Außerdem stand dann auch lange Zeit noch im Raum, ob BMW weiterhin WTCC macht oder nicht."

"Von daher bin ich natürlich überglücklich, in diesem Jahr noch einmal die Chance zu bekommen und erneut in der WTCC fahren zu können", gestand Müller, der sich in der Tourenwagen-WM nach eigenen Angaben pudelwohl fühlt: "Vom Rennfahren her ist es für mich das Schönste, was ich je gefahren bin. Weil wir fast keinen Abtrieb haben, siehst du als Zuschauer auch schöne Zweikämpfe und das macht die Sache ja auch für uns Fahrer interessant."

Keine Quantensprünge bei BMW

"Ich bin ja nicht Rennfahrer geworden, um 15 Tage zu testen, sondern weil ich Zweikämpfe austragen will. Dafür haben wir in unserer Meisterschaft nun einmal die besten Voraussetzungen. Daher denke ich, dass diese Meisterschaft noch immer Potential nach oben hat", erläuterte der ehemalige Formel-1-Testfahrer. Dennoch waren einige Probefahrten vor der neuen Saison unerlässlich. Das BMW Team Germany quartierte sich zu diesem Zweck in Portimão und Valencia ein.

Jörg Müller, Valencia, Circuit Comunitat Ricardo Tormo

Der diesjährige BMW 320si wartet optisch mit wenigen radikalen Neuerungen auf Zoom

Weil die Münchener 2009 aber einmal mehr mit dem erfolgreichen BMW 320si antreten, gab es im Winter keine revolutionären Weiterentwicklungen am Fahrzeug. "Große Sprünge kannst du in dieser Meisterschaft ohnehin nicht machen", meinte Müller. "Daher bin ich schon froh, wenn wir kleinere Fortschritte machen konnten." Diese sollen dabei helfen, die beiden WM-Titel wieder zurück in die bayerische Landeshauptstadt zu holen - so lautet die Zielvorgabe bei BMW.

Und was hat sich Müller für seine fünfte WTCC-Saison vorgenommen? "Im Endeffekt das gleiche wie schon im vergangenen Jahr", sagte der WM-Zweite von 2006. "Das, was BMW im der vergangenen Saison von mir erwartet hat, das erwartet BMW auch in diesem Jahr von mir. Das heißt, ich muss um die Meisterschaft fahren und so viele Punkte wie möglich für die Herstellerwertung holen. Und hoffentlich stehe ich dann am Ende des Jahres ganz oben."

Kompensationsgewicht schafft bessere Ausgeglichenheit

"Aber das wird nicht ganz so einfach werden, denn wir haben 15 Autos im Feld, die Rennen oder die Meisterschaft gewinnen können. Das sind alles keine Nasenbohrer", gab Müller zu bedenken. Seiner Motivation tut dies allerdings keinerlei Abbruch: "Das wird hart, aber ich gehe ganz klar mit dem Ziel an die Meisterschaft heran, am Ende auch Champion zu werden." Dabei helfen soll nicht zuletzt das neue Kompensationsgewicht, das künftig auf alle Wagen einer Marke angewendet wird.

Jörg Müller

Darf BMW Team Germany Pilot Müller 2009 den ganz großen Pokal küssen...? Zoom

"Du weißt dann immer, wo du markenintern stehst", kann Müller dem neuen System durchaus Vorzüge abgewinnen. "Es war ja früher oftmals so, dass Markenkollegen leichter unterwegs waren und dadurch vor dir standen. Und wenn dann die Frage kam, warum du das nicht gepackt hast, dann musstest du immer auf das Gewicht ausweichen. So ist es ganz klar: Alle fahren mit dem gleichen Gewicht und du weißt am Ende, wer der Schnellste ist."

In der Qualifikation wird eben dieser künftig in zwei Abschnitten gesucht: "Das halte ich nicht für besonders gut", meinte Müller. "In der Formel 1 verstehe ich das komplett, aber dort dauert die Qualifikation ja auch eine ganze Stunde. Wir haben dagegen nur eine halbstündige Quali", erläuterte der deutsche Rennfahrer, der vor allem in Bezug auf die Reifen Probleme aufkommen sieht. "Für uns ist das wohl kein guter Schritt", gab Müller abschließend zu Protokoll.

Jörg Müller 2009

Team:
BMW Team Germany

Auto:
BMW 320si WTCC

WTCC-Statistik Jörg Müller, 2005-2008:

Rennen: 83
Siege: 10
Punkte: 255
Podien: 23
Pole-Positions: 3
Schnellste Runden: 12
Führungsrunden: 131
Ausfälle: 8